Veganer Fußballklub aus England: Plötzlich Fan
In England ist ein Fußballverein in die dritte Liga aufgestiegen, der vegan und klimaneutral sein will. Unsere Kolumnistin ist hellauf begeistert.
B islang hat mich Fußball eher am Rande interessiert. Und die Geschichten abseits des Spielfelds erst recht nicht: Megaspieler mit Machoautos, Monsteruhren und Modelaffären. Gähn. Okay, Klischee, klar und sowieso: Jedem, was er mag. Nur meins war’s halt nicht. Genau wie die Idee, als Fan für ein Team zu sein und somit gegen alle anderen.
Das hat sich geändert, seit ich von den Forest Green Rovers erfahren habe, die in England vor einigen Wochen in die dritte Liga aufgestiegen sind. Denn die FGR sind der erste klimaneutrale und vegane Fußballverein, oder jedenfalls der erste, der erfolgreich ist. Den Spielern, den weiteren Angestellten des Klubs und den Fans im Stadion wird veganes Essen serviert.
Warum? Es war die Auflage des nachhaltigen Investors Dale Vince (der machte sein Vermögen unter anderem mit dem britischen Green-Energy-Unternehmen Ecotricity).
2011 rettete er den Verein aus der englischen Kleinstadt Nailsworth, 180 Kilometer westlich von London in Gloucestershire, vor dem Ruin und ist seitdem Besitzer und Präsident. Schon nach kurzer Zeit wurde erst rotes, dann sämtliches Fleisch gestrichen.
Fleischlose Empörung
Laut Vereinsköchin Jade Crawford waren einige Fans zunächst zwar gegen die fleischlosen Gerichte, aber nachdem sie die pflanzlichen Würste, Burger und herzhaften Hackkuchen probiert hatten, hörte das Murren auf. Es schmeckt und ist häufig ausverkauft, Topseller: der Shiitake Mushroom Burger.
Die Spieler ließen sich durch wissenschaftliche Erkenntnisse überzeugen, die belegen, Leistung und Muskelerholung profitieren von pflanzlicher Ernährung. Auch Ethik spielt eine Rolle. Mannschaftskapitän Joe Mills: „Wenn es uns möglich ist, den Planeten in einem besseren Zustand zu hinterlassen, warum sollten wir das nicht tun?“
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Doch der Schutz des Planeten fängt bei den Rovers bei der veganen Ernährung erst an. Von den Vereinten Nationen wurde der Verein als der erste klimaneutrale zertifiziert. Das Stadion wird zu 100 Prozent mit grüner Energie betrieben, das Team spielt auf dem wahrscheinlich ersten Biorasen im höherklassigen Fußball, frei von Chemikalien, von einem solargepowerten Rasenmäher instand gehalten. Die Spielertrikots sind aus recyceltem Plastik und Kaffeesatzabfall, auf dem Parkplatz gibt es Lademöglichkeiten für Elektroautos, und die Stadionküche recycelt und verwandelt Speiseöl in Biotreibstoff. Mit dem Eco Park soll nun auch noch ein neues Stadion komplett aus Holz entstehen.
Inzwischen sollen die Rovers Fanklubs in zwanzig Ländern haben – und auch mich haben sie überzeugt. Ich werde sie bei den nächsten Spielen anfeuern, denn wer weiß, vielleicht veganisieren sie in ein paar Jahren ja sogar die Champions League. Die Forest Green Rovers sind jetzt mein Team, denn sie sind Team Erde!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?