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Unfall im LuftverkehrTödlicher Flugzeugabsturz mit einem Überlebenden

Nach dem Absturz einer Maschine der Air India laufen die Aufklärungsarbeiten. Der Flugschreiber soll nun Aufschluss über die Ursache geben.

Sicherheitskräfte patrouillieren am Absturzort eines Air India-Flugzeugs in Ahmedabad Foto: Rafiq Maqbool/AP/dpa

MUMBAI taz | Sie wollten in London ein neues Leben beginnen. Doch für Familie Joshi-Vyas endete der Traum abrupt. Die Eltern und ihre drei kleinen Kinder saßen am Donnerstag an Bord einer Boeing 787-8 Dreamliner, die vom westindischen Ahmedabad nach Gatwick abhob. Doch 32 Sekunden nach dem Start stürzte die Maschine auf das Gelände einer medizinischen Hochschule. 241 Insassen kamen ums Leben.

Nur ein Passagier, der Brite Vishwashkumar Ramesh, überlebte. Sein Bruder auf dem Nebensitz allerdings nicht. „Es gab eine Explosion, dann war alles grau“, berichtet der Augenzeuge Hozefa Ujjaini der taz. „Nach dem lauten Knall stand die gesamte Nachbarschaft still.“ Nicht nur der 38-jährige Anwalt fordert Aufklärung: „Selbst während wir trauern, bleiben ernste Fragen offen.“

An Bord: zwölf Crewmitglieder, 169 indische Staatsangehörige, 53 Staatsangehörige aus Großbritannien, sieben Personen aus Portugal und eine Person aus Kanada. Die Piloten funkten noch einen „Mayday“-Notruf, erreichten aber nur eine Höhe von 190 Metern. Rettungskräfte konnten die meisten Personen nur noch mit weißen Tüchern bedeckt bergen.

An der Absturzstelle starben weitere Personen. Darunter mindestens drei Medizinstudierende, Ärzte und eine schwangere Frau, weitere Personen wurden durch den Aufprall verletzt. Insgesamt meldet die Zeitung Times of India 265 Tote.

Auf Aufnahmen sind Flugzeugwrackteile zu sehen, die neben und auf dem Dach eines Gebäudes des BJ Medical College liegen und eine Mensa zertrümmerten. Vor Krankenhäusern warteten verzweifelte Angehörige. Nach einiger Zeit konnten sie DNA-Proben zur Identifikation abgegeben– ein Prozess, der aufgrund des Ausmaßes des Absturzes noch andauert.

Unklare Ursachen für Absturz

In den sozialen Medien verbreiteten sich Videoaufnahmen des Absturzes. Die Ursache für einen der größten Luftfahrtzwischenfälle der jüngsten Geschichte ist weiterhin unklar. Flugschreiber sollen Aufschluss geben. Zum Startzeitpunkt war das Wetter am Unglücksort klar und extrem heiß.

Nach Schätzungen war die Maschine mit 80 bis 90 Tonnen hochentzündlichem Treibstoff betankt. Dies machte die Explosion der zwölf Jahre alten Boeing besonders verheerend. Air India richtete eine Notfall-Hotline sowie Hilfszentren ein. Konzernchef Natarajan Chandrasekaran sprach vom „schwärzesten Tag seiner Karriere“. Er bekundete sein „tiefes Beileid“ und versprach den Angehörigen des „tragischen Unfalls“ Unterstützung sowie eine finanzielle Entschädigung.

Noch am Donnerstag fiel der Aktienkurs von Boeing und es entfachte eine Debatte über die Sicherheit der Maschinen. Die indische Luftfahrtexpertin Vandana Singh bezeichnete das Modell Dreamliner als „sehr robust“, fordert aber Notlandeflächen in Flughafennähe – die offenbar fehlen. Auch die Wartung und die Checks vor dem Start müssten nun untersucht werden. Möglich sei ein massiver Software- oder Systemfehler, so Singh, doch derzeit fehlen noch verlässliche Fakten.

„Die Tragödie in Ahmedabad hat uns fassungslos und traurig gemacht“, erklärte Indiens Premierminister Narendra Modi, der aus dem betroffenen Bundesstaat Gujarat stammt. Am Freitag besuchte er die Unfallstelle und sprach mit Verletzten. Beileidsbekundungen kamen aus Großbritannien, Deutschland, den USA und Russland. Großbritannien und die USA kündigten an, Ermittlerteams nach Indien zu senden.

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