piwik no script img

Unabhängigkeit Kataloniens„Nur eine Frage von Tagen“

Der Regionalpräsident kündigt an, die Region in Kürze für unabhängig zu erklären. König Felipe sieht die Stabilität Spaniens gefährdet.

Die Demonstranten protestieren lautstark Foto: dpa

Barcelona afp | Nach dem Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien spitzt sich der Konflikt zwischen Barcelona und Madrid immer weiter zu: Kataloniens Regionalpräsident Carles Puigdemont kündigte an, womöglich noch diese Woche die Unabhängigkeit von Spanien zu erklären. Spaniens König Felipe VI. warf der Regionalregierung vor, die Stabilität Spaniens zu gefährden. In Barcelona demonstrierten am Dienstagabend 700.000 Menschen gegen die Polizeigewalt bei dem Referendum.

Puigdemont sagte dem britischen Rundfunksender BBC in einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview, die offizielle Loslösung Kataloniens von Spanien sei nur „eine Frage von Tagen“. Sobald das vollständige Ergebnis des Referendums vorliege, werde Katalonien binnen 48 Stunden die Unabhängigkeit ausrufen. Voraussichtlich bis zum Ende der Woche würden noch Stimmen aus dem Ausland ausgezählt. „Wir werden also Ende dieser Woche oder Anfang kommender Woche handeln“, sagte Puigdemont.

Wenige Stunden zuvor hatte sich auch Spaniens König erstmals in den Konflikt eingeschaltet – und scharfe Vorwürfe gegen die Regionalregierung in Barcelona gerichtet. Mit ihrem „unverantwortlichen Verhalten“ bringe sie die wirtschaftliche und soziale Stabilität Kataloniens und ganz Spaniens in Gefahr, sagte Felipe VI. am Dienstagabend in einer Fernsehansprache.

Angesichts dieser Situation „von extremer Tragweite“ sei es die Pflicht der „legitimen“ Staatsführung, „die verfassungsmäßige Ordnung und das normale Funktionieren der Institutionen sicherzustellen“, sagte der König, der vor dem Referendum eher moderate Töne angeschlagen hatte. Die führenden katalanischen Politiker hätten sich mit ihrem Verhalten „außerhalb von Recht und Demokratie“ gestellt, sagte er nun.

Am Sonntag hatten die Katalanen trotz klarer Warnungen der Regierung in Madrid ein Referendum über die Unabhängigkeit der wohlhabenden Region im Nordosten Spaniens abgehalten. 90 Prozent der Wähler stimmten nach Angaben der Regionalregierung für die Loslösung von Spanien. Die Wahlbeteiligung lag demnach aber nur bei 42 Prozent. Welche Konsequenzen die Abstimmung haben wird, ist derzeit völlig offen.

700.000 Menschen demonstrieren gegen die Besatzungskräfte

Die spanische Polizei war massiv gegen das vom spanischen Verfassungsgericht als rechtswidrig eingestufte Referendum vorgegangen. Polizisten schlossen Wahllokale, beschlagnahmten Abstimmungsunterlagen und hinderten Menschen mit Schlagstöcken und Gummigeschossen an der Stimmabgabe.

Nach katalanischen Angaben mussten sich nach der Polizeigewalt mehr als 840 Menschen ärztlich behandeln lassen. Am Dienstag fand in Katalonien ein Generalstreik statt, um gegen den von Madrid angeordneten Polizeieinsatz zu demonstrieren. Bei mehreren Kundgebungen in Barcelona strömten nach Angaben der städtischen Polizei vom Abend etwa 700.000 Menschen zusammen. Die Demonstranten forderten unter anderem den Abzug der spanischen Polizeikräfte, die sie in Sprechchören als „Besatzungskräfte“ kritisierten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

