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Venezolaner in Brasilien angegriffenGewalt gegen Flüchtlinge

Viele Venezolaner sind wegen der desolaten Lage in die brasilianische Stadt Pacaraima geflohen. Ein wütender Mob griff sie nun an.

Venezolaner an der brasilianischen Grenze – Pacaraima am 8. August Foto: Reuters

Rio de Janeiro epd/ap | Im Norden Brasiliens ist es zu Ausschreitungen gegen venezolanische Flüchtlinge gekommen. In der Grenzstadt Pacaraima griff eine aufgebrachte Menge am Samstag (Ortszeit) ein Flüchtlingslager und andere Unterkünfte von Migranten aus dem Nachbarland an.

Notdürftige Behausungen und Habseligkeiten der Venezolaner wurden in Brand gesteckt, wie die Zeitung O Globo in ihrer Online-Ausgabe berichtete. Auch Steine wurden geworfen, Hunderte Menschen seien gezwungen worden, zu Fuß zurück über die Grenze Richtung Venezuela zu gehen. Über Verletzte gab es zunächst keine Angaben.

Auslöser der Gewalt war ein Überfall auf einen brasilianischen Händler, für den die Bewohner von Pacaraima Venezolaner verantwortlich machten. Sie sagten der lokalen Presse, dass die außer Kontrolle geratene Protestaktion am Freitagabend über Online-Netzwerke organisiert worden sei. Die hohe Anzahl von Flüchtlingen überfordere die Stadt und ihre Bewohner.

Wandenberg Ribeiro Costa, einer der Organisatoren der Proteste, sagte dem Nachrichtenportal G1: „Wir haben die Venezolaner vertrieben.“ Das Portal zeigte ein Video, in dem ein Mann mit dem Ruf zu hören ist: „Raus! Raus! Geht zurück nach Venezuela!“

Täglich kommen nach Angaben der Behörden mehrere Hundert Venezolaner über die Grenze in den brasilianischen Bundesstaat Roraima. Sie fliehen vor der schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise in ihrem Land.

„Humanitäres Drama“

Der Präsident der brasilianischen Anwaltskammer, Claudio Lamachia, sagte, die Gewalt in Pacaramia lege das „humanitäre Drama unserer Nachbarn offen, die versuchen, ihre Lebensumstände zu verbessern und zu überleben“. Jeden Tag kämen etwa 800 Venezolaner nach Roraima, doch der Staat habe keine Möglichkeit, alle unterzubringen.

In den vergangenen Monaten kam es bereits in anderen Städten Roraimas zu Protesten. Ein Richter hatte daraufhin vorübergehend eine Schließung der Grenze angeordnet, bis das Oberste Gericht die Entscheidung rückgängig machte.

Mehr als 100.000 Venezolaner kamen seit 2016 nach Brasilien. Rund die Hälfte von ihnen zog von dort weiter in andere lateinamerikanische Staaten, vor allem nach Ecuador und Peru. Auch in Kolumbien, das noch weit mehr Flüchtlinge aus Venezuela aufgenommen hat, gab es bereits Proteste in grenznahen Städten.

Die freiwillige Helferin Milene de Souza sprach von einer verzweifelten Lage. Sie helfe jeden Tag Ärzten, Ingenieuren, Anwälten und anderen gut ausgebildeten Leuten aus Venezuela, die auf der Straße schlafen müssten, mit ihren Berufsabschlüssen unter dem Kopfkissen. „Die Welt muss sehen, was hier geschieht, wo niemand weiß, was zu tun ist“, sagte de Souza der Nachrichtenagentur AP am Telefon.

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3 Kommentare

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  • Wie man sieht, gibt es weltweit Gewalt gegen Flüchtlinge. Steckt in vielen Menschen. Leider.

  • Gewalt gegen Flüchtlinge ist keine Frage der Hautfarbe. Vor allem sind es Verteilungsfragen die sich in Gewalt gegen Fremde entladen.

    Mangels Aufklärung und Bildung richtet sich die Gewalt nicht gegen die hierfür Verantwortlichen in der jeweiligen Klassengesellschaft, sondern gegen seinesgleichen. Siehe doch nur das Fußvolk der deutschen Kapitalfaschisten in Europa vor Kriegsende 1945 und nach der Implosion des Sozialismus 1989/1990. Der Pogrom in Rostock-Lichtenhagen 1992. Die analogen NSU-Aktivitäten gegen Migranten und Flüchtlinge, vor und nach 2015.

    Stets bleibt dabei die reale Kapitalherrschaft als Angriffsziel ausgespart. Dafür sorgt bereits das Klassen-, Bildungs- und Gesellschaftssystem der Bourgeoisie in ihrer ''sozialen Marktwirtschaft'', nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland und EU-Europa, so analog im weltweiten Kapitalismus und Imperialismus.

    “Um sich von der Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien, muss die Arbeiterklasse der Bourgeoisie nicht bloß die Produktionsmittel des Lebens entreißen, sondern auch die Produktionsmittel des Todes. Gewalt lässt sich nicht wegdisputieren und nicht wegbeten. Gewalt kann nur durch Gewalt gebrochen werden. Das sprechen wir Kommunisten offen aus, nicht weil wir ‘Anbeter der Gewalt’ sind, wie sanfte bürgerliche und sozialdemokratische pazifistische Gemüter uns beschuldigen. Nein, wir beten die Gewalt nicht an, jedoch wir rechnen mit ihr, weil wir mit ihr rechnen müssen. Sie ist da und spielt ihre geschichtliche Rolle, ob wir wollen oder nicht.'' (Clara Zetkin)

    • @Reinhold Schramm:

      "Um sich von der Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien, muss die Arbeiterklasse der Bourgeoisie nicht bloß die Produktionsmittel des Lebens entreißen, sondern auch die Produktionsmittel des Todes..." (Clara Zetkin)



      Und wenn wir das dann gemacht haben, bekommen wir Zustände wie in Venezuela mit dazugehöriger Massenflucht in kapitalistische Länder.



      Abgestimmt, in welcher Staatsform man leben möchte, geschieht in der Regel mit den Füßen