Unruhen in Ägypten: Mursi-Anhänger zünden Uni an
In Kairo liefern sich die Muslimbrüder weiter Straßenschlachten mit der Polizei. Ein Student kam ums Leben, ein Unigebäude wurde in Brand gesetzt.
KAIRO afp | Islamistische Studenten haben am Samstag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo ein Gebäude der islamischen Al-Ashar-Universität in Brand gesetzt. Die Unterstützer des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi seien während einer Prüfung in die Handelsfakultät eingedrungen und hätten Feuer gelegt, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurde ein Student erschossen, mehr als hundert weitere wurden festgenommen.
Nach der Erstürmung der Fakultät ging die Polizei auf dem Campus in der Kairoer Altstadt mit Tränengas gegen die Demonstranten vor. Bei den Zusammenstößen wurde ein 19-jähriger Student erschossen, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. 101 Unruhestifter seien festgenommen worden. Zwei Etagen des Fakultätsgebäudes wurden verwüstet, bevor die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle brachte.
Die renommierte Al-Ashar-Universität ist seit dem Sturz Mursis durch das Militär Anfang Juli immer wieder Schauplatz von Protesten der Anhänger Mursis. Die Führung der Hochschule, die als oberste religiöse Autorität im sunnitischen Islam gilt, ist dagegen auf Distanz zur Muslimbruderschaft gegangen. Sie vertritt traditionell eine moderate Haltung in religiösen wie politischen Fragen und pflegt gewöhnlich ein gutes Verhältnis zur Regierung.
Am Samstag gab es auch an der Sagasig Universität im Norden Kairos Zusammenstöße mit der Polizei, die Tränengas gegen Demonstranten einsetzte. Zudem wurde nach Angaben der Polizei in Kairo eine Bombe in einem Bus entschärft. Erst vor wenigen Tagen waren mehrere Menschen verletzt worden, als ein Sprengsatz neben einem Bus explodierte.
Einstufung als Terrororganisation
Die Übergangsregierung hatte die islamistische Muslimbruderschaft, der auch Mursi entstammt, am Mittwoch als Terrororganisation eingestuft und ein Demonstrationsverbot verhängt. Dennoch versammelten sich am Freitag in vielen Städten Islamisten zu Kundgebungen. Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurden fünf Menschen getötet und 265 weitere festgenommen. Die Regierung machte die Muslimbrüder für die Gewalt verantwortlich.
Die Einstufung der Bruderschaft als Terrororganisation folgte auf einen Selbstmordanschlag auf ein Polizeigebäude im Nildelta, bei dem am Dienstag 15 Menschen getötet worden waren. Die Muslimbruderschaft verurteilte die Tat, zu der sich eine dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehende Extremistengruppe bekannte. Die einflussreiche Bewegung war in ihrer 85-jährigen Geschichte bereits wiederholt verboten, jedoch noch niemals als Terrorgruppe eingestuft worden.
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