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Vereinte Nationen zur KlimapolitikKritik an deutscher Kohle

Die UN-Sondergesandte Mary Robinson sieht die Braunkohle-Prämie als Widerspruch zu den Pariser Zielen. Die Bundesregierung weist das zurück.

Sorgen nicht nur für schlechte, sondern auch für dicke Luft: Braunkohlekraftwerke, wie das hier in Schkopau Foto: dpa

Berlin taz | Lange galt Deutschland auf internationaler Ebene als Vorreiter in Sachen Klimaschutz, doch jetzt beginnt sich der Wind zu drehen. Mit der UN-Sonderbotschafterin für Klimaschutz, Mary Robinson, hat erstmals eine hochrangige Vertreterin der Vereinten Nationen offene Kritik an der deutschen Energiepolitik geübt und einen Abschied von der klimaschädlichen Kohle gefordert.

„Wir hätten gern eine sauberere, echte Zusage über den Weg, aus der Kohle auszusteigen“, sagte die frühere Präsidentin Irlands dem Guardian. Kein Verständnis hat sie für die von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) eingeführte Prämie für alte Braunkohlekraftwerke, die heruntergefahren werden, aber in Bereitschaft bleiben.

Damit schaffe die Bundesregierung „neue Mechanismen, die Zahlungen an Energiekonzerne geben“ – und zwar auch für „umweltverschmutzende Formen“ wie Kohle. „Das ist eine uneinheitliche Politik, um es freundlich auszudrücken“, sagte Robinson unter Bezug auf die aktive Rolle Deutschlands bei den Klimaverhandlungen und der Unterstützung für Entwicklungsländer.

Die UN-Sonderbeauftragte unterstützt damit die Forderung von Umweltverbänden und Oppositionsparteien nach einem schnellen Ausstieg aus der Kohle. Diese argumentieren, nur so sei die Verpflichtung des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, den Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 auf maximal 2 Grad Celsius, möglichst sogar auf 1,5 Grad zu begrenzen. Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hatte sich zeitweilig für einen Kohleausstieg innerhalb von 20 bis 25 Jahren ausgesprochen. Später war sie aber zurückgerudert; im aktuellen Entwurf des deutschen Klimaschutzplans findet sich kein Enddatum für die Kohlenutzung.

Die Kritik von Robinson wies das Umweltministerium zurück. Die neue Vergütung für die Kohlekraftwerksbetreiber sei „keineswegs eine ‚Subvention‘ für Kohleverstromung, sondern im Gegenteil eine Kompensation für die Stilllegung von Braunkohle-Blöcken“, sagte ein Ministeriumssprecher der taz. Das Wirtschaftsministerium verteidigte die Abgabe ebenfalls als Beitrag zum Klimaschutz.

Das ist eine un­einheitliche Politik, um es freundlich auszudrücken

Mary Robinson, UN-botschafterin

Auch beim Ausbau der erneuerbaren Energien schwächelt das einstige Klima-Vorbild Deutschland deutlich. Wie aus der am Montag veröffentlichten Halbjahresbilanz des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE) hervorgeht, stieg der Anteil im Stromsektor zwar von 30,8 Prozent im ersten Halbjahr 2015 auf 32,8 Prozent in der ersten Jahreshälfte 2016, was vor allem an der Fertigstellung mehrere Offshore-Windparks lag. Im Wärmebereich blieb der Anteil mit 13,3 Prozent nach 13,2 Prozent im Vorjahr aber praktisch konstant, beim Verkehr gab es sogar einen Rückgang von 5,6 auf 5,4 Prozent.

Insgesamt liegt Deutschland damit unter dem EU-Durchschnitt: Über alle Sektoren zusammen bleibt nur ein minimaler Anstieg von 14,8 auf 15,1 Prozent, teilte der BEE mit. Zur in Paris beschlossenen „Dekarbonisierung“ fehlten damit noch 85 Prozent, sagte BEE-Geschäftsführer Hermann Falk. „Die Bundesregierung hat die Ratifizierung des Abkommens zwar bereits auf den Weg gebracht, leitet aber gleichzeitig Schritte ein, die dem Ausbau der erneuerbaren Energien entgegenstehen“, kritisierte er.

