Vermeintlicher Rassismus gegen Deutsche: Werteunion im Rap
Der Rapper Cashmo will, dass Deutsche nicht mehr mit gebeugtem Kopf durch das „Kanak“-Viertel gehen. Online teilen viele seine konservativen Ansichten.

Rap war immer politisch, immer gegen Rassisten. Das rappte Sookee vor ein paar Jahren in dem Track „Zusammenhänge“. Während man das „politisch“ in ihrer Aussage in jedem Fall so stehen lassen kann, gibt es nun wieder Anlass, den zweiten Teil der Aussage zu relativieren.
Einerseits gibt es Nazirap, den Hipsternazis gerne auf ihren Demos gehört haben, als es noch Demos von Hipsternazis gab. Dann gibt es aber auch noch Rassismus-ist-blöd-aber-Patriotismus-ist-doch-o.k.-und-warum-sollen-wir-Deutschen-nicht-stolz-auf-Deutschland-sein-Rap. Das ist so etwas wie die Werteunion der Rap-Genres.
Fler („Der erste Deutsche, der richtig Welle schiebt“) ist ihr prominentester Repräsentant, aktuell gibt es einen weiteren: In „Alman“ klagt Cashmo, bürgerlich Achim Welsch, darüber, wie schwierig es sei, als deutscher Junge im „Kanak-Viertel“ aufzuwachsen; dass man nichts mit Hitler zu tun habe, trotzdem nicht „das Mädchen aus dem Balkan“ lieben dürfe; dass Schwarz-Rot-Gold einen ja direkt zum Nazi mache; dass so viele Almans in Gefahr lebten, aber man nicht darüber reden dürfe. Kennt man.
Im Videoclip sieht man junge und alte Menschen, die Almans sein sollen, in weißen T-Shirts mit der Aufschrift „Alman“ und Klebestreifen auf dem Mund; einen schwarzen Benz mit dem Nummernschild Alman und Deutschlandfahne; dazu bisschen Schäferhund und bisschen Adler. Kann man schon schwierig finden.
Auch Kai-Uwe kann ein „Kanake“ sein
Vor ein paar Tagen hat das Branchenmedium Hiphop.de deshalb einen kritischen Artikel veröffentlicht. Cashmo hat daraufhin erklärt, warum es auch Rassismus (oder zumindest Diskriminierung) gegen Deutsche gäbe. Online zeigten sich viele solidarisch mit ihm. Einige der Kommentator:innen schrieben, dass sie das Lied gut fänden, obwohl sie keine Deutschen seien, manche teilten Deutschlandfahnen und Fahnen der Länder ihrer Vorfahren.
Was lernen wir daraus? Wieder einmal, dass Hip-Hop eben auch nur so gut sein kann wie die Gesellschaft, aus der er kommt; andererseits, an genannten Reaktionen, dass Herkunft alleine nicht aufgeklärt macht; und dass Cashmo vom Kollegen Abdi lernen könnte. Der nämlich findet, dass auch ein Kai-Uwe Kanake sein kann, und zitiert den Film „Kanak Attack“: „Unser Schweiß ist Kanake, unser Leben ist Kanake, unsere Goldketten sind Kanake.“
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