37 Kommentare

 / 
  • ich bin Deutsch Spanier, politisch eher links, die Polizeigewalt ist inakzeptabel, die Angaben hinsichtlich Verletzte sind aber mit Vorsicht zu genießen da die von der separatistischen Regionalregierung sind und man Aufmerksamkeit benötigt, da das Referendum verfassungswidrig ist und deshalb von Institutionen, UNO, EU / Regierungen weltweit abgelehnt wird. Passiert ist folgendes, die lokale Polizei Mossos, die von der Zentralregierung bezahlt werden und die Verfassung geschworen haben, hatte die Order vom Richter die Schulen rechtzeitig zu schließen. Deren Führung ist mehrheitlich separatistisch, taten es also nicht. Deshalb mußte die Nationalpolizei / Guardia Civil viel zu spät tätig werden. Das war ein großer Fehler, seit Wochen gab es Zweifel an der Loyalität der Mossos . Aber es gibt trotzdem keine Mehrheit für die Abspaltung. Bei einem inoffiziellen Referendum 2014, bei den Autonomiewahlen 2015, die der ehemal. Präsident Artur Mas zum inoffiziellen Referendum verklärt hatte, und auch jetzt hat man wieder nur ca. 39% der Bevölkerung hinter sich für eine Abspaltung. Wählen gehen immer nur die Separatisten. Gemäß Umfrage Juli 2017 der Katal. Regionalregierung sind nur 41% der Bevölkerung für eine Abspaltung http://www.elperiodico.com/es/politica/20170721/encuesta-independencia-cataluna-ceo-julio-2017-6181839. , und wenn man die Wahrheit sagen würde daß mit der Abspaltung auch der Austritt aus der EU stattfindet wären es noch weniger. Separatistische Organisationen ANC / Omnium Cultural werden von der Regionalregierung massiv unterstützt, schicken die Leute auf die Straße, Busfahrten werden subventioniert, Schüler / Studenten haben frei zum Demonstrieren. Der Vorwurf der Nationalisten das Justizsystem wäre frankistisch ist falsch. Ehemalige ETA Terroristen sitzen im Parlament, es gibt Ermittlungen der Guardia Civil gegen die Regierungspartei PP und der Sozialisten wegen Korruption, Staatspräsident mußte als Zeuge aussagen, die Schwulenehe ist legal, die Justiz funk

  • Frans Timmermans - der erhobene EU-Zeigefinger gen Osten, der schon im Fällen der durch Borkenkäfer befallenen Bäume, den Rechtsstaat bedroht sieht (Polen), sagt zu der Lage in Katalonien, dass Madrid das Recht habe "adequate Gewalt" anzuwenden.

    Was für eine Heuchlerbande.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Der König hat gezeigt, was er ist und für wen er spricht, nicht für Spanien, sondern nur für drei Provinzen: Castilla la Mancha, Madrid und Castilla y Leon, der Rest muss sich bedingunglos unterordnen. Das zeigt auch deutlich, dass nur eine 3. Republik die Einheit Spaniens retten und bewahren kann, denn die Republik ist neutral, da kann jeder Staatsoberhaupt werden, ob Andalusier, Baske, Katalonier usw...

    Soll Katalonien in Spanien bleiben, was sich alle vernünftigen Leute wünschen, dann muss der parteische König sofort abdanken, die franquistische korrupte Rajoy Clique, die nur ein Drittel der Wähler vertritt, zurücktreten, ferner muss eine vetfassungsgebende Versammlung für eine Republik eingerichtet werden. Da das leider nicht eintreten wird, weil die PSOE, ehemalige linke Arbeiterpartei, Rajoy Honig ums Maul schmiert, wird es zu einem sehr heftigen Konflikt kommen. Vermeintlich schlechte Zeichen für Rajoy die konservativen baskischen Nationalisten von der PNVP haben dem Präsidenten ihre Unterstützung entzogen und wenn Rajoy bis Januar keine Mehrheit findet, gibt es Neuwahlen, die er aber, wenn der Konflikt sich zuspitzt, haushoch gewinnen wird aus nationalistischem Reflex der Wähler. Rajoy weiss das, deswegen spielt er auch den Unerbittlichen. Das ist seine letzte Chance, die absolute Mehrheit zurückzugewinnen und alle nationalistischen Spanier hinter sich zu scharen, deshalb schreckt er auch vor einem bewaffneten Konflikt nicht zurück. Der Rest Verfassungstteue usw.. ist nur hohles Geschwätz, die PP muss am Drücker bleiben, sonst kommt die Hälfte der Kader wegen massiver Korruption in den Knast. Zusammenfassend können wir sagen: Mit Puigdemont und Rajoy bekriegen sich zwei korrupte Reaktionäre, die lieber Krieg wollen, als in den Knast zu gehen. Viva la Republica española unida!

