Vermisster Krankenhaus-Direktor: Sorge um Hussam Abu Safia
Der Direktor eines Krankenhauses in Nordgaza bleibt weiterhin vermisst. Er wurde Ende 2024 vom israelischen Militär gefangen genommen.
Mittlerweile hat Israel bestätigt, dass es den Leiter des Krankenhauses festhält. Zuvor hatte die israelische Armee der Nichtregierungsorganisation Physicians for Human Rights Israel mitgeteilt, sie hätten „keinen Hinweis auf die Festnahme oder Inhaftierung der betreffenden Person“. Die israelische Armee sagte, dass Abu Safia verdächtigt werde, ein „Terrorist“ zu sein und einen „Rang“ in der Hamas zu haben. Beweise legten sie nicht vor.
Laut der Nichtregierungsorganisation EuroMed Monitor werde Abu Safia im israelischen Militärlager Sde Teiman in der Negev-Wüste festgehalten. Kürzlich Freigelassene bestätigten gegenüber CNN, Abu Safia in dem Lager gesehen zu haben.
Als das israelische Militär am 27. Dezember das Krankenhaus zum wiederholten Mal stürmte, sollen laut Euro-Med Monitor neben Abu Safia außerdem weitere 240 Menschen festgenommen worden seien und zu einem „Verhör geführt“ worden seien.
Die Folter gefährde seine Gesundheit
Abu Safia sei der Menschenrechtsorganisation zufolge, die sich auf Zeug*innenaussagen stützt, ebenfalls zu einem Verhörplatz in Jabalia gebracht worden. Dort sei er gezwungen worden, seine Kleidung auszuziehen und schwer geschlagen worden. „Unter anderem mit einem dicken Draht, der für Straßenstromleitungen verwendet wird.“
Die Folter in Sde Teiman gefährde Abu Safias Gesundheit, warnt Euro-Med Monitor. Die Organisation fürchtet außerdem seine Hinrichtung und verweist auf andere Ärzte, die in israelischen Haftzentren unter Folter getötet worden sein sollen.
Hussam Abu Safia ist 51 Jahre alt, er wurde im Geflüchtetenlager Jabalia in Nordgaza geboren. Seine Familie wurde während des Krieges 1948 aus dem damaligen palästinensischen Ort Hamama nördlich von Gaza vertrieben. Der Facharzt für Kinderheilkunde hat unter anderem in Russland studiert und hat auch die russische Staatsbürgerschaft. Zurück in Gaza gründete er die erste Neugeborenenstation in Nordgaza.
Abu Safia weigerte sich mehrfach, das Krankenhaus zu verlassen – auch als das israelische Militär am 5. Oktober eine komplette Blockade über den nördlichen Gazastreifen verhängte und die Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser und Strom kappte.
Stimme „des dezimierten Gesundheitssektors“
Als das israelische Militär am 25. Oktober 2024 das Krankenhaus stürmte und das Gebäude bombardierte, wurde Hussam Abu Safias Sohn Ibrahim von einer Drohne getötet. Israelische Soldaten nahmen Abu Safia bereits zu dem Zeitpunkt fest, ließen ihn aber wieder frei.
„Ich werde zu meinen Patienten zurückkehren, sobald ich mich erholt habe“, sagte er einen Monat später gegenüber Al Jazeera, als er im November 2024 bei einem Drohnenangriff auf das Krankenhaus verletzt wurde.
Amnesty International bezeichnet Abu Safia als „Stimme des dezimierten Gesundheitssektors in Gaza“. Israel habe seit dem Krieg „Hunderte palästinensische Pflegekräfte und Ärzte ohne Gerichtsverfahren festgenommen“, so Amnesty. Julia Neumann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pressekonferenz in Mar-a-Lago
Trump träumt vom „Golf von Amerika“
Bürgergeld-Populismus der CDU
Die Neidreflexe bedient
Verkehrsranking
Das sind die Stau-Städte
Anbiederungen an Elon Musk
Der deutsche Kriecher
Religionsunterricht
Deutschlands heilige Kuh
Habeck-Werbung in München
Grüne Projektion