: Und immer wieder Marta
Kolumbien und Brasilien bestreiten das Finale der Copa América Femenina. Auffallend am Fußballturnier in Ecuador waren der geringe Publikumszuspruch und die mangelhaften Bedingungen

Aus Buenos AiresJürgen Vogt
Kolumbien und Brasilien treffen am Samstag im Estadio Rodrigo Paz Delgado in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito im Finale der Fußball-Copa América Femenina 2025 aufeinander (2. 8. um 23h MESZ). In den Halbfinals hatten sich die Kolumbianerinnen in einem spannenden Elfmeterschießen gegen Argentinien durchgesetzt. Die Brasilianerinnen gewannen gegen Uruguay mit einem überzeugenden 5:1. Argentinien und Uruguay bestreiten am Freitag das Spiel um den dritten Platz.
In den beiden abschließenden Begegnungen kommt es zu einem zweiten Aufeinandertreffen der Teams. Argentinien hatte in der Gruppenphase Uruguay mit 1:0 besiegt, während das Vorrundenspiel zwischen Brasilien und Kolumbien torlos 0:0 endete. Dabei mussten die Brasilianerinnen ab der 24. Minute mit zehn Spielerinnen auskommen. Torfrau Lorena da Silva sah nach einer Handabwehr außerhalb ihres Strafraums die Rote Karte.
Im Halbfinale erwies sich die 23-jährige Claudia als ebenbürtige Vertreterin im Tor. Den klaren Sieg leitete Fußballlegende Marta mit einer feinen Vorlage zur 1:0-Führung durch Amanda Gutierres ein. Das 3:0 besorgte die 39-jährige Kapitänin in der 27. Minute mit einem verwandelten Elfmeter dann selbst. Zwar rappelten sich die Uruguayerinnen nach einem brasilianischen Eigentor noch einmal auf, doch spätestens mit dem fulminanten Freistoßtor von Amanda Gutierres in der 65. Minute war die Partie entschieden.
Was beim Namen Copa América ein doppelkontinentales Turnier vermuten lässt, ist die Meisterschaft der zehn Mitgliedsverbände des südamerikanischen Fußballverbands Conmebol. Alle Partien werden in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito ausgetragen. Die Vorrunde wurde in zwei Gruppen mit je fünf Teams gespielt. Die Erst- und Zweitplatzierten standen sich über Kreuz in den Halbfinals gegenüber. Im Spiel der Drittplatzierten um den fünften Platz besiegten die Frauen aus Paraguay bereits das Team aus Chile mit 1:0.
Der Turnierverlauf bestätigt die erwartete Stärke der Gruppe B mit Brasilien, Kolumbien, Paraguay, Venezuela und Bolivien im Vergleich zur Gruppe A mit Argentinien, Uruguay, Chile, Ecuador und Peru. Auch innerhalb der Gruppen gab es ein Leistungsgefälle. Die Frauen aus Peru und Bolivien schieden nach vier Niederlagen aus. Beide Teams hatten jeweils nur ein Tor erzielt. Doch während Peru acht Tore kassierte, reisten die Bolivianerinnen mit 25 Gegentreffern im Gepäck ab.
Wer nebenbei aus südamerikanischer Perspektive die Eurocopa-Spiele in der Schweiz verfolgte, konnte einen deutlichen Leitungsunterschied erkennen. Mit Ausnahme der Finalisten aus Brasilien und Kolumbien wurden die Bälle oft weit nach vorne gespielt, die dann meist abgefangen wurden. Gelungenes Kombinationsspiel kam selten zustande.
Ein Beispiel dafür ist Argentinien. Offensiv ausgerichtet gewannen die Argentinierinnen ihre vier Vorrundenspielen. Während die Defensive gut stand, fehlte es vorne an Fantasie. Dennoch gelangen ihnen mit ihren unermüdlichen Offensivbemühungen stets die entscheidenden Treffer. Im Halbfinale gegen Kolumbien reichte das nicht.
Völlig enttäuschend ist die Zuschauerzahl. Die Partien fanden meist vor komplett leeren Rängen statt, auch die beiden Halbfinale. Und das, obwohl mit den drei Stadien (12.000, 18.000 und 41.000 Plätze) kleine Spielstätten gewählt wurden, die auch bei geringer Resonanz eine ansprechende Atmosphäre garantiert hätten. Das Eröffnungsspiel mit den Gastgeberinnen aus Ecuador war mit etwa 6.000 Zuschauern bislang die bestbesuchte Partie. Offizielle Zahlen wurden nicht veröffentlicht.
Die limitierte Zahl von nur drei Austragungsorten führte unter anderem dazu, dass die Spielerinnen sich zur Schonung des Rasens in einem kleinen Raum in den Stadionkatakomben aufwärmen mussten. Marta machte ihrem Ärger darüber Luft: „Es gab nicht genug Platz. Ich verstehe nicht, warum wir uns nicht auf dem Spielfeld aufwärmen können.(…) Ist das professioneller Fußball?“
Die Brasilianerinnen gehen als Favoritinnen ins Endspiel. Von der seit 1991 neunmal ausgetragenen Kontinentalmeisterschaft hat Brasilien acht gewonnen. Lediglich 2006 gab es mit Argentinien einen anderen Gewinner.
„Ich bin gekommen, um mich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, aber auch, um den Pokal nach Brasilien zurückzubringen“, gab Marta die Richtung für das Spiel am Samstag vor. Mit dem Erreichen des Finales haben sich beide Teams für die Olympischen Spiele 2028 qualifiziert. Wer die Copa América gewinnt, spielt im nächsten Jahr die Finalissima gegen die Eurocopa-Siegerinnen aus England. Für Brasiliens Fußballlegende wären das noch einmal zwei große Bühnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen