Urteil nach Pyro-Krawall: Hose überführt HSV-Zündler
Als der Hamburger SV aus der Fußball-Bundesliga abstieg, brannten in der Fankurve die Bengalos. Nun wurde einer der Täter verurteilt.
Mitverantwortlich dafür war Maximilian R. Er hatte sich unter einer Plane versteckt und mit einer Sturmhaube und einer Kapuze vermummt. Während des Spiels warf er dann sogenannte Bengalos auf das Spielfeld. Für die, wie sein Verteidiger Björn Gärtner es ausdrückt, „riesengroße Dummheit“ musste Maximilian R. sich gestern vor dem Amtsgericht Altona verantworten. Der junge Chemikant war wegen schweren Landfriedensbruchs angeklagt, weil die Sicherheit der anwesenden Menschen im Stadion gefährdet worden sei, so die Staatsanwaltschaft. Das Strafmaß dafür liegt zwischen sechs Monaten und zehn Jahren Haft.
Trotz seiner vermeintlichen Anonymität gestand R. die Tat. Zuvor hatte es eine öffentliche Fahndung nach den Tätern gegeben, bei der Fotos veröffentlicht wurden.
Auf sein Geständnis war das Gericht aber nicht angewiesen. Denn Maximilian R. wurde trotz seiner Vermummung anhand der auffälligen Waschung seiner Hose erkannt. Ein weiterer Hinweis ging bei den Behörden ein, nachdem die Tat Thema auf einer Hochzeit gewesen sein soll.
Trotz der Verwendung gefährlicher Pyrotechnik fällt das Urteil für R. gnädig aus: neun Monate Haft auf Bewährung mit einer Bewährungszeit von drei Jahren. Außerdem muss er 1.000 Euro an eine gemeinnützige Organisation spenden.
Mit regloser Miene schaute der Angeklagte sich vor Gericht die Videos seiner Tat an. Richterin Linda Leroyer warf dem Angeklagten vor, keine Reue zu zeigen. Dennoch ging sie aufgrund seiner guten sozialen Integration davon aus, dass er nicht erneut straffällig werden würde.
Im Volksparkstadion, das machte dieser Prozess deutlich, ist es für Straftäter generell schwierig, unerkannt davonzukommen. Hochauflösende 4K-Kameras überwachen flächendeckend die kritischen Bereiche des Stadions. Die Polizei kann mithilfe des Zooms auch Details beobachten, die zur Identifikation von Tätern im Stadion dienen.
Für Maximilian R. und seine auffällige Hose kam diese Erkenntnis zu spät.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen