Verteidigungsstrategie der USA: China gilt als größte Bedrohung
Russland könne trotz seiner Atomwaffen die USA nicht ernsthaft herausfordern – anders als China. Ein Konflikt sei weder zwingend noch wünschenswert.
Ein Konflikt mit China sei „weder zwangsläufig noch wünschenswert“, heißt es in dem Dokument, das Bestrebungen beschriebt, Pekings „Dominanz von Schlüsselregionen“ zu verhindern. Das ist als eine Referenz auf den Ausbau chinesischer Militärpräsenz im Südchinesischen Meer und zunehmenden Druck Pekings auf Taiwan zu verstehen. China arbeite darauf hin, amerikanische Bündnisse im indopazifischen Raum zu untergraben und seine wachsende Militärmacht dazu einzusetzen, Nachbarn zu bedrohen und ihnen seinen Willen aufzuzwingen.
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird in dem 80-seitigen Dokument als ernste Bedrohung der USA und ihrer Verbündeten mit Atomwaffen, Cyber-Operationen und Langstreckenraketen bezeichnet. Gefährlich sei die von Russland und China intensivierte Partnerschaft, die „mehr gefährliche Herausforderungen der Sicherheit zu Hause darstellen, selbst bei andauernden terroristischen Bedrohungen“.
Strategischer Konkurrent für Jahrzehnte
Verteidigungsminister Lloyd Austin betonte, China sei „der einzige Konkurrent da draußen, der sowohl die Absicht hat, die internationale Ordnung neu zu gestalten als auch zunehmend die Macht hat, das zu tun“. Anders als China könne Russland „nicht systemisch die Vereinigten Staaten auf lange Sicht herausfordern. Aber russische Aggression stellt eine unmittelbare und scharfe Bedrohung unserer Interessen und Werte dar.“
Die vorige, 2018 ausgegebene US-Militärstrategie stellte die Bekämpfung extremistischer Bedrohungen in den Mittelpunkt. Die Militärstrategie 2022 ist dagegen fundamental auf die Vorbereitung eines Krieges mit einer Großmacht ausgerichtet. Dazu gehört die von Präsident Joe Biden eingeleitete Verbesserung der Beziehungen mit Bündnispartnern, die dessen Vorgänger Donald Trump geschwächt hatte. Im Zentrum steht das Konzept einer „integrierten Abschreckung“, die eine Kombination militärischer, wirtschaftlicher und diplomatischer Stärke sein solle, mit der Druck ausgeübt werden könne.
China bleibe der „logische strategische Konkurrent für die kommenden Jahrzehnte“, während Russland eine „akute Bedrohung“ sei. Austin sagte, angesichts wiederholter russischer Drohungen mit Atomwaffen seien die USA aber auch sehr besorgt wegen einer möglichen Eskalation. „Es wäre das erste Mal seit über 70 Jahren, dass eine Nuklearwaffe benutzt würde. Das hat gewiss das Potenzial, Dinge in der internationalen Gemeinschaft zu verändern.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Neue israelische Angriffe auf Damaskus