Verordnungen gegen Frauen in Burundi: Nicht mehr abends raus

Nicht ohne Ehemann in die Kneipe, nicht mit dem Freund auf die Straße: Mit Restriktionen gegen Frauen bekämpft Burundi den „Sittenverfall“.

Eine junge Frau sitzt hinter einem Tisch und gibt einem Mann die Hand

So liebt Burundis Präsident Nkurunziza seine Frauen: arbeitsam und gehorsam Foto: reuters

BERLIN taz | In Teilen Burundis dürfen Frauen abends nicht mehr frei das Haus verlassen. Wie die burundische Internetzeitung Ivomo News berichtet, sollen in den Gemeinden Muyinga und Nyabiraba junge Frauen nach 18 Uhr nicht mehr in Begleitung junger Männer auf die Straße gehen, in Musongati wiederum dürfen Frauen ab 19 Uhr nur noch in Begleitung ihres Ehemanns ausgehen.

Das erste Verbot gelte schon seit März, berichtet die oppositionelle Internetplattform, die im Exil erscheint. Es soll laut den Behörden „unerwünschte Schwangerschaften“ vermeiden, da diese vor allem einträten, wenn junge Männer und Frauen im Schutz der Dunkelheit und der Anonymität miteinander Kontakt aufnähmen.

Hintergrund ist, dass die meisten Burunder zuhause keinen Strom und damit kein elektrisches Licht haben. Schüler und Studenten treffen sich abends zum Lernen unter der Straßenbeleuchtung – ein von den Behörden argwöhnisch beobachtetes Phänomen.

Das zweite Verbot, das am 6. Mai in Musongati verfügt wurde, ist komplexer. Man müsse etwas unternehmen, da junge Burunderinnen zahlreiche nicht mit der traditionellen burundischen Kultur zu vereinbarende Gewohnheiten entwickelt hätten, so gibt Ivomo die Verkündung des Gemeindeverwalters Jean Damascène Arakaza wieder.

Die Opposition mundtot machen

So gingen Frauen allein in die Kneipe, und im betrunkenen Zustand „provozieren sie Streit an der Bar, machen viel Lärm und stören die Sicherheit“. Sie sollten auch nicht abends ohne ihre Ehemänner auf die Märkte gehen.

Die Erlasse werden als verfassungswidrig kritisiert. Sie erfolgen vor dem Hintergrund einer zunehmend autoritären Politik der Regierung von Präsident Pierre Nkurunziza, der seit der Niederschlagung einer breiten Protestbewegung gegen ihn 2015 und seiner umstrittenen Wiederwahl zu einer in der Verfassung nicht vorgesehenen dritten Amtszeit immer diktatorischer herrscht.

Hunderttausende Burunder sind in Nachbarländer geflohen. Menschenrechtsgruppen machen staatliche Sicherheitsorgane sowie die paramilitärischen Verbände der Regierungspartei CNDD-FDD für zahlreiche illegale Tötungen verantwortlich. Nachdem bei den Massenprotesten gegen Nkurunziza 2015 Jugendliche Frauen eine zentrale Rolle spielten, setzt die Regierung auf männerdominierte und autoritäre Traditionen der burundischen Kultur, um die Opposition mundtot zu machen.

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