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Unterdrückung von FrauenStrafgerichtshof erlässt Haftbefehle gegen Taliban-Anführer

Wieder erlässt der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag Haftbefehle: Diesmal gegen Anführer der Taliban wegen Verfolgung von Frauen.

Afghanistan: Frauen in Burkas warten auf Lebensmittelrationen Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa

Den Haag AFP | Wegen der Unterdrückung von Frauen in Afghanistan hat der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag Haftbefehle gegen Anführer der radikalislamischen Taliban erlassen. Die Haftbefehle richten sich gegen Taliban-Chef Haibatullah Achundsada und Afghanistans Obersten Richter Abdul Hakim Hakkani, wie das Gericht am Dienstag mitteilte. Das Gericht wirft ihnen Verfolgung auf Grundlage des Geschlechts vor, was ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellt.

Mit den Haftbefehlen müssen die mehr als 120 Mitgliedstaaten des Gerichts – darunter Deutschland – diese im Prinzip vollstrecken, sollte einer der Betroffenen in eines der Länder reisen.

„Beispiellose Verfolgung“

Die Haftbefehle waren im Januar beantragt worden. Es bestehe der begründete Verdacht, dass Achundsada und Hakkani „strafrechtlich für das Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Verfolgung aus Gründen des Geschlechts“ verantwortlich seien, hieß es zur Begründung. Frauen und Mädchen sowie LGBTQ-Menschen seien in Afghanistan einer „beispiellosen, skrupellosen und andauernden Verfolgung durch die Taliban“ ausgesetzt. Die Taliban-Regierung wies die Forderung nach Haftbefehlen damals zurück.

Die Taliban sind in Afghanistan seit 2021 wieder an der Macht. Die Islamisten hatten zunächst angekündigt, liberaler zu regieren als während ihrer Herrschaft zwischen 1996 und 2001. Schnell wurden die Rechte von Frauen und Mädchen aber wieder drastisch eingeschränkt. Frauen und Mädchen sind weitgehend aus dem öffentlichen Raum verbannt. Der Besuch weiterführender Schulen ist ihnen untersagt, die Arbeitsmöglichkeiten sind weitestgehend eingeschränkt. Frauen müssen sich in der Öffentlichkeit komplett verhüllen.

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5 Kommentare

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  • Mich würde es interessieren, wie afghanische Männer die Regierung ihres Landes einschätzen. Da den Taliban lt. Berichten westlicher Medien trotz Ausbildung und Waffenausgabe an die afghanischen Männer kein nennenswerter Widerstand entgegengesetzt wurde, finden sie die neue Regierung von Ausnahmen abgesehen vielleicht gut. Was bedeuten würde, die Regierung richtet sich nach den Wünschen von ca. 50% der Bevölkerung. Ich frage mich auch, wie "die paar" Taliban ihren Machtanspruch bis in die kleinsten Dörfer durchsetzen können, wenn die dort wohnhaften männlichen Afghanen deren Werte und Vorstellungen nicht teilen (würden?).

    • @*Sabine*:

      Es sollte Ihnen ja nicht entgangen sein, dass in Afghanistan seit Jahrzehnten Bürgerkrieg herrscht und Millionen Afghanen ins Ausland geflogen sind.Aus der relativen Ruhe jetzt zu schließen, dass die afghanischen Männer die Taliban mit wenigen Ausnahmen "gut finden", ist also ein wenig überzeugendes Argument.

      • @O.F.:

        und TV:

        Ich verstehe Ihrer beider Argumente nicht. Ist es falsch anzunehmen, dass die relativ wenigen Taliban ohne die Unterstützung der afghanischen (meist) Männer ihre Politik nicht fortführen könnten?

    • @*Sabine*:

      Und wenn eine Frau einem Vergewaltiger keinen "nennenswerten Widerstand" entgegensetzt, ist alles gut? Die logische Kette hat arge Schwächen, nicht nur diese. Zwischen einem klassisch dörfisch-patriarchalen System und den Taliban können Welten liegen

  • Sind das die selben mit denen das DobRindt verhandeln will? Ach ja ich vergaß, Gleich und Gleich gesellt sich gern.