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Urteil im Düsseldorfer RaucherstreitStört der Qualm, fliegt der Mieter

Die Nachbarn beschwerten sich über den Nikotingeruch aus Friedhelm Adolfs Wohnung. Die Vermieterin darf ihm nun kündigen, hat das Amtgericht Düsseldorf entschieden.

Und jetzt die Fenster auf! Sonst stehst Du schnell auf der Straße. Bild: dpa

DÜSSELDORF dpa/afp | Belästigt ein Mieter durch Zigarettenrauch seine Nachbarn, darf ihm die Wohnung gekündigt werden. Das hat das Amtsgericht Düsseldorf am Mittwoch entschieden.

Der Vermieter eines Mehrparteienhauses müsse es nicht dulden, wenn Zigarettenrauch im Treppenhaus zu einer unzumutbaren und unerträglichen Geruchsbelästigung führe. Dies gelte, obwohl ein Mieter grundsätzlich in seiner Wohnung rauchen dürfe.

Konkret ging es um den Mieter Friedhelm Adolfs, dem nach 40 Jahren die Kündigung für seine einstige Dienst- und jetzige Mietwohnung zugestellt worden war.

Die Vermieterin argumentierte, der Rauch aus seiner Wohnung belästige die Hausnachbarn, weil er nicht über die Fenster, sondern in den Hausflur abziehe. Der 75-jährige Mieter bestreitet die Belästigung. Außerdem könne er nichts dafür, dass seine Wohnungstür undicht sei.

Bislang gilt das Rauchen in der eigenen Wohnung als höchstrichterlich geschützte persönliche Freiheit. Das Amtsgericht entschied aber nun zugunsten der Vermieterin. Die fristlose Kündigung wurde bestätigt.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Adolfs kann nun dagegen Berufung einlegen. (Az.: 24 C 1355/13).

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25 Kommentare

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  • L
    lowandorder

    "Wer sich von einer schlamperten Rechtsverdreherin vertreten läßt, verliert seinen Prozess!"

     

     

     

    Das - wäre wohl die zutreffende Überschrift gewesen;

     

    anderes wäre Rechtsbeugung!

  • E
    Eins.2

    Die meisten Kommentare hier sind einfach zum weglachen... HILFE!!! Der arme Raucher wird diskriminiert. Jetzt darf er nicht mal seinen Rauch im Flur entsorgen und den Nichtrauchern die Luft zum Atmen verpesten. Das muss zum Bundesverfassungsgericht!!! Das ist in ein Verstoß gegen die Menschenwürde. Ach, ja und der Nichtraucher hat keine Rechte, oder was? Er soll die Rechte der Raucher hinnehmen indem er zum Passivraucher wird. Das nenne ich Rechtsbewusst sein!

  • E
    Eins.2

    Wieso sollte mein Kommentar ironisch gewesen sein? Das ist mein voller Ernst. Wenn jemand Immissionen in seiner Wohnung verursacht, dann ist es doch nicht zu viel verlangt, dass er auch dafür sorgt, dass diese in seiner Wohnung bleiben oder zumindest auf ein Mindestmaß reduziert nach außen strömen. Beides hat der Vermieter aus Starrköpfigkeit unterlassen trotz mehrfacher Aufforderung. Irgendwann ist Schluss oder meinen Sie als Raucher hätte man mehr Rechte als ein Nichtraucher. Dann sind Ihre Ansichten wohl eher für eine Diktatur geeignet.

    • A
      Arne
      @Eins.2:

      Ich hoffe, Sie leiten auch ihre Autoabgase in die Fahrerkabine. Es ist ja wohl nicht zuviel verlangt, wenn jemand, der solche Immissionen verursacht, auch dafür sorgt, dass diese bei ihm bleiben und nicht die Luft der Anwohner verpesten. Ich als Nichtautofahrer werde diese Verpestung der Luft nicht mehr hinnehmen.

      • E
        Eins.2
        @Arne:

        @Arne Das ist genau das Gleiche. Das haben Sie aber sehr gut verstanden! Alle Achtung vor so viel Intelligenz.

  • N
    nachbar

    bei mir wohnt ne frau im haus, die hinterlässt im aufzug immer eine bestialische geruchsmischung aus schweiß und wiederich süßem viel zu hoch dosiertem parfum. darf die jetzt auch gekündigt werden? ansonsten ist es doch wieder nur die übliche hetze gegen raucher.

  • Es kann schon störend sein, wenn jemand die vollgequalmte Wohnung über die Wohnungstür entlüftet. Selbst schuld, wenn er gekündigt wird.

    • M
      Mabie
      @Claudia Cometh:

      Rchtig lesen hilft bisweilen den eigenen Horizont zu erweitern

  • I
    Ingo

    wer kann sollte nen Spendenaufruf tätigen, das Ding MUSS vor das Bundesverfassungsgericht!!! Ist doch ein Witz!

