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Urlaub auf dem LandeAlle bleiben hier. Gut so!

Keine Siesta in Spanien, kein Stau in Italien. Unsere Autorin hat ihren Urlaub in Deutschland verbracht und die fehlenden Möglichkeiten genossen.

Havelberg: die beinahe kleinste Hansestadt des Landes Foto: imago

A ch, herrrrrrrlich war es im Urlaub auf dem Lande. Eine Woche waren der Mann und ich an der Elbe, in der kleinsten Hansestadt Deutschlands. Die ist dermaßen klein, dass es fast schon wieder lustig ist, wie entschieden die Bürger*innen der, nun ja, Gemarkung betonen, es handele sich hier im städtisches Gebiet.

Des Morgens schwangen wir uns auf die Räder und düsten übers Kopfsteinpflaster, den Elbdeich entlang zum Baggersee. Wir schwammen ein paar Runden, holten auf dem Rückweg noch frische Tomaten und Eier fürs Frühstück. Tagsüber besichtigten wir die Attraktionen der Umgebung, lasen Bücher, pflückten Brombeeren, dösten. Und wenn es kühler wurde, war es auch schon wieder Zeit für ein Abendschwimmen, Wein und Gequatsche.

Was mir in diesem Sommer gar nicht, also wirklich überhaupt nicht gefehlt hat, war die Auslandsreise. Kein Kofferschleppen zum Flughafen im Morgengrauen, keine Verspätung, kein Gesuche nach der gebuchten Unterkunft. Keine Endlos-Siesta in Spanien, kein Stau in Italien, kein überfüllter Strand in Griechenland.

Ebenfalls nicht gefehlt haben mir die Sommerpartys. Kein Gebretter über Landstraßen ins Nirgendwo, kein mittelmäßiger Kartoffelsalat, kein Zelt im Garten von Freunden mit null Aussicht auf eine Dusche. Um nicht missverstanden zu werden: Ich mag meine Freund*innen, sie sind mir lieb und teuer. Aber dieses allwochenendliche Rumgereise durch die nähere und fernere Umgebung bedeutete ja zugleich, nicht zu Hause zu sein. Und zu Hause, das ist hier im ländlichen Sachsen-Anhalt ausgesprochen schön. Vor allem im Sommer, wenn nachts das Käuzchen ruft, die Stauden nach dem Morgenregen die Waden kitzeln und die Nachbarin pünktlich zur Frühstückszeit ihren Benzinrasenmäher anwirft.

Schön die Natur und nett die Leute

Das Coronasommer-bedingte Wegfallen von Möglichkeiten ist eine Übung in Demut gewesen. Aber eben auch eine Bereicherung. Weniger Entscheidungen, mehr Fokus. Das Licht. Der Garten. Das Wasser. Wir bleiben einfach alle mal hier. Und es fühlt sich ausgesprochen gut an. Und wenn wir dann doch noch Urlaub machen, fahren wir nach Sachsen-Anhalt oder Niedersachsen. Da sind wir bisher immer nur so durchgefahren, haben aus den Augenwinkeln die stillen Vorgärten und die Deutschlandfahnen betrachtet und gedacht: Aber hier leben – nein danke.

Aber dann kam Corona. Und wir haben gesehen, wie wunderschön es hier wie dort ist. Wie nett – unterschiedlich nett, wohlgemerkt – die Leute sind. Wie gut ihre Tomaten schmecken und wie interessant sie erzählen, wenn wir mal stehen bleiben und ins Quatschen kommen.

Nächstes Jahr, hoffentlich, fahren der Mann und ich wieder los. Nicht mehr so häufig, aber ja, wir wollen mal wieder raus. In der Toskana essen wir die beste Pasta und trinken den köstlichsten Wein. Und weil es dann etwas Besonderes sein wird, werden wir uns noch mehr daran erfreuen.

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Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.
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14 Kommentare

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  • Ja, Frau Maier, genau so ist es! Und nein, auch im nächsten Jahr lockt mich weder die Toscana noch Nordspanien, Biskaya. Es sei denn, meine FReunde mit Zweitwohnsitz haben endlich eine Gartendusche installiert, die ich schon lange habe und die eine wunderbare Erfrischung ist. Obendrein habe ich eine schöne antike Zinkwanne, Modell Sarkophag. Morgens mit Wasser befüllt, gegen 18 Uhr rein in den körperwarmen Genuss, evtl. noch Rosenblätter einstreuen. Im Wasser liegend den Wattewolken im Himmel nachsehen, den Schwalben und den wenigen Flugzeugen. Danach die Hortensien und Rosen damit gießen. Winwin. Für wenig Geld viel Genuss. Demut? Nein, Bewusstsein, dass so etwas ein Privileg ist. Der Garten, die Dusche, die Zinkwanne und die Fähigkeit, Glück darin zu entdecken.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - rät zu -

    “Bauernfrühstück an Korinthen -

    Rezeptvorschlag:



    Bauernfrühstück mit Korinthen...



