piwik no script img

Spione der WocheUnflätige Worte

■ Nach den Afghanistan-Friedensdemos: zwei Redner wurden verklagt

Weser Kurier lesen – dabei gewesen. Das denkt die Bremer Staatsanwaltschaft, die sich offensichtlich ganz besonders gerne von WK-LeserInnen zu Ermittlungen anstacheln lässt. So kam es, dass zwei Rednern der Friedensdemonstrationen nach den Terroranschlägen auf die USA im September Vorladungen der Polizei ins Haus flatterten. Der Grund: Billigung von und sogar Anstiftung zu Straftaten in ihren Reden.

Der eine Beklagte soll auf der Demo am 23. September sinngemäß gesagt haben, die USA seien Ziel der Attacken geworden, weil sie für Ausbeutung und Unterdrückung stünden. Das hatte jedenfalls unsere Lieblingszeitung Nummero zwei, der WK, aufgeschrieben. Das hatte wiederum wg. uneingeschränkter Solidarität einen Leser derart empört, dass er den Redner wegen Volksverhetzung etc. anzeigte. Ach, was für Leser ...

Ob die unflätigen Worte des Friedensredners strafrechtlich relevant seien, findet auch Staatsanwalt Horst Nullmeyer „sehr interessant, aber geprüft haben wir das nicht.“ Der Grund: Das Redemanuskript ist verschollen, auf die Mitschrift des Redakteurs verlassen wollten sich die Fahnder aber nicht. Verfahren eingestellt.

Anders verhält es sich mit der Klage zur Rede am 14. November anlässlich der Demo des Friedensforums auf dem Marktplatz. Hier soll nämlich ein Redner auf dem Marktplatz alle Bundeswehrsoldaten lauthals aufgefordert haben, zu verweigern oder zu desertieren. „Unsere Ermittlungen dazu sind noch nicht abgeschlossen“, sagt Staatsanwalt Nullmeyer. Immerhin steht auf Aufforderung zur Fahnenflucht eine Strafe von bis zu fünf Jahren Knast. ksc

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen