Venezolaner in Brasilien angegriffen: Gewalt gegen Flüchtlinge
Viele Venezolaner sind wegen der desolaten Lage in die brasilianische Stadt Pacaraima geflohen. Ein wütender Mob griff sie nun an.
Notdürftige Behausungen und Habseligkeiten der Venezolaner wurden in Brand gesteckt, wie die Zeitung O Globo in ihrer Online-Ausgabe berichtete. Auch Steine wurden geworfen, Hunderte Menschen seien gezwungen worden, zu Fuß zurück über die Grenze Richtung Venezuela zu gehen. Über Verletzte gab es zunächst keine Angaben.
Auslöser der Gewalt war ein Überfall auf einen brasilianischen Händler, für den die Bewohner von Pacaraima Venezolaner verantwortlich machten. Sie sagten der lokalen Presse, dass die außer Kontrolle geratene Protestaktion am Freitagabend über Online-Netzwerke organisiert worden sei. Die hohe Anzahl von Flüchtlingen überfordere die Stadt und ihre Bewohner.
Wandenberg Ribeiro Costa, einer der Organisatoren der Proteste, sagte dem Nachrichtenportal G1: „Wir haben die Venezolaner vertrieben.“ Das Portal zeigte ein Video, in dem ein Mann mit dem Ruf zu hören ist: „Raus! Raus! Geht zurück nach Venezuela!“
Täglich kommen nach Angaben der Behörden mehrere Hundert Venezolaner über die Grenze in den brasilianischen Bundesstaat Roraima. Sie fliehen vor der schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise in ihrem Land.
„Humanitäres Drama“
Der Präsident der brasilianischen Anwaltskammer, Claudio Lamachia, sagte, die Gewalt in Pacaramia lege das „humanitäre Drama unserer Nachbarn offen, die versuchen, ihre Lebensumstände zu verbessern und zu überleben“. Jeden Tag kämen etwa 800 Venezolaner nach Roraima, doch der Staat habe keine Möglichkeit, alle unterzubringen.
In den vergangenen Monaten kam es bereits in anderen Städten Roraimas zu Protesten. Ein Richter hatte daraufhin vorübergehend eine Schließung der Grenze angeordnet, bis das Oberste Gericht die Entscheidung rückgängig machte.
Mehr als 100.000 Venezolaner kamen seit 2016 nach Brasilien. Rund die Hälfte von ihnen zog von dort weiter in andere lateinamerikanische Staaten, vor allem nach Ecuador und Peru. Auch in Kolumbien, das noch weit mehr Flüchtlinge aus Venezuela aufgenommen hat, gab es bereits Proteste in grenznahen Städten.
Die freiwillige Helferin Milene de Souza sprach von einer verzweifelten Lage. Sie helfe jeden Tag Ärzten, Ingenieuren, Anwälten und anderen gut ausgebildeten Leuten aus Venezuela, die auf der Straße schlafen müssten, mit ihren Berufsabschlüssen unter dem Kopfkissen. „Die Welt muss sehen, was hier geschieht, wo niemand weiß, was zu tun ist“, sagte de Souza der Nachrichtenagentur AP am Telefon.
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