Veranstaltung in Berlin gestört: Identitäre krähen dazwischen
Eine Veranstaltung des „Freitag“ zum Burka-Verbot wurde von Rechtsextremen gestört. Außer ein bisschen Gebrüll hatten sie nichts zu bieten.
Als das Gespräch auf das Für und Wider eines Burka-Verbotes kam, sprangen mehrere Vertreter der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ auf und störten die Veranstaltung. Die Männer wurden schließlich aus dem Saal geleitet. Der Sender entfernte die Störpassage aus dem Mitschnitt und behält sich rechtliche Schritte gegen eine Veröffentlichung vor. Auch das Maxim Gorki Theater kündigte rechtliche Schritte an.
Bei der Diskussion am Montagabend brüllten die Vertreter der „Identitären Bewegung“ rechte Parolen und enthüllten eine gelbe Fahne mit dem griechischen Lambda-Zeichen, ihrem Symbol. Die rechtsextreme Bewegung veröffentlichte später eine Erklärung im Internet dazu. Darin hieß es, es sei eine „ästhetische Intervention“ durchgeführt worden, um „Vertretern des linksliberalen Establishments und ihrem scheinheiligen Publikum frischen Wind ins Gesicht zu blasen“.
Nach Informationen des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) kündigten die Rechtsextremen in Online-Netzwerken an, den Mitschnitt der Störaktion veröffentlichen zu wollen. Die Zweiländeranstalt behalte sich rechtliche Schritte gegen eine mögliche unrechtmäßige Verwendung des gesendeten Materials vor, erklärte der RBB am Dienstag. Um den rechten Störern keine Plattform zu geben, sei die entsprechende Passage aus der Sendung entfernt worden. Darauf werde auf der Homepage von Radioeins auch deutlich hingewiesen.
Identitäre als ideologischen Bodentruppen der AfD
Auch das Maxim Gorki Theater erklärte auf epd-Anfrage, der Kulturbetrieb werde „mit rechtlichen Mitteln gegen die Verantwortlichen vorgehen“. Mit solchen Aktionen solle besonders vor den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus am Sonntag für rechtes Gedankengut geworben werden. Die Zunahme des Rechtspopulismus mache es umso wichtiger für alle Berliner, am nächsten Sonntag zur Wahl zu gehen und für eine offene Gesellschaft einzutreten, erklärte das Theater.
Freitag-Herausgeber Augstein sagte auf Radioeins, es sei erschreckend gewesen, plötzlich so einer organisierten Einheit gegenüberzustehen. Das seien alles nett aussehende, adrette junge Leute gewesen: „Wer glaubt, man erkennt den Nazi an kurzen Haaren und schwarzen Springerstiefeln, der irrt sich.“ In Wahrheit seien die Identitären aber die ideologischen Bodentruppen der AfD.
Jakob Augstein
Margot Käßmann äußerte im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), sie habe sich in der konkreten Situation nicht bedroht gefühlt. „Aber ich finde es bedrückend, dass junge Männer in Berlin im Jahr 2016 antisemitische Parolen in eine Veranstaltung hineinbrüllen“, fügte sie hinzu. Wer Argumente habe, müsse auch den Mut haben, zu diskutieren – „und sollte nicht andere niederschreien und sich dann verziehen“, sagte die frühere EKD-Ratsvorsitzende.
Die ursprünglich aus Frankreich kommende Identitäre Bewegung macht immer wieder mit spektakulären Aktionen von sich Reden. In Wien störten sie vor einigen Monaten massiv eine Theatervorstellung zum Thema Asyl und Flüchtlinge, in Berlin besetzten sie im August das Brandenburger Tor und enthüllten ein Banner „Grenzen schützen“. In einigen Bundesländern wird die Bewegung vom Verfassungsschutz beobachtet.
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