     

    Wenn ich am Ende in meiner Whg nicht mal mehr unbehelligt furzen darf... - oder muss ich mir da erst ne "grüne Plakette" holen?

  • I
    ingo

    btw: saubere Luft etc. pp. Es gibt ja mittlerweile die tolle Umweltplakette... Warum werden da eigentlich nicht sämtliche 2-takt Motoren (also 50ccm Roller, die allseits beliebten Laubbläser usw.usf.) verboten? Die versauen doch die Luft weit mehr als jeder sonst was...

  • I
    Ingo

    Artikel 13 GRUNDGESETZ!!!!

     

    (1) Die Wohnung ist unverletzlich.

     

     

     

    Da könnte ich ja (wenn ich einen Nachbarn "nicht riechen" kann) x-beliebig die Leute aus dem Haus schmeißen... KRANKES Urteil!!

  • S
    stroker88

    Ich fühle mich durch Autoabgase belästigt, werden die jetzt verboten? Von mir aus kann auch der Auspuff zugeschweißt werden.

  • R
    Robert_Muc

    Das Sein bestimmt das Bewusstsein! - Seit die Nichtraucher eine Mehrheit in der Bevölkerung geworden sind u. die Raucher die Minderheit, (ca. 30 % Raucher u. 70 % Nichtraucher) haben radikale Antiraucher u. Puritaner mit den massiven Attacken auf die ihnen verhassten Tabakkonsumenten begonnen: Die oberste EU-Bürokratie hat ein "rauchfreies Europa" beschlossen, neben Todesdrohungen, u. z.T. unrealistischen Horrorbildern auf den Zigarettenschachteln (wo bleiben adäquate Todesdrohungen u. Horrorbilder auf Alkoholflaschen????), sind in Planung einen europaweite "Hotline" bei denen man Raucher melden kann. Der EU-Gesundheitskommissar ordnete sogar aufsehenerregende Schauprozesse gegen Raucher an, und forderte eine Raucherpolizei (Schauprozesse kenn ich nur aus totalitären Staaten.) Dabei rechnet man mit der Ignoranz, mit der teilweisen Arroganz der 2 Drittelmehrheit der Nichraucher gegenüber den Rauchern. Damit lassen sich dann auch leider - wie in Bayern - sog. "Volksentscheide" gewinnen, die einen Totalrausschmiss der Raucher bedeuten. Kein Quadratmeter Raum mehr den Anderslebenden.(verharmlosend nennt man den Komplettrausschmiss von Rauchern, dann im Vorfeld "echter Nichtracherschutz" oder "konsequenter Nichraucherschutz".)Damit aber werden Rauchverbote für erwachsene Bürger vom Staat erteilt. sogar auch dort wo Nichtraucherschutz gewährleistet ist.- Das sind schlichtweg Streichungen von bürgerlichen Freiheiten. Ausserdem wird Intoleranz gefördert, wenn man wie jetzt in NRW oder Bayern, der anderslebenden Minderheit kein Quadratmeter Raum mehr zugestanden wird.

    • @Robert_Muc:

      Ein wenig Lockerheit und Toleranz würde Ihnen gut tun! Jeder Raucher hat in Bayern und NRW weiterhin das Recht aufs rauchen, nur halt nicht in öffentlichen Orten (Gaststätten, Kneipen) bzw. Dort, wo andere geschädigt werden.

       

       

       

      Warum einige wenigr Hardcoreraucher also solche Spaßbremsen sein müssen und so kleinkariert, ist mir nicht klar!

       

       

       

      Im übrigen sind die NRW und Bayern Rauchverbot ja sogar von der Mehrheit der Raucher nicht abgelehnt worden!

      • R
        Robert_Muc
        @Stoof77:

        @Stoof77. In NRW u. Bayern werden Raucher systematisch ausgegrenzt u. ihnen sogar dort das Rauchen verboten, wo Raucher unter sich sind, wo Nichtraucherschutz gewährleistet ist.

         

         

         

        Kneipen und Bars werden zu öffentichen Plätzen erklärt, und Raucher komplett rausgeschmissen.

         

         

         

        Wenn, Kneipen sterben (Existenzen und Arbeitsplätze)u. die Menschen sich diese Behandlung nciht gefallen lassen u. jetzt auf die Barrikaden gehen, (Demos in NRW, neues Volksbegehren in Bayern) werfen sie ihnen zu wenig Lockerheit und Kleinkariertheit vor. - Das ist nun wirklich lächerlich.

         

        Wie sie darauf kommen, dass die Mehrheit der Raucher diesen Totalrausschmiss gutheissen ist aus ihrem Kommentar auch nicht ersichtlich. - zur Info: beim Volksentscheid in Bayern hat ein höherer Prozentsatz (40%) gegen den Komplettrausschmiss gestimmt als der Raucheranteil in der Bevölkerung (30%) ist.

  • GA
    Gast AO

    Kommentar zu Gast.2

     

     

     

    Ich hoffe doch sehr, das war eine ironische Antwort?

     

    Vielleicht mal die wirklichen Fakten lesen? Der Herr ist der letzte echte Mieter im Haus, alles andere sind Kanzleien, etc. Nach 40 Jahren fällt der Vermieterin auf, dass der Herr raucht?! Dazu war er auch noch als Hausmeister in diesem Haus tätig? Es hat für mich den Eindruck als wenn er stört im Erdgeschoss, was man eher noch lukrativer an Firmen etc. vermieten kann, anstelle einen alten Mann, der wenig miete bezahlen muss, nach so viel Jahren.

     

    Ich finde es mehr als gruselig, nicht nur weil es um Freiheit geht. Was kommt als nächstes? Die Balkonblumen der Nachbarin stinken mir und daher...?

  • K
    KSD

    Das Problem ist ja hier nicht das Rauchen in der Wohnung, sondern das Lüften selbiger über die Wohnungstüre in den Hausflur. Hätte der Mann wie jeder normale Mitteleuropäer die Fenster aufgerissen, hätte es kein Problem gegeben.

    • H
      Hans
      @KSD:

      Oder es hätten sich die Nachbarn über ihm beschwert, weil der aufsteigende Zigarettenrauch/-geruch zu ihnen zieht.

  • J
    Jupp

    "weil er nicht über die Fenster, sondern in den Hausflur abziehe"

     

     

     

    wer weiß, ob der Mann einer Intrige erlegen oder aber tatsächlich über den Hausflur entlüftet hat.

     

     

     

    Aber Dichtungen könnte man auch nachträglich angebracht haben, von einer ausgesprochenen Rauchschutztür oder über andere Maßnahmen, die hätten ergriffen werden können, mag man gar nicht reden.

     

     

     

    So jedenfalls ist es ein Unding, dass hier die Kündigung greifen soll, da hätte im Vorfeld doch einiges erst versucht sein müssen.

     

     

     

    Geschah dies?

  • A
    Arne

    Irgendwie hat man den Eindruck, dass man bislang nur unzureichend über den Fall informiert war. Wenn der Grund der Kündigung gar nicht der Rauch in der Wohnung war, sondern die undichte Tür, über die Zigarettenqualm in den Hausflur abzieht, ist das Urteil sogar nachvollziehbar.

     

    D.h. letztendlich, dass die Vermieterin durch die undichte Tür den Mitmietern und dem Mieter Schaden zugefügt hat. Für die Kosten des Umzuges und für die Mietminderung, die den anderen Mitbewohnern entsteht, muss sie jetzt haftbar gemacht werden.

     

    Ich wünsche Herrn Adolfs viel Erfolg, wenn er die Vermieterin auf Schadensersatz verklagt, da sie die Wohnung offenbar in einen unzumutbaren Zustand vermietet hat und hoffe, dass sie für alle Kosten, die er hat und hatte plus Schmerzensgeld aufkommen muss. Sollte einer der Mitmieter in dem Haus nun eine Herz-/Kreislauferkrankung oder einen in Verbundung mit Passivrauch stehenden Tumor erhalten, dann ist sie natürlich auch wegen fahrlässiger Körperverletzung bzw. ggf. sogar Tötung anzuzeigen. Ich hoffe, Herr Adolfs macht von diesen Möglichkeiten Gebrauch. Er selber muss dabei nicht der Geschädigte sein. Die Argumentation des Gerichts lässt keine andere Interpretation zu als dass die Vermieterin eine Kapitalverbreicherin ist, die andere Menschen gesundheitlich schädigen will und in ihrer körperlichen Integrität belästigt.

  • E
    Eins.2

    Absolut richtige Entscheidung! Das ist wieder einmal der Beweis, für die hervorragende Arbeit der Deutschen Gerichte.

    • F
      Frizt
      @Eins.2:

      ich hoffe mal das der Kommentar ironisch gemeint war,wenn nicht, ist ihnen scheinbar nicht mehr zu helfen und ich empfehle eine Auswanderung in eine der zahlreichen Diktaturen der Welt, Weißrussland oder Saudi Arabien kämen in Frage.

    • H
      Hans
      @Eins.2:

      Wäre es nicht einfacher gewesen, für ausreichende Dichtigkeit der Tür o. ä. zu sorgen?

  • B
    bevau

    Zunächst: Ich bin selber Nichtraucher. Aber in der eigenen Wohnung kann jeder machen, was er will, so viel Toleranz sollte sein! Falls dieses Urteil rechtskräftig wird, zeigt sich mal wieder die deutsche Regelungswut!!!

    • @bevau:

      Toleranz? Dann möchte ich auch dem Hobby des Grillens in meiner Wohnung nachgehen dürfen, ist schliesslich meine eigene! Soviel Toleranz sollte sein.

       

       

       

      Wer mir das Grillen mit Kohle in meiner eigenen Wohnung verbieten will, ist ein Diktator! Solln sich die Mitmieter im Haus mal nicht so haben!