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Unterstützung für die UkraineEmanzipation sieht anders aus

Anastasia Zejneli
Kommentar von Anastasia Zejneli

Aus der im März ausgerufenen „Koalition der Willigen“ ist nichts geworden. Europa ist weder geeint, noch möchte es sich von den USA unabhängig machen.

Keir Starmer und Emmanuel Macron am 27. März Foto: Lauren Hurley/Avalon/imago

E uropa als Ganzes war schon lange nicht mehr so stark und geeint“, behauptete der britische Premier Keir Starmer stolz, als er Anfang März die sogenannte Koalition der Willigen verkündete. Über 30 Regierungs- und Staatschefs hatten damals versucht, ein imposantes Gegengewicht zur Unterstützung der USA bei einem möglichen Frieden in der Ukraine zu organisieren.

Am Donnerstag findet nun ein weiteres Treffen der Verteidigungsminister des Bündnisses statt – handfeste Zugeständnisse werden weiterhin nicht erwartet. Es wird klar: Europa ist weder stark noch geeint und vor allem – zu spät dran. Der Vorstoß des französischen Präsidenten Emmanuel Macron nach dem Telefonat von US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin hätte Grund genug sein müssen, Europa zu alarmieren. Spätestens die Rede von Vizepräsident J. D. Vance hat Europa dann zusammenzucken lassen. Doch seither blieb es bei medienwirksamen Treffen ohne klare Konsequenzen.

Frankreich und Großbritannien sind bislang die einzigen Länder, die zugesagt haben, Sol­da­t*in­nen für eine Rückversicherungstruppe im Falle eines zukünftigen Friedens in der Ukraine bereitzustellen. Ein frustrierendes Ergebnis – bei mehr als 30 Bündnispartnern.

Falsches Signal aus Brüssel

Die angestrebte Unabhängigkeit von den USA scheint in weiter Ferne. In Paris und London hofft man weiterhin auf Rückendeckung aus Washington für die eigenen Truppen. Den Schutz der Luftwaffe und Warnungen der Geheimdienste möchte man nicht missen.

Dass das Treffen nun in Brüssel bei der Nato stattfindet, schließt den Kreis – und sendet das falsche Signal an die USA, auch wenn diese nicht Teil des europäischen Bündnisses sind. Wollte man doch eigentlich seinen eigenen Klub etablieren.

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Auch Deutschland hält weiter Abstand davon: Der frisch vorgestellte Koalitionsvertrag ist ganz im Sinne des Transatlantikers und künftigen Bundeskanzlers Friedrich Merz. Man wolle die EU-Nato-Zusammenarbeit stärken und die Beziehungen zu den USA blieben „von überragender Bedeutung“. Emanzipation sieht anders aus.

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Anastasia Zejneli
Redakteurin
Jahrgang 1999, studierte Wirtschaftspolitischen Journalismus in Dortmund und gründete ein Kulturmagazin für das Ruhrgebiet. War Taz-Volontärin und arbeitet aktuell im Europateam. Schreibt in der Kolumne "Economy, bitch" über Popkultur und Wirtschaft.
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6 Kommentare

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  • 1.. Die „Koalition der Willigen“ will ihre konkreten Pläne für eine Unterstützung der Ukraine nach einem Waffenstillstand mit Russland bis auf Weiteres geheim halten.

    2.. Pistorius wurde auch zu den Plänen befragt europäische Truppen in der Ukraine zu stationieren . Pistorius erklärte, er wolle solche Themen lieber nicht auf den Weltmärkten diskutieren und „klug und ehrgeizig“ bleiben.

    „Wir werden einen Weg finden, dorthin zu gelangen, wo wir hin müssen, aber bis dahin sollten wir das lieber intern als öffentlich diskutieren“, sagte der deutsche Verteidigungsminister.

    3... Der britische Verteidigungsminister Healey präsentierte am Donnerstag seinen Amtskollegen aus 30 Ländern einen Plan der die Entsendung von Truppen in die Ukraine im Rahmen eines künftigen FRIEDENSABKOMMENS vorsieht

    Die Stationierung ausländischer Truppen auf ukrainischem Boden ist ein Knackpunkt in den Gesprächen mit Russland. GB erwägt im Rahmen eine fünfjährige Truppenentsendung in die Ukraine. Im Rahmen dieses Plans, einer von mehreren Optionen, soll eine von Europa geführte Truppe in die Ukraine entsandt werden, um Russland von einem Bruch eines Abkommens abzuhalten.

  • Alte Gewohnheiten sterben nur langsam. Und in den meisten Ländern regieren alte Menschen, welche teils seit Jahrzehnten in der Politik ihr Unkoennen unter Beweis stellen.

  • Alleine die US Geheimdienste zu ersetzen und deren Erkenntnisse würde Deutschland Milliarden Kosten. Von der Armee gar nicht zu sprechen. Europa ist alt, die meisten Ländern stehen vor einem riesen Problem weil Millionen Menschen in Rente gehen und die Rentensysteme riesige Schneeballsysteme sind die darauf setzen das es immer mehr Menschen und immer mehr Wachstum gibt. Wenn man sich jetzt außenpolitisch autark machen muss wird man die Kosten durch Kürzungen bei eben jenen Rentnern finanzieren müssen das ist politischer Sprengstoff.

  • mir fällt da nur ein altes Zitat von Mao ein das unsere alten Kommis wie Kretschmann, Trittin, Kühnast und wohl auchdie Krypto-Kommis wie Habeck und Baerbock und Scholz und alle anderen wohl vergessen haben (wenn sie es jemals gelesen oder verstanden hatten): "Politische Macht erwächst aus dem Gewehrlauf"



    Ein Land das keine schlagkräftige Armee hat, wird nicht ernst genommen. Auch wenn Annalena sich eingebildet hat dass die Leute ihr zuhören, die haben gewartet bis sie ihr mitgebrachtes Geld verteilt hatte und dann über sie (und Scholz und Habeck und Pistorius) gelacht. Und, eine Armee aufzubauen ist nicht nur eine Frage des Geldes sondern auch der Zeit und der politischen mainstream-Richtung. Kannn man nicht von heute auf morgen machen. Ergo bleibt Deutschland ein politischer Zwerg, der allerdings glaube dass er ein Riese ist.

    • @Gerald Müller:

      Eine Panzerdivision ist halt mehr Wert als das gesamte Außen und Entwicklungsminiserium wenn man es mit jemanden wie Putin zu tun hat.

  • "Aus der im März ausgerufenen „Koalition der Willigen“ ist nichts geworden. Europa ist weder geeint, noch möchte es sich von den USA unabhängig machen."



    Ja, das ist Europa. Am liebsten absolut nichts tun, aber jede Menge markige Sprüche.



    In der Spruchliga spielen wir mit Putin auf Trump auf einer Ebene, aber sonst...