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22 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Die Energieeinsparungen seit den 1980er-Jahren wirken doch längst, es wird also trotz Wirtschaftswachstums weniger Strom benötigt und realistisch prognostiziert.

     

    Allein die quasi staatlich gegebene Gewinngarantie for RWE & Co. sorgen weiterhin für Kohlestrom in Verbindung mit hohen Verbraucherpreisen.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Spannend wird die ganze Frage nach der Stromerzeugung erst so richtig, wenn tatsächlich demnächst E-Autos in großer Zahl die Str

  • Es liegt wohl in der menschlichen Natur, lieber globale Probleme anzugehen, als am eigenen Küchentisch anzufangen, Politik zu machen. Nämlich einfach das Licht auszumachen, wenn man den Raum verlässt, oder die Hälfte seiner Elektrogeräte zu entsorgen.

    Aber der kritische Verbraucher zeigt auf dem Weg zum nächsten Elektromarkt lieber mit dem Finger nach oben auf die Anderen. Danach stellt er sich mit seinem neuen Gerät zehn Minuten unter seine Schulterklopfmaschine, weil sein neues Gerät mit wiederaufladbaren Batterien funktioniert.

    Und wenn einem kaum noch was einfällt, kommen die Nutztiere ins Spiel.

    Und kritische Dokus auf Arte anzuschauen und Beiträge zu lesen, bringt nichts, wenn man nicht bei sich selbst endlich anfängt, was zu tun, anstatt immer nur "global" zu schwadronieren.

    • @Wuff:

      Unkritisch alles zu schlucken was von oben kommt hilft erst Recht nicht.

      Natürlich macht der Einkaufszettel Politik, das rechtfertigt aber in keinsterweise politische Missstände.

  • Für Kohle werden Leute aus Ihren Häusern vertrieben, damit neue Abbaugebiete erschlossen werden können.

    Die Strompreise steigen ohne nachvollziehbaren Grund und besser für die Umwelt ist gar nichts geworden.

    Das einzige worum die Politik sich nach dem Atomausstieg gekümmert hat sind die Konzerne die zuvor Jahrzehnte durch Lobbyarbeit die Atomenergie durchgesetzt haben. Dazu hat u.a. auch arte eine nette Doku "Die Energielüge" gemacht.

    • @HerrvonSinope:

      Entschuldigung, die Leute werden nicht vertrieben, sondern umgesiedelt, ca. 5 km vom eigenen Standort. Das neue Dorf und Anwesen hat den selben Grundriß wie das alte (falls gewünscht), der Zustand der Häuser entspricht dem technischen Standard von 2050 (und nicht 1880 wie die verlassenen).

      Der Strompreis steigt wegen eines ganz einfach nachzuvollziehenden Grundes: die enorme Subventionierung der erneuerbaren treibt ihn in die Höhe, das dürfte doch nun allgemein bekannt sein ! Wenn Ihr Nachbar sich ein Windrad oder Solaranlage aufs Haus setzt, wissen Sie, daß er das tut, um Sie in Zukunft zu bestehlen. Viel Spaß !

      • @BKK:

        Es dürfte hinreichend bekannt sein, dass die Wende nicht zwingend viel mit steigenden Preisen zu tun hat.

        Das hat man sich so ausgesucht, weil die Lobby lieber Gelder zur Aufrechterhaltung der Kerkraft in private Taschen fließen ließ als vernünftig in erneuerbare Energien zu inverstieren.

         

        Es gibt Länder auf Der Welt die sich mit erneuerbaren Energien versorgen, da soll ein technisch so weit entwickeltetes Land wegen einer Umstellung solcheProbleme bekommen?

         

        Stimmt sie Umsiedlung sit was völlig anderes. Die Ureinwohner des amerikanischen Kontinents wurden auch nur in Reservate umgesiedelt -.-

  • Von den Rindern mit ihrem Methanausstoß haben wir noch gar nicht gesprochen.