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @82236 (Profil gelöscht):

      Bevor all Ihre Blütenjträume wahr werden, muss die Einheit des Landes gewahrt werden. Indem die Chauvis aus Barcelona, undemokratisch und mindestens so korrupt wie alle Politiker landesweit, gestoppt werden in ihrem Furor.

  • Francos Nach-nachfolger Felipe Borbón reißt seine Klappe zu einer Hetzrede auf, beschuldigt die Katalanen des Verfassungsbruchs und überschreitet sein verfassungsmäßiges Neutralitätsgebot und seine apolitische Rolle auf das Gröbste. Damit heizt er den Konflikt mit der antimonarchistischen Mehrheit in Katalonien weitaus stärker an als Puigdemont, der in seinem BBC-Interview nur bekräftigt hat, dass er sich an das vom katalanischen Parlament beschlossene Referendumsgesetz zu halten gedenkt.

    • 9G
      95309 (Profil gelöscht)
      @Kunz:

      So einfach ist das nicht. Mit dem Brexit hat das nämlich nichts tun. Was die Katalanen hier veranstalten ist reiner Völkerrechtsbruch und ein Angriff auf die Souveränität Spaniens. Auch die Bundesrepublik wird es nicht hinnehmen können, wenn die Bayern innerhalb weniger Wochen Ihre Unabhängigkeit erklären. Was kommt als nächste, die Korsen oder wieder die Basken? Tatsächlich ist das Anarchie. Die politische Führung in Katalonien missbraucht und instrumentalisiert die Massen für die eigenen nationalistischen Ziele. Das ist nämlich das was dahinter steckt, und das ist Brandgefährlich.

      • @95309 (Profil gelöscht):

        Haben Sie wirklich Angst, dass Bayern sich abspalten könnte? Und wäre das so schlimm? Aber mal im Ernst: Wo waren Sie in den letzten 40 Jahren, dass Sie so viel Ahnungslosigkeit an den Tag legen können? Warum soll einem unterdrückten Volk die Souveränität des Unterdrückers am Herzen liegen? Und der Nachweis, dass Katalonien unterdrückt wird, lässst sich führen. Was den Status der Basken und die Korsen betrifft, der ist Sache der Basken und der Korsen.Die politische Führung Kataloniens ist gewählt, sie stützt sich auf 72 der 135 Abgeordneten, und die Unabhängigkeitsbewegung ist eine basisdemokratische, die Assamblea Nacional de Catalunya. Puigdemonts Partei blieb nichts anderes übrig, als sich der Bewegung anzuschließen, aber sie war nie die Hauptantriebskraft.

      • @95309 (Profil gelöscht):

        Der Vergleich mit Bayern hinkt sehr:

         

        1. Berlin hat in Bayern keine dem Verteidigungsministerium unterstellte paramilitärische Einheit stationiert, die auf Kommando Zivilisten verprügelt. Die Guardia Civil ist in Katalonien genau das.

         

        2. Deutschland ist eine Bundesrepublik und keine Monarchie. Bayrische Separatisten sind oft Monarchisten, während die katalanischen Unabhängigkeitsbefürworter durchgehend eine Republik fordern. Bayrische Separatisten stehen politisch meistens rechts, katalanische Unabhängigkeitsbefürworter sind oft links oder bürgerrechts-liberal.

         

        3. Die Geschichten Bayerns und Kataloniens weisen Unterschiede auf: Katalonien wurde mit Gewalt an Spanien angeschlossen, die katalanische Kultur wurde noch im 20. Jhdt. über Jahrzehnte unterdrückt, die Bevölkerung war Repressionen ausgesetzt. War in Bayern auch nicht der Fall.

         

        4. Der regionale Finanzausgleich innerhalb Spaniens führt zu Belastungen für die Nettozahler, die gemessen am BIP der Regionen 10x so hoch sind, wie die Belastungen des Länderfinanzausgleichs.

         

        Schließlich ist noch anzumerken, dass der Konflikt nicht erst seit ein paar Wochen da ist.

