piwik no script img

Uneinigkeit zwischen USA und IsraelSchlagabtausch rund um Iran

Israel und die USA streiten über das richtige Vorgehen gegen Teheran. Nebenschauplatz ist ein Treffen von Obama und Netanjahu.

Sind nicht immer in der selben Stadt: US-Präsident Obama und der israelische Premier Netanjahu. Bild: dapd

JERUSALEM/WASHINGTON/BERLIN dpa/taz | Zwischen US-Präsident Barack Obama und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu ist ein öffentlicher Streit um „rote Linien“ gegenüber dem Iran wegen seines umstrittenen Atomprogramms ausgebrochen.

Nach einem einstündigen Telefongespräch zwischen beiden Politikern widersprach ein hochrangiger Regierungsvertreter in Jerusalem der amerikanischen Darstellung, Netanjahu habe sich während seines bevorstehenden Besuchs in den USA nicht um ein Treffen mit Obama bemüht. „Wir haben um eine Begegnung am Rande der UN-Vollversammlung in New York gebeten und auch angeboten, dass der Ministerpräsident dafür nach Washington kommen könnte“, sagte der Regierungsvertreter.

Das Weiße Haus hatte jedoch in der Nacht mitgeteilt: „Es hat nie eine Bitte um ein Treffen von Regierungschef Netanjahu mit Präsident Obama in Washington gegeben und ein solches Treffen ist auch niemals abgelehnt worden.“ Immerhin bestätigten beide Seiten, dass das Telefonat stattgefunden habe.

Das Weiße Haus teilte anschließend mit, die beiden Politiker hätten über die Bedrohung durch das iranische Atomprogramm, die enge amerikanisch-israelische Zusammenarbeit in dieser Frage und über andere sicherheitspolitische Themen gesprochen.

Unsichere Entschlossenheit

Obama und Netanjahu hätten bekräftigt, dass sie sich einig in ihrer Entschlossenheit seien, einen iranischen Atomwaffenbesitz zu verhindern. Sie stimmten darin überein, ihre engen Konsultationen fortzusetzen. Das hatte zunächst nach einer Beilegung der Kontroverse geklungen.

Bereits zuvor hatte ein Sprecher des Weißen Hauses, Thomas Vietor, erklärt, dass Obama am 24. September, einem Montag, in New York eintreffe und am Dienstag wieder abreisen werde. Netanjahu komme aber erst später in der Woche nach New York. „Sie sind schlicht nicht zur selben Zeit in der Stadt“, so der Sprecher. Aber beide Politiker hätten häufig Kontakt miteinander, und Netanjahu werde sich während seines Besuchs mit anderen hohen Regierungsbeamten treffen, darunter Außenministerin Hillary Clinton.

Beide Länder liefern sich seit Tagen einen Schlagabtausch über die Formulierung von „roten Linien“, die der Iran im Atomstreit nicht überschreiten darf. Dies fordert die israelische Regierung, während US-Außenministerin Clinton „Verhandlungen als den weitaus besten Ansatz“ bezeichnet, den Iran von der Entwicklung von Atomwaffen abzuhalten.

In Israel wird seit Monaten über einen möglichen Angriff auf den Iran diskutiert. Netanjahu reagierte mit Empörung auf Clintons Äußerungen. „Jene in der internationalen Gemeinschaft, die sich weigern, dem Iran rote Linien zu ziehen, haben kein moralisches Recht, Israel rotes Licht (für einen Angriff auf den Iran) zu zeigen“, sagte er.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

14 Kommentare

 / 
  • G
    glashaus

    claudia sergejew, irena wachendorff lässt grüßen. und weiter im programm...

  • DS
    der Sergejewna

    @ brot

     

    Was würde ich ohne Juden nur machen? Wenn Sie's genau wissen wollen: gar nicht erst existieren. Niemals geboren worden sein.

     

    Und ohne die JDL-Schar, die Moslemhasser, Kreuzzügler etc.? Gegenfrage: was täten Sie denn ohne Ihre geliebten Islamisten, Judenhasser, Antisemiten, Nazis und das ganze übrige Greuel?

     

    Ganz genau. Herzliche Grüße.

  • S
    Senckbley

    Claudia S.: "wie werden sich Russland und China verhalten"

     

    Wer weiß das schon? China hat seine eigene Agenda, wie man in diesen Tagen wieder beobachten kann. Vielleicht nutzen sie die „Gunst der Stunde“ und überfallen Taiwan?

     

    Aber wann jemals hat Israel (wie Sie behaupten) seine Nachbarn bedroht? Die Verträge mit Jordanien und Ägypten waren Meilensteine des Friedens und der Friedensbereitschaft. Nur Syrien wollte nie, und Libanon ist sowieso eine ganz andere Geschichte.

  • B
    brot

    was, claudia sergejew, würden sie nur ohne lebende juden und den "Sympathisantenkreis der Jewish-Defense-League-Terroristen" nur machen?

     

    liebe taz, dieses publikum hast du dir verdient!

     

    kein glückwunsch.

  • CS
    Claudia Sergejew

    @ Senkblei

     

    Freut mich, dass Sie meine Sachargumente jetzt offenbar hingenommen haben; jetzt lenken Sie die Argumentation stattdessen aufs Hypothetische hin. Aber:

     

    "Hätte", "würde", "könnte" ist etwas zu wenig als Argument dafür, den Weltfrieden aufs Spiel zu setzen. Glauben Sie, dadurch auch nur einen einzigen der nicht-fanatisierten Besucher dieser Seite zu überzeugen? Träumen Sie weiter!

     

    Ich gebe Ihnen ein besseres Argument, ist gratis, bitte sehr, keine Ursache:

     

    Wir haben tatsächlich schon seit Jahrzehnten ein atomar bis an die Zähne bewaffnetes Land in der Region, und das hat nicht nur Geboostetes, sondern sogar echte Wasserstoffbomben. Auf dieser Grundlage erlaubt es sich ebenfalls seit Jahrzehnten, seine Nachbarn nicht nur zu bedrohen, sondern tatsächlich immer wieder anzugreifen. Auf dieser Grundlage hat es auch schon lange keine Friedensgespräche mehr geführt, die mehr als eine bloße PR-Geste, mehr als ein verschmitzt grinsendes Zugeständnis gegenüber den, wie drückten Sie sich aus? den "Pazifisten" weltweit und ihren "Zeremonienmeistern" waren.

     

    Und heute stellt es angesichts seiner Pläne, wieder mal einen seiner regionalen Nachbarn völkerrechtswidrig anzugreifen, sogar den Weltfrieden in Frage: wie werden sich Russland und China verhalten, wenn nun auch der Iran zur Kolonie des Westens gemacht werden soll?

     

    Vielleicht sollte man ja mal die Atomreaktoren dieses Landes bombardieren ... Ups! Wieder ein Argument für Sie: dafür ist es jetzt nämlich schon zu spät!

     

    Wissen Sie, welches Land ich meine? Denken Sie mal scharf nach!

  • S
    Senckbley

    @ Claudia Sergejew: „...vor oder nach einer Bombardierung durch Israel...“

     

    Darf ich darauf aufmerksam machen, daß es

    1. ohne die Bombardierung des Osirak-Reaktors im Irak 1981 heute höchstwahrscheinlich einen atomar bewaffneten Irak mit einem Präsidenten namens Saddam Hussein gäbe, dessen Machtanspruch mit Sicherheit nicht an den Grenzen seines Landes Halt machen würde.

     

    2. ohne die Ausschaltung des getarnten Atomreaktors in Syrien 1997 heute einen weiteren Atomstaat im Nahen Osten gäbe, dessen Ziel es dann wäre, zusammen mit den Nazis in Teheran und im Südlibanon Verderben über Millionen Menschen zu bringen.

     

    Das ist der „Vorrat an Extremisten“, der durch zwei vereinzelte Luftschläge aus dem Verkehr gezogen wurde.

     

    Die deutschen Pazifisten sollten alljährlich eine Lichterkette für den Staat Israel entzünden, mit Herrn Ströbele als Zeremonienmeister, als Dank dafür, dass den Monstren im Irak und in Syrien das atomare Feuer rechtzeitig aus der Hand geschlagen wurde.

  • CS
    Claudia Sergejew

    @ Senkblei

     

    Ja, Senkblei. Mach dir nur die Welt, widde widde wie sie Dir gefällt.

     

    Du wirst aus dem Internet zweifellos einen endlosen Vorrat an Extremisten herausgraben können, deren Länder sich in einem Dauerzustand vor oder nach einer Bombardierung durch Israel befinden - und die dann von all dem Hass und der Verzweiflung profitieren wollen.

     

    Und die Kommentarfunktion von YouTube wird ja bekanntermaßen auch nur von repräsentativen Intellektuellen genutzt.

     

    Aber dieser Rabbi Völkermord hier, der ist wahrhaft einzigartig:

     

    http://www.informationclearinghouse.info/article32290.htm

     

    Einzigartig ist auch, dass es israelische Regierungsmitglieder und -beamte waren, die den Mann vor seiner Rede ans israelische Volk besucht und ihm Derartiges eingeflüstert haben! Sonst würde ich ja auch nur sagen: das ist nur der Wahnwitz eines einzelnen Irren und Extremisten ...

     

    Aber hinter dem Rabbi Völkermord und seinen Worten steht somit die derzeitige israelische *Regierung*!

  • S
    Senckbley

    Claudia Sergejew: „Kann es sein, dass es da jemanden nach neuen, frischen Bildern von Tod, Vernichtung und Massengräbern verlangt?“

     

    Aha, „The World According to Grass“, um mal einen bekannten Filmtitel und ein im letzten Frühling gehäkeltes Gedicht zu persiflieren. Nur dass die Wirklichkeit ein wenig anders aussieht, als sie sich die Schöngeister hierzulande vorstellen.

    Illustrieren möge das Herr Nasrallah, der gestern für eine Viertelstunde aus seinem Bunker gekrochen kam, um auf Beiruts Straßen ein Bad in der Menge zu nehmen:

    http://www.youtube.com/watch?v=0IbNCWCdwpQ

    Dessen Vorbild:

    http://www.youtube.com/watch?v=avhoAfeBe6A

     

    Sollten Sie im Anschluss hieran noch immer an der Existenz des Religiotentums zweifeln, brauchen Sie sich nur die Kommentare unter Nasrallahs Video von Google übersetzen lassen.

  • CS
    Claudia Sergejew

    @ Ant-iPod

     

    Jetzt, wo ich den Kommentar vom Senkblei lese, bereue ich es, Ihnen ebenfalls Contra gegeben zu haben.

     

    Lieber noch Ihren liebenswert-naiven Glauben an den Graswurzel-Charakter der syrischen "Revolution", als derartig wildschäumendes, bösartiges, geistesverwirrtes Hassgeschmier, das sich so liest, als käme es geradewegs aus dem Sympathisantenkreis der Jewish-Defense-League-Terroristen. Womit ich vermutlich nicht ganz danebengetroffen habe ...

     

    Herr Senkblei: Kann es sein, dass es da jemanden nach neuen, frischen Bildern von Tod, Vernichtung und Massengräbern verlangt? Sprich: nach neuen Vorlagen, um Hand an sich anzulegen? Bei dem, was Sie zuweilen so schreiben, würde einen das überhaupt nicht wundern!

     

    Ich würde ja jetzt schreiben: gehen Sie mal in sich und denken Sie darüber nach. Aber leider befürchte ich, dass das, was Sie geschrieben haben, genau von diesem Ort herkommt.

  • S
    Senckbley

    Ant-iPod: „Die Iraner blicken auf eine Jahrtausende alte Kultur...“

     

    In der Tat. Es ist immer wieder bewundernswert, wie gebildet und weltoffen Iraner sind, die man im Westen trifft. Die Arbeiter, die vor 2500 Jahren Persepolis erbaut haben, wurden entlohnt und nicht etwa als Sklaven herangeschafft – was schon einen gewissen zivilisatorischen Standard voraussetzt, den man zu der Zeit höchstens in Griechenland und früher noch im alten Königreich Israel mit Salomo findet.

    Erst die Religioten haben aus Persien vor 30 Jahren einen Pariastaat gemacht. Was die angerichtet haben, erfährt man bei V.S. Naipaul („Among the Believers“).

     

    Ant-iPod: „... in vielerlei Hinsicht wird Ihr Bestreben nach Anerkennung deutlich - nicht zuletzt darin, die Nukleartechnik selbst beherrschen zu können“

     

    BS. Ein Staat wie dieser hat es nicht auf Anerkennung abgesehen, sondern auf maximale Vernichtungskraft im Dienste religiöser Wahnideen.

  • CS
    Claudia Sergejew

    @ Ant-iPod

     

    Ich glaube, Sie erwarten da vom Iran ein wenig zuviel. Das Land bemüht sich schon seit Jahren, sich nicht provozieren zu lassen, um dem Westen keinen bequemen Kriegsgrund zu liefern.

     

    Wenn er sich nun auch noch massiv in Syrien einmischen würde - wie glauben Sie, würden die Amerikaner reagieren, wenn man ihnen, dem Hund, den Knochen zu entreißen versucht?

     

    Ich fürchte, die Syrer müssen alleine mit diesem von Islamisten und US-Söldnern durchsetzten Mörderpack fertigwerden.

     

    Aber im Moment sieht es ja gar nicht so schlecht aus - was man übrigens auch daran sieht, dass unsere Presse plötzlich nur noch ganz wenig aus Syrien berichtet. Selbst die Nachrichten vom bevorstehenden Fall der syrischen Regierung sind plötzlich weitgehend verschwunden ...

     

    No news are good news.

  • A
    Ant-iPod

    Warum eigentlich ein "richtiges" Vorgehen GEGEN Teheran???

    Richtig fände ich, wenn man Lösungen mit Teheran suchen würde!

     

    Die Iraner blicken auf eine Jahrtausende alte Kultur und in vielerlei Hinsicht wird Ihr Bestreben nach Anerkennung deutlich - nicht zuletzt darin, die Nukleartechnik selbst beherrschen zu können und nicht von ausländischem Erfindergeist alleine abhängig zu sein.

    Das ist aber nur einer von vielen Aspekten.

     

    Wenn man Respektvoll mit seinem Gegenüber umgeht, anstatt ihn von vorneherein der Lüge zu bezichtigen und ihn militärisch zu bedrohen, dann ist dies aus meiner Sicht deutlich besser als Krieg und Zerstörung.

     

    Irans Haltung zu Syrien ist ein viel größeres Problem, als die iranische Energiepolitik.

  • A
    antispekulant

    israel hat schon immer mit der hilfe der usa und

    der europäer spekuliert,dabei aber immer selbst den ton angeben wollen und seine eigenen bedingungen

    durchdrücken wollen.gerade so als wären alleder israelischen politik verpflichtet.dieser nethanjahu

    hat nicht mal die völkerechtswidrigen landräubereinen seiner ultraorthodoxen rechten beendet und bietet nichts als nationalistische borniertheit an.die abkommen zu den internationalen strafgerichtshöfen hat israel auch nicht unterzeichnet...sie sind ein störfaktor im internationalen menschenrecht geworden.

  • R
    R.J

    Es geht um den Iran und „rote Linien“?

     

    Wenn Netanjahu wieder eine Rede vor der Generalversammlung halten wird, dann wird das eine Show, dort hatte er im vergangenen Jahr behauptet, für alle Länder, die einen Palästinenserstaat anerkennen wollten würde die Sonne im Westen aufgehen und wäre die Erde eine Scheibe.

     

    Gerade aber wegen der Vorwürfe gegen den Iran, er wolle den israelischen Staat vernichten und obendrein dabei einen Holocaust begehen, wäre es angebrachter, er würde dazu mit Beweisen antreten und diese den zuständigen Gremien der UN vorlegen.

     

    Doch bislang zieht man es vor, halb wahren Übersetzungen, Unterstellungen, Interpretationen und Falschbehauptungen zu agieren.

     

    Das aber kann der Obama nun mal nicht so einfach mitmachen und der Romney wohl auch nicht, wenn er im Amt sein sollte, denn beim Sicherheitsrat muss man doch vor den Augen der Weltöffentlichkeit "Beweise" liefern.

     

    Die aber werden von der israelischen Seite in Palästina in ganz anderer Weise an den Tag gelegt.