    Mein Vorredner hat recht: der Verbraucher trägt die Schuld am CO2 Ausstoß. Jedesmal wenn ein Möchtegerngrüner den Lichtschalter anmacht, sich ein neues Auto kauft, ein Geschäft betritt, dort bezahlt, entsteht ein Sog, ein Stromvakuum, der durch alle Kabel bis zum Kraftewerk geht und dort hindurch zum popeligsten Kohlebagger im Tagebau. Und der muß Kohle abbauen, denn sonst geht das Feuer im Kraftwerk aus und die taz-Redaktion muß ihre Arbeit einstellen.



    Den Verbraucher möchte ich sehen, der sog. Ökostrom kauft und ihn auch bekommt, Herr Kottsieper !! Hahaha. Sie kaufen nahezu den selben Strommix wie ich, der ich mich darum nicht kümmere, weil es sinnlos ist.



    Bin gespannt, ob ich meine Meinung hier lesen werde.

     

    Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @BKK:

      Sie haben jetzt aber viel über Ihre Ahnungslosigkeit rausgelassen. Tut richtig weh.

    • @BKK:

      Typischer Kommentar eines Konsumenten der gar nichts unternimmt und andere lächerlich macht.



      Sehr einfach. [...]

       

      Beitrag gekürzt. Bitte die Netiquette beachten.

      • @Traverso:

        bitte weisen Sie mir eine Unwahrheit nach.

        • @BKK:

          Lächerlich.

          Informieren Sie sich einfach mal bei Wissenschaft und Forschung aus den jeweiligen Fachgebieten. Sie scheinen sehr wenig zu wissen.

  • Herr Kreutzfeld, ich bitte um Entschuldigung, aber hätte ich meinem Vorgesetzten im Braunkohletagebau einen solchen Artikel vorgesetzt wie Sie es hier ihren Lesern antun, bekäme ich ihn postwendend um die Ohren gehauen.



    Hier stimmt nichts, außer die Ideologie.



    Ich bin gewiß kein Gabriel-Freeund und ich weiß auch, daß das CO2 unsere Welt vernichten wird. Ich weiß aber auch - ebenfalls wie Gabriel- daß es ohne die Braunkohlekraftwerke noch jahrzehntelang nicht gehen wird. Wenn das der Umwelt- und Wirtschaftsredakteur der taz nicht weiß... damit sind Sie eine Bremse im Versuch, den Klimawandel aufzuhalten (die Wahrheit ist- es ist schon zu spät).



    Bitte geben Sie mir einen Plan, wie Sie die Karbone aus der Energieerzeugung raushalten wollen, einmal in Deutschland, einmal weltweit ! Und das bis 2020, oder wie war das mit den 2° ??? Bitte vergessen Sie den Erdölverbrauch im Verkehr nicht ! Aber bringen Sie mich nicht zum Lachen, bitte nur ernstgemeinte Vorschläge !!

     

    Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    • @BKK:

      Technisch möglich ist das schon heute.

      Das es niemand tut ist genau der Punkt über den hier die meisten so empört sind...

      Bitte lesen Sie etwas sorgfältiger.

  • 2G
    21272 (Profil gelöscht)

    Natuerlich muessen die Kohlekraftwerke in Bereitschaft bleiben, um in wind- und sonnenarmen Zeiten den Energiebedarf zu decken. Ein Kohleausstieg ist nicht moeglich.

    • @21272 (Profil gelöscht):

      komplett richtig

      es sei denn wir schaffen heute nacht alle Menschen in den sogenannten industriell entwickelten Ländern ab.

      oder bauen innerhalb von 2 jahren einige tausend KKW.

      gute nacht, marie.

      • @BKK:

        [...] Beitrag entfernt. Bitte argumentieren sie sachlich.

        • @Traverso:

          Und wenn sie auf ihre Belehrungen verzichten könnten wir auch schon etwas Strom sparen :)

  • Wie gewohnt überlassen wir brav die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen allein dem Staat und der Industrie. Die Empörung ist immer rießengroß wenn da nicht konsequent vorgegangen wird.

    Solange der Konsument weiter immer schwerere Autos fährt, sein Strom bei Vattenfall, RWE und Co bezieht und dabei seinen übersättigten Privatkonsum mit immer mehr stromfressenden Elektrogeräten überschüttet, die ja auch in der Herstellung viel Energie verbrauchen, braucht man sich kaum wundern wenn Politik und Industrie darauf reagiert und sicherheitshalber auch an der billigen Kohle festhält.

    Die Energiewende lebt vom Engagement jedes Einzelnen. Ein Stromwechsel zu Anbietern mit 100% regenerativen Energiequellen ist z.B. mehr als einfach.

    Leider wird oft Folgendes vergessen:

    Jede ambitionierte Energieeinsparung des Einzelnen wird spätestens dann zunichte gerichtet sobald man mit dem Flugzeug um die Welt fliegt. Ein internationaler Flug bedeutet für den Konsument schon leicht 10 t C02 - Fußabdruck ( 2 t wären nachgewiesenermaßen klimaneutral )

    Dagegen wirkt der Verzicht auf Kohlestrom wie ein Tropfen auf den heißen Stein.

    Aber jeder Tropfen hilft !

    • @Traverso:

      Ich möchte in diesem Zusammenhang auf einen bedeutsamen Aspekt hinweisen, der in der Regel völlig außer Acht gelassen wird: die Nutztierhaltung

       

      So schätzt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, FAO, in ihrem Bericht "Livestock's Long Shadow“, dass 18 % der jährlich weltweit vom Menschen erzeugten Treibhausgasemissionen auf die Nutztierhaltung zurückzuführen sind. Das ist mehr als die Summe aller Abgase, die das Transportwesen produziert.

       

      Das World Watch Institute kommt sogar zu dem Ergebnis, dass die „Nutztierhaltung" für mindestens 51% der weltweit vom Menschen ausgelösten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. In ihrem Bericht „Livestock and Climate Change“ führt die Forschungseinrichtung aus, dass die FAO viele wesentliche Faktoren nicht berücksichtigt habe, so z. B. den kompletten Bereich der Aquakultur sowie die Tieratmung (-> CO2-Ausstoß). Auch die nutztierhaltungsbezogene Entwaldung (Regenwaldabholzung) sei nur zum Teil eingerechnet worden. Außerdem habe die FAO die Wirkung des Klimagases Methan, welches Rinder und andere „Nutztiere“ während der Verdauung freisetzen, zu niedrig angesetzt.

       

      Dass sich weder Politik noch Umweltschutzorganisationen an dieses heiße Eisen heranwagen, ist, wenn man sich nur an den Aufschrei nach dem Vorschlag der Einführung eines Veggie Days zurückerinnert, nachvollziehbar - und dennoch unentschuldbar.

      • @Christina de Havilland :

        Absolut richtig ! Da bin ich völlig Ihrer Meinung. Vielen Dank für den wichtigen Beitrag.

        Der Verzicht auf Tierprodukte hat zudem meine Gesundheit und meine Fitness derart positiv beeinflußt daß ich es oft selber kaum glauben kann.

        Kein Wunder daß immer mehr Spitzensportler diesen Weg gehen.

        Der Klimaeffekt ist gigantisch.

        Das Thema Ernährung ist aber so emotionsbehaftet daß Leute ja schon fast agressiv werden oder sich zumindest peinlich berührt fühlen wenn man nur das Wort "vegetarisch" oder noch besser "vegan" vorsichtig in den Mund nimmt.

        Da erscheint Kohleausstieg und Flugverzicht ja gerade als ein Kinderspiel dagegen.

        • @Traverso:

          Ja, "WUFF" hat soeben eindrucksvoll den Beweis dafür geliefert ... Dabei wären die von ihm vorgetragenen "Argumente" ("am eigenen KÜCHENtisch anfangen, Politik zu machen" etc.) geradezu dafür prädestiniert gewesen, meine Ausführungen zu unterstreichen ...