: Vergütet vorlesen
Lesung und Diskussion online: Der Hamburger Schriftsteller*innen-Verband möchte Pandemie-Nöte lindern
Von Alexander Diehl
„In dieser großen Krise der Geselligkeit“, schreibt Reimer Boy Eilers, „geht es uns um die Sichtbarkeit der aktuellen Bücher und ihrer Autoren.“ Autor ist Eilers selbst, darüber hinaus Hamburger Landeschef des Verbandes deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS), also der in der Gewerkschaft Ver.di organisierten Schreibenden. Sichtbarkeit ist dabei keine Frage von Eitelkeit, vielmehr geht es um Handfestes, also Materielles: In Zeiten des verlängerten Lockdowns fallen ja noch immer Lesungen aus, die Sichtbarkeit von Veröffentlichungen leidet, Autor*innen entgehen möglicherweise dringend benötigte Honorare.
Hier soll die „Onlesung“ Nöte lindern: Angelehnt an eine entsprechende Initiative des Bundes-VS veranstaltet die Hamburger Gliederung heute Abend erstmals ihre neue digitale Lesereihe; immer dienstags sind vorerst zwölf Termine geplant, mitzuerleben auf der Streaming-Plattform Twitch sowie, eine Woche später, auf dem Youtube-Kanal des Landesverbandes.
„Im Gegensatz zu den meisten digitalen Lesungen“, so Eilers in seiner Pressemitteilung, würden diese Abende natürlich „vergütet, um Schriftstellerinnen und Schriftstellern den Einkommensausfall zu kompensieren“. Finanziert wird das mit Hilfe der Initiative „Neustart Literatur“ des Deutschen Literaturfonds. Um die Teilnahme können sich Schriftsteller*innen, Übersetzer*innen literarischer Texte sowie Selfpublisher-*innen bewerben, die ihren ersten Wohnsitz in Hamburg oder dem Einzugsbereich des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) haben. Ausdrücklich nicht nötig ist eine Mitgliedschaft im Verband.
Bei der Auswahl werde auf die Diversität von Urheber*innen, Werken und Genres geachtet: Willkommen sind auch Textgattungen wie Lyrik oder Drama. Vorzutragende Texte müssen im Jahr 2019 oder später erschienen oder uraufgeführt worden sein.
Moderiert werden die Lesungen unter anderem vom stellvertretenden VS-Bundesvorsitzenden Sven J. Olsson. An etwa zehnminütige themenbezogene Lesungen mit jeweils zwei Autor*innen soll sich eine Diskussion anschließen zum Gelesenen sowie dem Thema. „Bordschwalben und Fleetenkieker“ ist die Auftaktlesung überschrieben, weitere Themen sind etwa „Reisen versus Zuhause bleiben“ (2. März), „Dystopie versus Utopie“ (16. März) oder „Heimat versus Fremde“ (7. April).
Onlesung mit Margret Silvester u. a.: 20.15 Uhr, www.twitch.tv/vshamburg
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