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Unheimliche Theater-GarderobenDer Mantel-Trick

Ich mag es nicht, meinen Mantel gegen Gebühr an Garderoben abzugeben. Also habe ich mir für den letzten Theaterbesuch etwas ausgedacht.

Gehört zum Theaterbesuch wie der Pausengong: Garderobe, hier im Frankfurter Cantatesaal Foto: dpa | Frank Rumpenhorst

Meine liebe Ehefrau Eminanim, ist das nicht unerhört?“, frage ich entsetzt. „Es wird doch überall rumgejammert, dass das Volk kulturell vor die Hunde geht, weil niemand mehr ins städtische Theater geht! Dann stellen sie tollwütige Wachhunde namens Garderobiere vor die Theater-Türen, an denen man nicht vorbei gehen kann, ohne tödliche Bisswunden zu riskieren. Jedenfalls nicht, wenn man seinen Mantel behalten will, weil man keine Lust hat, einen Haufen Lösegeld zu bezahlen, um ihn wieder freizukaufen.

Das ist doch genauso wie dieses Geschwafel von den demokratischen Wahlen, dass man als mündiger Bürger unbedingt zur Wahl gehen soll. Dann geht man hin, doch was bekommt man vorgesetzt: Le Pen, Trampel, Putin, Erdogan, Weidel, Seehofer…“

„Osman, hör endlich auf! So viel Gelaber, nur weil uns der nette Memo wieder zwei Theaterkarten geschenkt hat!“

„Aber warum tut er mir das an? Warum schenkt der Junge mir Theaterkarten? Weil er selbst dort arbeitet? Ich schenk ihm ja auch keine Tickets für eine Halle-4-Besichtigung in der Schlosserei.“

„Weil Memo ein netter Mensch ist und nicht möchte, dass du so kulturlos stirbst, wie du geboren wurdest.“

„Aber auf die Idee, auch die Garderoben-Gebühr zu zahlen, kommt er leider nicht, was ihn sofort viel netter machen würde.“

Nun ja. Am Theater-Eingang versuche ich in der Schlange zehn Leute von meinem genialen Plan zu überzeugen, dass wir, wenn wir an der Garderobe sind, gleichzeitig in verschiedene Richtungen losstürmen, damit die Mantelräuberin nicht weiß, hinter wem sie herrennen soll. Leider geht niemand auf meinen großartigen Plan ein. Notgedrungen werfen meine Frau und ich unsere Mäntel der Wegelagerin in den Rachen.

Eminanim versucht mich zu trösten: „Osman, die Damen sollen doch auch was verdienen. Die werden jetzt drei Stunden auf unsere Mäntel aufpassen. Das ist doch auch was.“

„Wenn die mich nicht zwingen würden meinen Mantel abzugeben, bräuchten sie auch nicht darauf aufzupassen“, kontere ich.

„Freu dich doch, dass dein neuer, schicker Mantel, den du erst gestern gekauft hast, in sicheren Händen ist.“

150 Minuten später, von denen ich 130 Minuten erfolgreich getestet habe, mit offenen Augen zu schlafen, verlassen wir den Saal. Eminanim macht auf zivilisiert, gibt mit stolzgeschwellter Brust ihren Nummernzettel ab und bekommt ihren Mantel überreicht.

„Los, raus hier! Meinen Mantel darf sie behalten“, zische ich und laufe nach draußen.

„Spinnst du? Willst du nur wegen zwei Euro Garderobengebühr deinen neuen Mantel hierlassen?“, fragt sie schockiert.

„Der war nicht neu. Den hatte ich gestern aus einem Altkleider-Container rausgefischt, damit ich ihn heute der Mantelräuberin geben kann.“

„Der sah doch viel neuer und schicker aus als dein alter Mantel“, wundert sie sich.

„Mag sein. Jedenfalls hat er seine Aufgabe bravourös erledigt!“

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