VOLLEYBALL-BUNDESLIGA: Berliner Rivalen im Kampf gegen den Abstieg

Köpenick besiegt Potsdam 3:0. Trotz des klaren Ergebnisses hoffen auch die Brandenburgerinnen auf viele weitere Derbys

Eigentlich hatten alle Beteiligten etwas völlig anderes erwartet: Vor dem Bundesligaduell der Volleyballerinnen zwischen dem Köpenicker SC und dem SC Potsdam am Samstag wähnten sich beide Teams auf Augenhöhe. Während der Aufsteiger aus Potsdam ordentlich in die Saison gestartet war und in drei Spielen schon einen Sieg erringen konnte, verloren die Köpenickerinnen ihre ersten zwei Spiele.

So hofften alle auf ein spannendes Derby. Doch das war es nur einen Satz lang. Überraschenderweise machte der Köpenicker SC vor gut 750 Zuschauern in der neuen Halle in der Hämmerlingstraße mit 3:0 (27:25, 25:19, 25:15) kurzen Prozess und hinterließ deprimierte Gäste. "Die Enttäuschung ist riesengroß, aber heute hatten wir keine Chance", sagte Potsdams Trainer Michael Merten. Die Ambitionen der Brandenburger haben damit einen großen Dämpfer erhalten. "Das wirft uns massiv zurück", so Mertens. Der KSC hingegen hat den Kontrahenten erst einmal in die Schranken weisen können.

Das könnte Genugtuung sein. Im Sommer bemühten sich beide Vereine um mehrere Juniorinnennationalspielerinnen vom VC Olympia. Obwohl beide Clubs sich in ihren finanziellen Mitteln nichts nehmen, zogen alle Umworbenen Potsdam vor. Zusätzlich wechselte noch die Zuspielerin des KSC in Richtung Brandenburg. Potsdam war offensichtlich attraktiver und drauf und dran, dem KSC den Rang abzulaufen. Der Konkurrenzkampf war entbrannt, in der Saisonvorbereitung gingen sich beide Vereine aus dem Weg.

Die Spielerinnen untereinander kennen sich aber gut, einige sind auch befreundet, da sie in beiden Teams aktiv waren. Maria Kleefisch etwa. Vier Jahre hatte die 25-Jährige in Potsdam gespielt, dann wechselte sie entgegen dem Trend vor Saisonbeginn nach Köpenick, weil der KSC ihr einen Studienplatz ermöglichte. Entsprechend nervös war sie vor dem Derby. "Am Morgen war mir richtig schlecht", gestand sie.

Schlimmer war aber wohl, dass sie verletzungsbedingt nicht mitwirken konnte. "Ich konnte da nicht ruhig sitzen", sagte sie. Die Freude über den Sieg war bei ihr groß, auch wenn sie mit den Potsdamerinnen mitfühlen konnte. Obwohl sie jetzt beim KSC ist, fiebert sie noch mit ihrem alten Verein mit und besucht die Potsdamer Heimspiele, so oft sie kann. Deshalb drückt sie ihnen die Daumen und hofft, dass sie den Klassenerhalt schaffen werden. Um den zu erreichen, wird das unerfahrene Team aber noch viel lernen müssen. "Sie sind neu in der Liga und müssen erst einmal lernen, dem Druck standzuhalten", sagt Maria Kleefisch.

Im Schnitt sind die Potsdamerinnen knapp 23 Jahre alt. Das will Trainer Michael Mertens aber nicht als Ausrede gelten lassen. "Die Köpenickerinnen sind ja noch jünger", sagt er. Das stimmt, durchschnittlich knapp ein Jahr. Allerdings spielt der KSC schon im fünften Jahr in Folge in der ersten Liga und konnte entsprechend Erfahrungen sammeln. Das haben sie den Potsdamerinnen voraus.

Bei den Berlinerinnen jedenfalls ist nach dem ersten Saisonsieg die Erleichterung groß. "Uns ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen", sagte KSC-Trainer Jürgen Treppner. Von 14 Teams in der Liga ist der KSC jetzt Neunter, Potsdam Elfter. Beide kämpfen um den Klassenerhalt, auch um noch mehr Derbys erleben zu können. "Diese Derby-Situation ist doch geil", so Coach Michael Mertens. Deshalb wünscht er auch neben seinem Club den Köpenickerinnen unbedingt den Klassenerhalt. Ihm ist es dabei egal, ob seine Potsdamer am Saisonende vor oder hinter dem KSC stehen werden.

In Köpenick hat man da klarere Vorstellungen. "Unbedingt vor Potsdam", sagte Pressesprecher Bernd Hensel. Mit dem Sieg vom Sonnabend ist der erste Schritt gemacht.

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