Veganer Lifestyle weltweit: Im Finnland gibt es mehr als Fische
Beeren im Wald, Pflanzenmilch im Dorfladen: Finnland bietet mehr als das. Unsere Kolumnistin war zehn Tage in Finnland und räumt mit ihren Klischees auf.
Die Wörter „vegan“ und „Finnland“ haben Sie vermutlich noch nicht so oft in einem Satz kombiniert, oder? Ich auch nicht. Aber nun war ich zehn Tage in Finnland unterwegs, und entgegen all meinen Befürchtungen ist es überhaupt kein Problem, sich dort pflanzlich zu ernähren.
Finnland ist bekannt für seine Jagdkultur und Liebe zu Wildfleisch, für Angeln in kristallklaren Seen. Das ist historisch gesehen auch nicht verwunderlich: In den langen finnischen Wintern waren die Menschen in ihrer Nahrungsauswahl oft eingeschränkt, vor hundert Jahren war die Jagd für die Mehrheit der Finnen deshalb noch überlebensnotwendig. Heute ist sie zum Sport geworden.
Und so kommt der Veganismus auch hier langsam im Mainstream an. Sechs Prozent der Finnen essen kein Fleisch mehr, die Zahl steigt stetig. In vielen Schulen gibt es einen fleischfreien Tag und an den restlichen Tagen vegetarische Optionen. Die finden sich auch in den größeren Städten in fast allen Restaurants. Läden wie das unglaublich gute „Yes Yes Yes“ mit seinem plant-focused menu oder die vegane Burgerbraterei „Bun2Bun“ sind Szenetreffs für junge Kreative in Helsinki.
Aber selbst in einem kleinen K-Mart im Dörfchen Fiskars entdeckte ich jede Menge vegane Optionen in den Regalen, von Pflanzenmilch bis zu ausgezeichneten veganen Käse- und Wurstsorten. Auch die Natur gibt mehr her als Fische und Rentiere: Auf den Wiesen wachsen Kräuter und Blattpflanzen, die frisch gepflückt so lecker sind, dass sie es gar nicht bis in die Salatschüssel in meinem Airbnb geschafft haben. Im Wald konnte ich Pilze und Beeren sammeln – eine Spezialität ist die Moltebeere, die auf der finnischen 2-Euro-Münze zu sehen ist.
Ein Grund für diesen veganen Wandel ist natürlich die Gesundheit. In der Region Nordkarelien führte in den 1970er Jahren die traditionell extrem fleisch- und milchlastige Ernährung zu einer der höchsten globalen Pro-Kopf-Anzahl von Herzproblemen.
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Auch der Umweltschutz rückt in den Fokus. Durch den Klimawandel wird es in Finnland stetig wärmer, in diesem Sommer machten Temperaturen von bis zu 35 Grad den berühmten finnischen Wäldern zu schaffen. Zudem haben sich durch den Klimawandel die Zecken explosionsartig ausgebreitet. „Punkki“, Zecke, war das erste finnische Wort, das mir beigebracht wurde.
All das hat die Debatte über Nahrungs- und Konsumalternativen nach vorne gebracht. Inzwischen exportiert Finnland mit Marken wie Friendly Vikings, Planti (Pflanzenmilchprodukte) und Vöner (veganes Fleisch) sogar seine eigene Version von Veganismus.
Leser*innenkommentare
C.O.Zwei
Ich habe mal in Finnland auf sehr traditionelle Weise Rentiersteak gegessen, mit Heidelbeeren. War auch nicht schlecht.
DiMa
Es gibt weder Pflazenmilchprodukte (mit Ausnahme von Kokosmilch, was jedoch in Finnland kaum produziert werden dürfte) noch veganes Fleisch.