Ute Bock ist gestorben: Galionsfigur der Flüchtlingshilfe

Sie unterstützte Asylsuchende seit den 1990er-Jahren. Aus ihrer Privatinitiative wurde die bedeutendste Flüchtlingsorganisation Österreichs.

Ute Bock ist im Halbprofil zu sehen, wie sie interessiert zuhört

Ute Bock im Oktober 2012, als sie das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich bekam Foto: dpa

Wien taz | „Heute verlässt uns eine Kämpferin für die Ausgebeuteten und Schwächsten in unserer Mitte“, schreibt die Flüchtlingsorganisation Asyl-in-Not: „Es verlässt uns ein Mensch, dessen Integrität und Haltung heute mehr denn je gebraucht wird“. Ute Bock war eine Galionsfigur der Flüchtlingshilfe in Österreich. Sie ist am Freitag im Alter von 75 Jahren an den Spätfolgen eines Schlaganfalls verstorben. Für ihr Engagement in der Flüchtlingshilfe fand sie auch deshalb über die einschlägigen Kreise hinaus Anerkennung und Unterstützung, weil sie ihre Aufgabe nicht politisch definierte.

Die Oberösterreicherin leitete ein Gesellenwohnheim in Wien, als 1995 die ersten Afrikaner an ihre Tür klopften. Es waren unbegleitete Flüchtlinge, die in Jugendheimen unterzubringen waren, wie es das Gesetz vorschrieb. Der Staat versprach, sich um die gestrandeten Jugendlichen zu kümmern und ihnen auch eine Ausbildung angedeihen zu lassen. „Dann hat man gesehen, es sind sehr viele“, sagt Ute Bock später im Interview mit der taz. Die Reaktion der Behörden: Man versuchte, die unwillkommenen Gäste wieder loszuwerden.

Schon in den 1960er Jahren hatte sie als junge Erzieherin in einem Sonderschulkinderheim Einsatz für Menschenrechte bewiesen: „Viele Erzieher dort waren alte SS-ler, die die Kinder geprügelt haben.“ Ihr war klar, dass schwierige Kinder Liebe und Verständnis statt Zucht und Strafe brauchen.

Die Öffentlichkeit wurde erstmals auf sie aufmerksam, als die Polizei 1999 bei einer Razzia ihr Heim stürmte und rund 30 Afrikaner unter Verdacht auf Drogenhandel festnahm. Daraufhin wurde ihr verboten, weiterhin afrikanische Asylbewerber aufzunehmen. Also kratzte sie ihr Geld zusammen und bemühte sich, so viele wie möglich privat unterzubringen.

Mit Auszeichnungen überhäuft

Nach ihrer Pensionierung 2002 widmete sie sich mit all ihren Kräften der Versorgung von Asylsuchenden. Aus dieser privaten Initiative wurde bald die bedeutendste Flüchtlingsorganisation des Landes. Vor zehn Jahren rettete der Bauindustrielle Hans Peter Haselsteiner den Verein vor dem finanziellen Kollaps.

Inzwischen wurde Ute Bock mit Auszeichnungen und Preisen überhäuft, darunter das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich. Für die Rechte aber blieb sie ein Feindbild. Auch FPÖ-Funktionäre überzogen sie immer wieder mit Hass-Postings.

Seit einem Schlaganfall vor vier Jahren war die Leitfigur der ehrenamtlichen Hilfe aus der Öffentlichkeit weitgehend verschwunden. Der Verein Ute Bock funktioniert inzwischen auch ohne sie. Ersetzen aber kann die resolute Frau niemand. Am 2. Februar wollen ihre Anhänger ihr mit einem Lichtermeer auf dem Wiener Heldenplatz gedenken.

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