piwik no script img

Verbot für Franco-VerherrlichungÜberfällige Initiative

Reiner Wandler
Kommentar von Reiner Wandler

45 Jahre nach seinem Tod soll die Verherrlichung des Diktators Franco endlich unter Strafe gestellt werden. Für viele Opfer kommt das zu spät.

Franco-Fanartikel in Madrid Foto: Javier Barbancho/reuters

K napp 45 Jahre nach dem Tod von Diktator Francisco Franco soll in Spanien die Verherrlichung des „Generalisimo“ unter Strafe gestellt werden. So kündigte es die regierende sozialistische PSOE von Ministerpräsident Pedro Sánchez an. Das heißt hoffentlich: Schluss mit den Gottesdiensten im Gedenken an den Diktator, Schluss mit den Aufmärschen zu seinem Todestag, dem 20. November, Schluss mit der Finanzierung – auch indirekten – der Stiftung Francisco Franco – und diese am besten gleich ganz verbieten.

Und es ist hoffentlich auch das Aus für die Duldung von Ewiggestrigen durch die „gemäßigte“ Rechte wie die Partido Popular (PP) und die rechtsliberalen Ciudadanos (Cs). Die beiden Parteien verloren in den letzten Jahren jedwede Scheu, wenn es darum geht, gemeinsam mit Rechtsextremen gegen die Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien auf die Straße zu gehen. Für sie und die rechte Presse sind die Faschisten „Verteidiger der Einheit“, ja sogar „constitucionalistas“ – Verteidiger der Verfassung.

Der spanischen Rechten gilt das Franco-Regime nicht als Unrechtssystem. Die PP und die Cs enthielten sich immer wieder bei der Parlamentsabstimmung über Resolutionen, die den Franquismus verurteilen sollten. Beide regieren in mehreren Regionen – darunter Madrid – sogar dank der Duldung durch die neofranquistische Vox.

Das Gesetz kommt für viele der Opfer zu spät. Sie dürfen das nicht mehr miterleben, so wie sie auch im vergangenen Herbst die Verlegung des Leichnams des Diktators aus dem Mausoleum im „Tal der Gefallenen“ auf einen kleinen Friedhof nicht mehr erlebten. Es bleibt zu hoffen, dass die Gesetzesinitiative den Anfang einer ernsthaften Vergangenheitsbewältigung darstellt. So ist in Spanien das Amnestiegesetz, das verhinderte, dass die Franco-Schergen vor Gericht kamen, noch immer gültig. Hier sollte die Regierung Sánchez Mut beweisen. Die Opfer und ihre Nachfahren haben einen Anspruch auf Gerechtigkeit, Würde und Wiedergutmachung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Reiner Wandler
Auslandskorrespondent Spanien
Reiner Wandler wurde 1963 in Haueneberstein, einem Dorf, das heute zum heilen Weltstädtchen Baden-Baden gehört, geboren. Dort machte er während der Gymnasialzeit seine ersten Gehversuche im Journalismus als Redakteur einer alternativen Stadtzeitung, sowie als freier Autor verschiedener alternativen Publikationen. Nach dem Abitur zog es ihn in eine rauere aber auch ehrlichere Stadt, nach Mannheim. Hier machte er eine Lehre als Maschinenschlosser, bevor er ein Studium in Spanisch und Politikwissenschaften aufnahm. 1992 kam er mit einem Stipendium nach Madrid. Ein halbes Jahr später schickte er seinen ersten Korrespondentenbericht nach Berlin. 1996 weitete sich das Berichtsgebiet auf die Länder Nordafrikas sowie Richtung Portugal aus.
Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • An den Kommentaren von El Presidente und La Damme de Notredamme lässt sich erkennen, was Pla mit dem Satz:



    "Lo más parecido a un español de derechas es un español de izquierdas" damals meinte.



    Während El Presidente die Befürworter der Unabhängigkeit Kataloniens als Faschisten und Rassisten verunglimpft, hält La damme sie für unwichtig und völlig harmlos.



    Respekt für ein Volk oder eine nationale Minderheit mit legitimem Recht auf Selbstbestimmung sieht anders aus.

    Auch wenn ich Kataloniens "FreiheitskämpferInnen" für vorbildlich pazifistisch halte, sollten wir deren europäische und sogar weltweite Bedeutung was Demokratie. Menschenrechte und die friedliche u. politische Lösung von Souveränitätskonflikten betrifft, nicht unterschätzen.

    Wenn sich La Damme de Notredamme allerdings auch für ein Referendum wie in Schottland aussprechen sollte, beschränke ich meine Kritik nachträglich auf den scheinbar unverbesserlichen "el presidente".

  • Diese Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien ist nicht weniger faschistisch und rassistisch als Caudillo Franco.

    • @el presidente:

      Lieber Präsident, sie möchten tatsächlich den Franquismus-Terror, den Diktator und Massenmörder vieler seiner eigenen Landsleute und Andersdenkender und seine heutigen Gefolgen mit ein paar unwichtigen und völlig harmlosen Separatisten vergleichen? Ist nicht ihr Ernst, oder? Selbst wenn Sie die kleine Splittergruppe Eta meinen, die als Terrorgruppe in der Tat demokratisch zu bekämpfen ist, kann man die Separatisten nicht mit dem Franquismus vergleichen! Ich bin sehr froh, dass die spanische Regierung endlich soweit ist! Ich leide und schäme mich für den Umgang meines Landes mit des Franquismus, bisher!

      • @La Damme De Notredamme:

        Man muss sich nur anhören wie diese "Freiheitskämpfer" über Spanier reden. Da braucht es keine weitere Erläuterung.

        PS:



        Franco konnte, aber diese Typen würden es auch so machen- wenn sie denn könnten.

      • @La Damme De Notredamme:

        Ich bin als Europäischer Demokrat natürlich bei Herrn Wandler und "Notre Dame". Unglaublich, was sich da "El Presidente" erlaubt hat. Dem Vergleich von faschistischen Massenmördern, bis ins Knochenmark rassistisch, intolerant gegenüber allen friedlichen Andersdenkenden, (etwa, Protestanten , Juden, Freimaurern, Homosexuellen , etc... ) mit Katalanen, die aufbegehren, weil sie seit über 300 Jahren benachteiligt, diskriminiert und schikaniert werden, gebührt die rote Karte.

        • @nischu:

          Schön, daß es noch europäische Demokraten gibt.



          Ob politische Gefangene in Spanien oder unterlassener Hilfeleistung im Mittelmeer - die Luft in Europa und besonders auch innerhalb der EU wird leider immer stickiger.

      • @La Damme De Notredamme:

        Ihren Worten, "La Dame", kann ich ebenso wie Herrn Wandler nur höchste Anerkennung zollen. Der Vergleich von katalanischen Patrioten mit den Massenmördern des Franco Regimes ist unsäglich. "El Presidente" ist wohl ganz rechts einzustufen, in die Nähe von VOX. Was macht er denn da bei der TAZ?