Verdeckte Ermittlerin aufgeflogen: Folgenschwer abgelichtet
Maria Block, Ermittlerin in der linken Szene Hamburgs, wurde enttarnt. Die Frau war auf dem Cover eines Polizeimagazins entdeckt worden.
Die Polizei hat den Einsatz mittlerweile bestätigt, wollte sich aber nicht auf Details festlegen. „Ja, es ist eine Hamburger Polizeibeamtin betroffen“, sagte der Polizeipressesprecher Timo Zill gegenüber der taz Nord. „Die Gesamtumstände zu dem Fall werden zurzeit geprüft.“
Mehrere AktivistInnen der linken Szene haben der taz Nord indes bestätigt, „Maria Block“ näher gekannt zu haben. Aufgeflogen ist die verdeckte Ermittlerin durch einen Zufall, den Beweis für die Doppelidentität lieferte eine Publikation der Polizei: Auf dem Titelblatt der Zeitschrift Polizeispiegel von 2003 ist die Beamtin abgebildet, wie sie lächelnd in der Tür eines Polizeiautos steht. In der Ausgabe berichtet die Polizistin „Maria B.“ über ihren Wechsel von der Berliner Polizei, wo sie ihre Ausbildung machte, nach Hamburg. „Das Klima bei der Hamburger Polizei ist ganz anders“, schreibt sie dort, „richtig toll.“
Nach den Ergebnissen der Recherchegruppe nahm die verdeckte Ermittlerin 2009 zum ersten Mal Kontakt zur linken Szene in Hamburg auf. Sie tauchte bei einem offenen Treffen zur Organisation einer Antira-Bühne auf dem „Alternativen Hafengeburtstag“ auf. Bei sich hatte sie einen „Freund“, der wie sie auch Dreadlocks hatte und ein Shirt mit politischem Aufdruck trug – so fiel sie nicht als unbekannte Einzelperson auf.
Im Laufe der folgenden Monate arbeitete „Maria Block“ sich rasch in die linke Szene ein. Ihr Fokus lag dabei, anders als bei der vergangenen November enttarnten Ermittlerin „Iris P.“, auf dem Gebiet des Antirassismus und Antifaschismus.
In Antifa- und Antira-Gruppen aktiv
Sie engagierte sich über mehrere Jahre im Kollektiv der „Volxküche“ in der ehemals besetzten Hafenstraße. Im August 2009 flog sie mit AktivistInnen zum antirassistischen „NoBorder-Camp“ nach Lesbos in Griechenland. Im Dezember beteiligte sie sich an den Protesten gegen den UN-Klimagipfel in Kopenhagen, und im Jahr darauf nahm sie wieder am NoBorder-Camp teil, das 2010 in Brüssel stattfand.
Darüber hinaus übernahm sie Aufgaben in der Roten Flora, im Wilhelmsburger Infoladen, in der Vorbereitung der Proteste gegen die Innenministerkonferenz 2010 und einer Anti-Nazi-Demo 2012. Nach den Treffen ging sie Berichten zufolge häufig mit in die Kneipe.
„Die Beamtin Maria B. brachte sich ein, machte mit, organisierte viel und führte Diskussionen“, schreiben die VerfasserInnen des Rechercheberichts, „– auch mit radikalen Positionen.“ Mindestens einmal erfüllte das von den RechercheurInnen rekonstruierte Handeln von Maria B. einen Straftatbestand: 2011 drang sie im Vorfeld einer Recht-auf-Stadt-Demonstration in ein leerstehendes Haus ein – beging also Hausfriedensbruch. Dort hängte sie ein Transparent auf, das dazu aufrief, Leerstand zu besetzen.
Verdacht kam in den Jahren ihrer verdeckten Tätigkeit nicht auf. In der Veröffentlichung betont die Recherchegruppe vor allem den „emotionalen Aspekt“: Man hatte ihr vertraut. Die Beamtin hielt sich häufig in Privatwohnungen der AktivistInnen auf, organisierte Treffen zum gemeinsamen Kochen oder Nichtstun und pflegte enge Freundschaften. „Das ist richtig bitter“, sagte ein Aktivist, der sie gut kannte, zur taz. „Es ist, als sei eine gute Freundin gestorben.“
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