Verbände kritisieren EEG-Reform: Billiger, grüner, demokratischer
BUND und Verbraucherzentralen fordern eine natur- und verbraucherfreundliche EEG-Reform. Zur Energiewende brauche es eine „Energiedemokratie“.
Für BUND-Vorsitzenden Olaf Bandt und VZBV-Vorstand Klaus Müller hat die Regierung ihre „letzte Chance“ vor den Wahlen im nächsten Jahr, mit dem EEG „Klimapolitik voranzubringen“. Allerdings fehle es an einem „wirkungsvollen“ Mieter*innenstromgesetz. Bandt und Müller fordern „mehr Teilhabe an der Energiewende“ in einer „Energiedemokratie“.
Die Energiewende sei von jeher eine „Bewegung von unten“, von Einzelnen und Kooperativen, nicht von Konzernen gewesen. Doch die Position von „ProsumentInnen“, die selbst Energie erzeugen und verbrauchen, werde immer mehr eingeschränkt. Fatal sei die Änderung des EEG von einem sicheren Vergütungssystem zu Ausschreibungen.
AnwohnerInnen müssten besser finanziell beteiligt werden, da sind sich die Verbände mit dem neuen EEG einig. Ebenso bei der Forderung, Wind- und Solaranlagen, die aus der Förderung herausfallen, auch nach 2021 weiterzubetreiben. Für Müller sind aber ein Verbot von Eigenverbrauch oder zu teure Messeinrichtungen kontraproduktiv.
Ausnahmen für die Industrie von der EEG-Umlage wollen die Verbände abbauen und an strengere Effizienz- und Energiesparvorgaben knüpfen. VerbraucherInnen dürften nicht weiter „den Löwenanteil“ der Finanzierung der Energiewende tragen.
Gebäude als Schlüsselsektor
Günstiger Strom sei Voraussetzung für klimafreundliche Wärme in Wohngebäuden. Ohnehin seien die Gebäude der „Schlüsselsektor“, da hier 35 Prozent der Energie verbraucht wird. Der Bedarf müsse auf 100 Prozent erneuerbare Energie umgestellt und auf die Hälfte reduziert werden. Die Sanierungsrate müsse sich verdoppeln bis verdreifachen. „Von Tempo 30 müssen wir hier auf Tempo 90 kommen“, so Bandt.
Energetische Sanierungen für Wohneigentum müssten finanziell mehr gefördert werden. Auch für Vermieter*innen müsse es Anreize geben, unter Förderung klimagerecht zu modernisieren. Ziel sei eine „Warmmietenneutralität“, wenn die Einsparungen langfristig den Investitionskosten entsprechen. Besonders sei auf Haushalte mit niedrigem Einkommen zu achten, da diese häufig „in Gebäuden mit schlechtem energetischen Zustand“ lebten.
Hier brauche es staatliche Unterstützung. BUND-Chef Olaf Bandt sieht im Klimaschutz einen krisensicheren „Jobmotor“, um langfristig Fachkräfte aufzubauen. Mit Investitionen in die energetische Sanierung gebe man vor allem jungen Menschen „ein ganz starkes Signal“ in Hinblick auf zukunftssichere Arbeitsplätze.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen