Verhandlungen mit Nordkorea: Kim-Trump-Gipfel in Gefahr
Nachdem Nordkorea ein Treffen mit Südkorea abgesagt hat, stellt das Land auch den Gipfel mit den USA in Frage. Es fühlt sich „in die Ecke gedrängt“.
Kim Kye Gwan kritisierte jüngste Aussagen von Trumps Nationalem Sicherheitsberater John Bolton, demzufolge Nordkorea bei der Abrüstung dem „libyschen Modell“ von vor rund 15 Jahren folgen sollte. Bolton hatte gesagt, Nordkorea solle eine „vollständige, nachweisbare und unumkehrbare“ Demontage des Atomwaffenprogramms erbringen. Kim sagte, wenn die Trump-Regierung den geplanten Gipfel mit einer ehrlichen Absicht antrete, die Beziehungen zu verbessern, wolle sein Land angemessen reagieren. „Aber wir sind nicht länger an einer Verhandlung interessiert, bei der es nur darum geht, uns in eine Ecke zu drängen.“
Libyen hatte sein ohnehin unvollständiges Nuklearprogramm in den 2000er Jahren aufgegeben, um im Gegenzug Erleichterung von Sanktionen zu erhalten. 2011 hatte Kim Jong Un die Macht in Nordkorea übernommen – wenige Monate nach dem Tod des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi durch Rebellenhand.
Am Mittwoch hatte Nordkoreas Führung bereits überraschend ein in einem Grenzort geplantes Treffen mit ranghohen südkoreanischen Regierungsvertretern abgesagt. Begründet wurde der Schritt mit gemeinsamen Militärmanövern von USA und Südkorea. Seoul drückte sein Bedauern über die Absage aus und rief Pjöngjang zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf.
Die von Nordkorea monierten Militärmanöver „Max Thunder“ begannen am Montag und sollen bis zum 25. Mai dauern. Ziel der Übungen ist eine verbesserte Zusammenarbeit von US-Streitkräften mit südkoreanischen Truppen.
Das südkoreanische Verteidigungsministerium kündigte an, trotz der wütenden Reaktion aus Nordkorea an den Manövern festzuhalten. Zuvor hatte bereits das Pentagon „Max Thunder“ verteidigt. Es handele sich um eine jährliche Routine mit rein defensivem Charakter – daran habe sich seit Jahrzehnten nichts geändert. Wie schon in der Vergangenheit sollen Flugzeuge der US-Luftwaffe, die Armee sowie Marineeinheiten teilnehmen.
Experten haben sich bislang skeptisch darüber gezeigt, ob Kim Jong Un sein Nuklearprogramm wirklich aufgeben wird. Er hat sich zwar zur Diskussion bereit gezeigt. Der Begriff „Denuklearisierung“ ist aber umstritten – zuvor wurde er in Nordkorea benutzt, wenn die Vereinigten Staaten etwa im Gegenzug für eine nukleare Abrüstung zum Abzug ihrer 28.500 Soldaten in Südkorea aufgefordert wurden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Social-Media-Verbot für Jugendliche
Generation Gammelhirn
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern