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Verpackungspolitik bei ReweKommt nicht in die Plastiktüte

Der zweitgrößte Lebensmittelhändler Deutschlands bietet nur noch Jute- und Baumwolltaschen sowie Kartons an. Er kooperiert mit dem Nabu.

So sieht Einkaufen jetzt bei Rewe aus Foto: dpa

Berlin taz | In Zukunft können Kund*innen des Supermarkts Rewe keine Plastiktüten mehr an der Kasse erwerben. Das Unternehmen ist der erste große Lebensmittelhändler in Deutschland, der flächendeckend auf den Verkauf der Tüten aus Polyethylen verzichtet. Damit sollen 140 Millionen Plastiktüten gespart werden. So viele wurden bisher jährlich in den rund 3.000 Rewe-Märkten in Deutschland verkauft.

Stattdessen können Kund*innen ihre Einkäufe künftig in von Rewe produzierten Jutebeuteln, Baumwolltaschen oder Einkaufskartons transportieren. „Wir rechnen mit einer positiven Resonanz seitens der Kundschaft“, verkündete Lionel Souque, Vorstand der Rewe Group, am Mittwoch in Berlin. In einer Testphase, die in 130 Märkten durchgeführt wurde, gaben 65 Prozent der Kund*innen an, ihr Transportverhalten langfristig ändern zu wollen. Allerdings: Die sogenannten Hemdchen, die dünnen Plastiktüten im Frischeregal, wird es weiter geben. Sie gelten nicht als Transport-, sondern als Hygienebeutel – ein Ersatz wurde noch nicht gefunden.

Die Entscheidung der Kette wird durch den Naturschutzbund Deutschlands (Nabu) begleitet – das Nabu-Logo prangt auf den Öko-Behältnissen. „Wir freuen uns, dass wir mit Unterstützung von Rewe unsere jahrelangen erfolgreichen Aktivitäten im Kampf für saubere Meere, Flüsse und Seen ausbauen können“, sagte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke. Natürlich seien Verpackungen aus Plastik generell ein Problem – aber irgendwo müsse man ja anfangen.

Mit der Auslistung der Plastiktüten reagiert Rewe auf die Diskussion über die durch Plastiktüten verursachten Schäden vor allem in den Weltmeeren. Der Konzern geht mit der Aktion über die freiwillige Selbstverpflichtung von Handel und Umweltministerium hinaus, künftig keine kostenlosen Tüten mehr auszugeben. Diese hatten 240 Unternehmen unterschrieben.

Hintergrund für die Vereinbarung ist eine EU-Richtlinie, derzufolge alle Mitgliedsländer den Verbrauch von Plastiktüten auf 40 Tüten pro Einwohner und Jahr bis 2025 reduzieren sollen.

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8 Kommentare

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  • 2G
    27741 (Profil gelöscht)

    Wer in einem Elektronicmarkt ein kleines Kabel kauft, bekommt die doppelte Menge an Plastikverpackung dazu. Wir werden vor Weichmachern in Plastik gewarnt, verpacken aber unsere Lebensmittel darin. Das ist doch krank. Der Verpackungswahn mit Kunststoffen muss aufhören. Auch müssen wir uns von der Kostenlosmentalität verabschieden. Die Unmengen von "kostenlosen" Stadtteilzeitschriften, Werbebröschüren etc. die ungefragt in unseren Briefkästen landen, wandern doch eh mindestens zur Hälfte direkt in den Müll. Das ist eine Verschwendung von Energie, Papier und Toner die einen sprachlos macht. Und unseren Politikern fällt dazu nur das übliche Blabla ein. Weil die Industrie keine Veränderung will.

  • Toll, dann werde ich bei Rewe jetzt also Plastik-Müllbeutel kaufen müssen, statt die Plastiktüten nach dem Einkauf als Müllbeutel zu verwenden.

     

    Rewe sollte lieber mal dafür sorgen, dass nicht das gesamte Bio-Obst und -Gemüse in Plastik abgepackt ist. Meist hat man dort nämlich die Wahl zwischen regional aber konventionell angebauten Produkten voller Pestiziden etc., oder aber Bioware, die in Plastikschalen eingeschweißt aus Chile, Israel und sonstwo eingeflogen wird. Solange die es nicht schaffen, endlich mal lose regionale Bioware anzubieten, ist der Transport von Plastikware im Jutebeutel m.E. ungefähr so sinnvoll, wie mit dem 15l-SUV zum Demeter-Markt zu fahren. Das ist Öko-Facade für Leute, die auch vegane Schnitzelimitate aus lauter E-Sotffen kaufen, weil fleischlos ja so gesund ist.

    • @kami:

      Müllbeutel haben bei gleichem nutzbaren Volumen einen wesentlich geringeres Gewicht. Gut das Sie ab jetzt schon mal "notgedrungen" das richtige tun.

      • @lions:

        So viel dünner sind die, die nicht gleich reißen, auch nicht. ;) (&In Wahrheit habe ich auch fast immer eine Stoff-Einkaufstasche dabei.)

        Ändert aber nichts an der Tatsache, dass das viel größere Problem doch die in drei Lagen Plastik verpackten Produkte sind. - Sie schrieben ja gleichzeitig zu meinem Post untenstehend auch schon was dazu.

         

        Ich bin nicht sicher, ob der Einkaufstütenverzeicht ein erster kleiner Schritt in eine gute größere Richtung ist, oder nicht doch eher PR-taugliche Augenwischerei mit ein bisschen Ökowohlfühlfaktor.

        • @kami:

          Lassen Sie mal einen üblichen Müllbeutel ausgebreitet zu Boden fallen, der schwebt gemächlich herab; Die Einkaufstüte plumpst dagegen geradezu herunter. Gefühlt sage ich mal, der Einkaufsbeutel ist um Faktor 3 schwerer.

  • Prima! Da kannste die ganzen mit Plastik umhüllten Waren endlich in den Jutebeutel packen.

  • da bin ich (m) als Ku*nd**e aber rund*um zu*frieden...

  • Wenn es die Plastiktüten nicht mehr gibt, dann ist das eine rundum gute Sache. Weniger gut wäre es, wenn trotzdem die Produktionsmenge solcher Kunststoffe gleich bliebe oder höher würde, weil das ein Beweis dafür wäre, daß das Kind lediglich einen anderen Namen bekommen hat und derselbe Plastikmüll fortan in anderen Dingen verborgen ist und dann zwangsläufig die Umwelt weiterhin zerstört, wenn auch auf andere Weise.