Unterbringung von Flüchtlingen in Berlin: Eine „Kleinstadt“ in Riesenzelten
Das Ankunftszentrum Tegel wird massiv ausgebaut: 7.100 Ukrainer und Asylbewerber sollen hier bald leben – und nicht nur für ein paar wenige Monate.
Neun davon nebeneinander sollen hier an der „Erweiterung Ost“ bis Ende Oktober stehen, je drei ergeben einen „Hallen-Komplex“ – Schlafplätze für weitere 2.100 Flüchtlinge. Tegel, so Bozkurt, werde bald Platz für 7.100 Menschen haben, „eine richtige Kleinstadt“.
Seit gut einem Jahr kommt Berlin mit der Unterbringung von Geflüchteten nicht mehr hinterher. Der Zugang von Asylsuchenden hat laut Landesflüchtlingsamt (LAF) 2023 gegenüber dem Vorjahr um 32 Prozent zugenommen. Bis September wurden knapp 12.000 Menschen nach Berlin verteilt. Weil es für sie keine Plätze mehr in Heimen gibt, werden auch sie seit voriger Woche in Tegel untergebracht, 1.000 Asylbewerber*innen leben hier jetzt.
Dazu hat Berlin seit Jahresbeginn knapp 12.000 Ukrainer*innen aufgenommen (2022 waren es 68.000), von ihnen leben aktuell 3.100 in Tegel – manche bereits seit November 2022. In der ersten Oktoberwoche wurden laut LAF 424 Asylbewerber*innen nach Berlin verteilt, dazu 350 Ukrainer*innen. Rechnet man das hoch, braucht Berlin bis Jahresende 8.000 weitere Plätze.
Die „Lüge“ vom Übergangsort
Bozkurt gibt sich zuversichtlich, dass Berlin das schafft. Das LAF habe 1.500 Plätze in Hotels und Hostels „vertraglich sicher“, erklärt er. Zudem würden in Tegel noch zwei ehemalige Freizeithallen zu Schlafhallen umgebaut – weitere 760 Betten, die ab Freitagabend bezugsfertig seien.
Die beengten Verhältnisse, die fehlende Privatsphäre, das Kantinenessen – das alles sei nicht schön, gibt der Staatssekretär zu. Man biete hier nur „das Nötigste, das Schnellste, das wir hinbekommen“, angesichts der hohen Zuzugszahlen. Und, auch das gehört zur „nackten Wahrheit“, die er aussprechen will: Man müsse wegkommen von der „Lüge“, dass Tegel ein Übergangsort für wenige Wochen oder Monate sei. Daher brauche es hier „soziale Infrastruktur“, so Bozkurt, vor allem einen „Zugang zu Bildung“.
Was genau damit gemeint ist, bleibt unklar. Das „Brückenangebot“, von dem er spricht, gibt es bereits, es ist eher ein Beschäftigungsangebot für die derzeit 350 Schulkinder als richtige Schule. Dazu will Bozkurt ein vages „Andocken“ an die Anna-Lindh-Schule in der Nähe. „Kinder haben ein Recht, Schule zu genießen.“ Und dann sagt er doch wieder: „Aber dies hier ist nur ein Übergang.“
Das Problem bleibt: Wie lange die Menschen hier bleiben müssen, bis sie eine richtige Unterkunft, gar eine Wohnung bekommen, kann Bozkurt nicht sagen. „Dafür müssen wir jetzt weiter planen.“
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