    "die fehlenden Möglichkeiten genossen". Ach ja. Die Headlines machen Andere, habe ich bei taz.de mal gelsen.



    Vorhandene Möglichkeiten nicht in Anspruch zu nehmen, sei Askese und somit Hochgenuß. (Wolfgang Neuss, sinngemäß). Fehlende Möglichkeiten nannte er schlicht Armut. Vielleicht aber hat Anja M. die doch vorhandenen Möglichkeiten genossen?



    Und btw.: Das schöne Foto von Havelberg lässt vermuten, dass dort mittlerweile auch schon Weintrauben wachsen.



    Was sagt der Fuchs dazu?“

    kurz - da is was dran -



    www.naumburger-tag...rger-wein--2705388

    unterm——— &



    Da mir der StR-RA meines Vertrauns grad dreist vom Zwischenstopp Naumburg vor Malen Dresden vom Unstrutwein vorgeschwärmt hat. “Kamen abends schlicht aus der Kneipe des Winzers nicht raus!“



    Muß der alte ~ Hallenser ;) da wohl noch mal hin.



    & Däh! Ach was!



    elbhavelwinkel.com...einberg-havelberg/



    (ulkig - von sachsen-anhaltinisch steht da nix‘;))

    Ende der Werbeeinblendungen

  • Die von Ihnen so beschwärmte, kleinste Hansestadt ist Havelberg. Havelberg liegt in der Altmark und damit in Sachsen-Anhalt und nicht im ländlichen Brandenburg.

    • Anja Maier , Autorin des Artikels, Korrespondentin Parlamentsbüro
      @Trabantus:

      Sehr aufmerksam. Also, die kleinste Hansestadt ist Werben an der Elbe. 1042 EinwohnerInnen laut Wikipedia, gelegen in der Altmark, genauer in der Wische. Dort habe ich geurlaubt. Havelberg hat 6547 EinwohnerInnen. Meine KollegInnen haben ein Havelberg-Foto rausgesucht. Stimmt also nur fast, ist aber nett gemeint gewesen. Beste Grüße und nichts für ungut.

    • @Trabantus:

      Nú. Das sind halt noch die alten DDR-Gebrechen mit Grenzen. Newahr

      “ Im Norden und Osten grenzt die Gemarkung Havelberg an die drei brandenburgischen Landkreise Prignitz, Ostprignitz-Ruppin und Havelland.“



      Nó. 🥚verbibschd. Eben.

      • @Lowandorder:

        Das ändert nichts an der Zugehörigkeit der Stadt Havelberg zum Bundesland Sachsen-Anhalt.



        Das hat mit DDR-Gebrechen nichts zu tun.



        Aber schön , dass Sie sich so intensiv mit alten und neuen Gemarkungen beschäftigen. Unterscheidest sie von so vielen Ihrer Landsleute.

        • @Trabantus:

          Sorry. Junger Mann - wie kommse denn auf dieses schmale Brett?

          kurz - *45 Halle an der Saale.



          Familienzusammenführung 49 - 51 - HL



          Comprenez vous?!

          • @Lowandorder:

            Ich selbst 63, also sparen Sie sich das übergriffige "junger Mann".



            Und 10 Jahre nahe Havelberg gelebt.

            • @Trabantus:

              Jung - in Kölle biste mit 90 noch “junger Mann“ - & ich sowieso.



              Normal.

              Ansonsten kapiernse nich - worauf ich rauswollte. Schade.



              Ever da mähtste nix.

              • @Lowandorder:

                Ah, ich vergaß. Sie kennen offensichtlich nicht die Verteilung der Verantwortung zwischen Sender und Empfänger. Macht aber auch nichts. Nächstes Mal vielleicht. ;-)

              • @Lowandorder:

                Dann werde Sie doch freundlichst einfach ein wenig deutlicher und schwurbeln weniger jecksch.

  • Sehr netter Beitrag, meine Rede :-)



    Aber die Bildunterschrift und "kleinste Hansestadt"? Havelberg ist wunderschön und der Dom majestätisch - ihr Urlaubsort der verehrten Frau Maier war aber wohl auf der anderen Elbseite, nech? Wollen wir aber zu schweigen, auf dass es noch halbheimliches zu entdecken gibt!! Viel Spaß allerseits

  • RS
    Ria Sauter

    Pst, Frau Maier!Bitte verraten Sie nicht, wie wunderschön der Osten ist, wie freundlich die Menschen und wie schön die See.



    Herzliche Grüsse aus Stralsund.