Urteil gegen Lionel Messi: Bübchenhafter Hinterzieher
Fünfmal war Messi Weltfußballer. Als Steuerbetrüger ist er weniger erfolgreich: Ein Gericht verurteilte ihn nun zu 21 Monaten Haft.
Es sind nicht nur Fans, die sagen, dass Lionel Messi der beste Fußballer der Welt ist. Fünf Mal hat man den Argentinier schon als Weltfußballer des Jahres ausgezeichnet. Besser wird vielleicht nie mehr einer. Er ist der beste Torschütze, der je in der spanischen Liga gespielt hat. Für den FC Barcelona hat er so viele Freistöße verwandelt wie kein anderer. Mit dem Klub hat er alle Titel gewonnen, die es zu gewinnen gibt – national und international. Besser geht es nicht.
Mit der Nationalmannschaft hat das nicht so gut geklappt. Aus der ist er zurückgetreten, als es in der vorigen Woche wieder nichts wurde mit einem Sieg bei der Copa America, was auch an einem von ihm verschossenen Elfmeter lag. Nun soll er schon wieder zurückgetreten sein vom Rücktritt. Wenn das stimmt, ist auch das rekordverdächtig.
Lionel Messi ist als Fußballer ein Mann der Superlative. Als Steuerhinterzieher ist er nicht ganz so gut. Sonst wäre man ihm nicht auf die Schliche gekommen. Dabei hat er zusammen mit seinem Vater alles versucht, um Geld vor dem Fiskus zu verbergen. Das Geld, das auf Firmenkonten in Belize und Uruguay geparkt war, wurde von den Behörden aufgespürt. 4,1 Millionen Euro sollen die Messis so hinterzogen haben. Ein Gericht hat den Kicker nun zu 21 Monaten Haft verurteilt.
Damit ist klar, dass er auch, was seine Verteidigungsstrategie betrifft, nicht der beste ist. Im Prozess hat er stets alles auf seinen Vater geschoben. Er habe nicht gewusst, was der ihm alles zur Unterschrift vorgelegt habe, habe seinem Vater blind vertraut und ebenso blind unterschrieben. Der 29 Jahre alte Mann hat sich als unwissendes Bübchen präsentiert. Geholfen hat ihm das nichts. Er wurde zu einer ebenso hohen Strafe verdonnert wie sein Vater, der mit seinem Sohn, als der gerade 13 Jahre alt war, nach Barcelona gezogen war, um aus Lionel einen großen Star formen zu lassen.
3,7 Millionen Euro Strafe soll Messi nun zahlen. Das tut dem Mann, der geschätzte 40 Millionen im Jahr verdient, vielleicht nicht wirklich weh. Ins Gefängnis muss er anders als ein anderer der Steuerhinterziehung überführter Elfmeterfehlschütze übrigens auch nicht. Die Haftstrafe wurde zu Bewährung ausgesetzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja