Und täglich grüßt der Stegner: Moin aus Bordesholm
Der SPD-Fraktionschef ist ein Poweruser der sozialen Netzwerke. Er twittert ständig und begrüßt die Schleswig-Holsteiner jeden Morgen auf Facebook.
Unterstellt man nun, dass Ralf Stegner die Auswahl seiner Musiktipps am vorher referierten Tagesprogramm orientiert, wird es richtig unheimlich: Die „Frühverteilung von Flugblättern am Bordesholmer Bahnhof“ etwa inspiriert ihn zu Bruce Springsteens „Hungry Heart“.
Ob man will oder nicht: Die Vorstellung, wie Ralf Stegner in der Morgendämmerung hüftschwingend Flugblätter an die vier Bordesholmer Berufspendler auf Gleis 1 verteilt, ist verstörend. Aber es stimmt natürlich: „Everybody’s got a hu-hu-hungry heart“, das gilt gerade für ihn, der seine politische Karriere nicht in allererster Linie seiner sympathischen Ausstrahlung verdankt.
Ein entgrenzter Shitstorm folgt auf dem Fuße
Wie groß der Hass auf Stegner ist, konnte man bis vor Kurzem auch auf seinem Facebook-Profil nachlesen: Denn ebenso ritualisiert wie seine morgendlichen Begrüßungsworte, folgte ihnen auf dem Fuße ein unfassbar entgrenzter Shitstorm: Fäkalausdrücke, Drohungen, Beleidigungen, die ganze Skala zwischen Spott und Häme ergoss sich allmorgendlich über den Politiker. Und der? Machte einfach weiter, als wäre nichts geschehen: „Guten Morgen aus Bordesholm.“
Der Facebook-Account als Psychogramm eines Mannes, der einfach immer weitermacht. Der auf seinem Wahlkampf-Ritt durch die schleswig-holsteinische Provinz Songs postet wie „I’m a lonesome Rider“, „Rescue Me“ und „You’ll never walk alone“. Nach einer „spannenden Wahlkampftour“ durch Itzehoe mit Besuch des dortigen Krankenhauses fällt selbst dem unverdrossenen Bordesholmer Frühaufsteher nur noch „Stranded“ von Van Morrison ein.
Plötzlich „nur noch halb unsympathisch“
Die Shitstorms auf Stegners Account haben inzwischen aufgehört – wohl, weil die Seite von ihm und seinem Team strenger moderiert wird. Pöbelnde User werden geblockt, Kommentare gelöscht. Nur vereinzelt geäußerte Wünsche, man möge Stegner „dahin befördern, wo er hingehört: Auf den Müllhaufen der Geschichte“ sind noch zu lesen – ansonsten ist Ruhe eingekehrt.
Und als er an einem Wochenende im Februar den Kuschelsong „Und dein Blick sagt: bitte pack mich ein“ von Stefan Waggershausen postet, da passiert es, dass tatsächlich jemand schreibt, Stegner sei „irgendwie nur noch halb unsympathisch“.
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