Verkehrswende in Berlin: Die Friedrichstraße wird autofrei
Die Einkaufsstraße in Mitte soll 2020 für drei Monate zur Flaniermeile werden. So soll das Geschäft angekurbelt und das Klima geschützt werden.
Die Einkaufsmeile Friedrichstraße soll im nächsten Sommer mehrere Monate autofrei werden. Dies kündigte Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese am Freitagabend bei einer Diskussionsveranstaltung an. Gesperrt für motorisierte Fahrzeuge werde dabei der Abschnitt zwischen Französischer und Leipziger Straße. Laut Mittes Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) könnte die Aktion drei Monate dauern und am Tag des Musikfests „Fête de la Musique“, dem 21. Juni, beginnen, wie er der Berliner Morgenpost sagte.
Bereits in diesem Jahr war die Straße Anfang Oktober für drei Tage autofrei. Begründet wurde das auch damit, dass die anliegenden Geschäfte so stärker frequentiert werden.
Ursprünglich hatte die Koalition angekündigt, den Boulevard Unter den Linden autofrei machen zu wollen. Nach Auskunft der Verkehrsverwaltung sind die Pläne auch nach drei Jahren Rot-Rot-Grün noch im frühen Planungsstadium. Wie Staatssekretär Streese am Freitagabend verriet, gebe es „viele Überlegungen“, nichts davon sei jedoch „spruchreif“. Ein wenig konkreter wird er in Bezug auf die Tauentzienstraße. Hier sollen Planungen zur Verkehrsberuhigung im nächsten Jahr beginnen. Auch der Kurfürstendamm ist laut Streese für eine Verkehrsberuhigung im Gespräch.
Bei der Diskussion in der Stadtwerkstatt am Alexanderplatz, organisiert von der Initiative „Stadt für Menschen“, ging es um die Umsetzung der Verkehrswende. „Ich bin so müde, was die Umsetzung des Mobilitätsgesetzes angeht“, klagte Heinrich Strößenreuther, Mitinitiator des Volksentscheid Fahrrad. Die Hälfte der Bevölkerung wünsche sich mehr Aufenthaltsqualität in der Stadt, es geschehe jedoch zu wenig.
Das Auto muss verdrängt werden
Stefan Lehmkühler von „Stadt für Menschen“ und „Changing Cities“ war sich sicher, dass aktuell nur strukturelle Gewalt in Form physischer Umwandlung von Fläche helfe. „Wir wollen mehr Verkehr, nicht weniger. Dabei muss aber das Verkehrsmittel verdrängt werden, das am wenigsten zu der Stadt passt: das Auto.“
Die Ungeduld kann Ingmar Streese gut nachvollziehen. Seit dem Mobilitätsgesetz vor eineinhalb Jahren sei viel passiert, aber nur wenig davon sichtbar. „Wir wollen jetzt große Schritte machen“, versicherte er. Hierfür brauche es jedoch Vorlauf und Planung. Um den Verkehr in der Zwischenzeit sicherer zu machen, habe Innensenator Andreas Geisel (SPD) zusätzliche Ordnungskräfte versprochen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links