Vereitelter Anschlag in Düsseldorf: Einmal zum IS und zurück
Der Syrer Saleh A. kämpfte gegen Assad, war Gefangener des IS, dann mutmaßlicher Dschihadist. Sein Gang zur Pariser Polizei vereitelte die Terrorpläne.
Die Aussage des Syrers in Frankreich vereitelte offenbar ein Attentat von Aktivisten der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Deutschland. Am 1. Februar sei A. auf einem Kommissariat im Pariser Viertel La Goutte d'Or erschienen, hieß es am Donnerstagabend in Justizkreisen der französischen Hauptstadt. Er habe ausgesagt, dass er „Informationen über eine Schläferzelle“ habe, die bereit sei, „in Deutschland zuzuschlagen“.
Der Mann sei dann in Gewahrsam genommen und von Anti-Terror-Experten verhört worden. Unter dem Vorwurf der „kriminellen Vereinigung in Zusammenhang mit einer terroristischen kriminellen Unternehmung“ sei er dann in Untersuchungshaft genommen worden.
Deutschland hat seine Auslieferung beantragt. Die Aussagen des Mannes hätten zu Ermittlungen gemeinsam mit den deutschen Sicherheitsbehörden geführt, die erfolgreich gewesen seien, hieß es in Paris weiter. So hätten die drei weiteren Verdächtigen in Deutschland gefasst werden können.
Der Weg zum Dschihadismus
Der Syrer A. soll den Pariser Justizangaben zufolge zunächst mit Oppositionstruppen gegen Machthaber Baschar al-Assad gekämpft haben, bevor er sich „verschiedenen dschihadistischen Bewegungen“ anschloss. Nachdem A. erst Gefangener des IS gewesen sei, sei er dann Mitglied der Miliz geworden.
Der Verdächtige kam demnach mit einer zweiten Person über die sogenannte Balkan-Route nach Europa. Derzeit versuchen die Ermittler herauszufinden, warum er sich in Frankreich befand. Momentan sei kein Zusammenhang zwischen „dieser Schläferzelle“ und dem französisch-belgischen Netzwerk, das hinter den Anschlägen von Paris und Brüssel vom 13. November und 22. März steckt, erkennbar.
Am Donnerstag war bekannt geworden, dass die Sicherheitsbehörden womöglich einen geplanten Anschlag in Deutschland vereitelt haben. Drei mutmaßliche IS-Mitglieder wurden in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Baden-Württemberg festgenommen, weil sie einen Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt verüben sollten, wie die Bundesanwaltschaft mitteilte.
Diese drei Festgenommenen lebten nach Informationen des SWR als Flüchtlinge in Deutschland, auch sie seien über die Balkanroute gekommen. Eine Festnahme sei in einer Flüchtlingtsunterkunft in Leimen bei Heidelberg erfolgt, eine andere in einem brandenburgischen Flüchtlingsheim, berichtete der Sender.
Die Pläne sahen der Bundesanwaltschaft zufolge vor, dass sich zwei Selbstmordattentäter auf der Heinrich-Heine-Allee im Düsseldorfer Stadtzentrum mit Sprengstoffwesten in die Luft sprengen sollten. Weitere Attentäter sollten demnach danach mit Gewehren und Sprengsätzen möglichst viele Passanten töten. Die verdächtigen Syrer sollen aber noch nicht konkret mit der Umsetzung ihres Plans begonnen haben.
Der Unions-Innenexperte Stephan Mayer (CSU) nahm die Festnahmen zum Anlass, eine schnelle Verabschiedung neuer Antiterrorgesetze zu fordern. Die internationale Zusammenarbeit des deutschen Verfassungsschutzes müsse durch eine neue gesetzliche Grundlage weiter verbessert werden, sagte Mayer der Rheinischen Post. Deswegen müssten „wir schnell die parlamentarischen Beratungen zum neuen Anti-Terror-Paket voranbringen“.
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