         

        Ich finde das außerdem bemerkenswert, wie in Ihrem Kommentar die Verhältnisse umgekehrt werden: Es ist die katalanische Souveränität, die seit Jahrzehnten mit Füßen getreten wird - die aktuell in Spanien regierende PP stellt ja seit ein paar Jahren sogar das geltende Autonomiestatut wieder in Frages. Und es sind durch die Jahrhunderte immer wieder Akte der Anarchie (nämliche des Rechtes des Stärkeren) gewesen in denen Katalonien Autonomie aberkannt wurde.

  • O gottogott..! Diese "Wahl" von 40% von denen 90% Autonomie befürworten... ist doch nur sowat wie´n Stimmungsbarometer ! Die Katalanen, die nun , stimuliert durch Polizeigewalt, emotional erhitzt, die `Unabhängigkeit´durchpowern wollen..

    könnten dumme, bürgerkriegsähnliche Zustände erzeugen! Möge das `Wohlstandskatalonien´zu irgend vernünftiger , solidarischer spanischer Politkultur zurückfinden!*

  • Sollte der König nicht eher vermitteln, statt Öl ins Feuer zu gießen?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Kommt darauf an, ob es ein katalanischer oder ein spanischer König ist.

      • @Chutriella:

        Als König sollte er über den Parteien stehen. Allerdings wollen die Katalanen so und so lieber eine Republik.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Über den Parteien aber nicht über die Nation.

          • @Joe Jones:

            Das mit der Nation ist so eine Sache, wenn sich nicht alle zugehörig fühlen, weil sie z.B. eine andere Sprache sprechen. Katalanischer Nationalismus bringt auch keine Lösung.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das Referendum verstößt gegen die spanische Verfassung (laut spanischem Verfassungsgericht)

       

      Wo soll der König da vermitteln?

      • @Thomas_Ba_Wü:

        Es gibt Situationen, in denen eine Verfassung nicht mehr greift. Nämlich dann, wenn ein bedeutender Teil der Bevölkerung diese Verfassung nicht mehr als gültig ansieht. Hätten sich die Deutschen z.B. vor knapp hundert Jahren streng an die Verfassung gehalten, hätten wir jetzt noch einen Kaiser.

         

        Weil sehr viele Katalanen die spanische Verfassung nicht mehr als gültig ansehen, nützt es nichts, damit zu wedeln. Beide Seiten müssen dringend miteinander reden, sonst entsteht ein neuer blutiger Konflikt in Europa. Der König hätte zu Gesprächen laden müssen, statt Partei zu ergreifen. Ob diese Gespräche etwas gebracht hätten, wissen wir nicht. Von vorn herein darauf zu verzichten, ist, vorsichtig ausgedrückt, grob fahrlässig.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Ob die Mehrheit der Katalanen die Verfassung nicht mehr als gültig ansieht ist unerheblich - entscheidend ist, dass die Mehrheit der Spanier dies tut. Denn bekanntermaßen ist die spanische Verfassung für ganz Spanien verbindlich, incl. Katalonien ;-)

          • @Tom Tailor:

            Ok. Machen wir alle Abspaltungen der letzten 300 Jahre rückgängig. Fangen wir mit den USA an...

        • 6G
          60440 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Ach so. Sie reden einem Staatsreich von oben oder unten das Wort.

           

          Immer dann, "wenn ein bedeutender Teil der Bevölkerung diese Verfassung nicht mehr als gültig ansieht."

           

          Gut: Führen wir halt die Todesstrafe wieder ein, wenn ein entführtes Kind getötet wird und das gesunde Volksempfinedn hochkocht.

           

          Oder schmeißen wir all die pösen Moslems raus (weil die mag ein "bedeutender Teil der Bevölhkerung", also der Volskgenossen nicht.

           

          Was scheren uns schon Unschuldsvermutung, Recht auf Leben, Rechtsstaat, faire Verfahren oder all die lästigen Grundrechte, die überhitzte Gemüter wie Sie davon abhalten, mal eben alles den Bach runter gehen zu lassen, wenns einem das Bauchgefühl so vorschreibt,

          gelle ?

           

          Unheilig und gefährlich ist Ihre Einfalt. Und sie erinnert fatal an den März 1933.

           

          Mal schlau machen wohin Ihr Relativismus führt ?

          https://de.wikipedia.org/wiki/Erm%C3%A4chtigungsgesetz_vom_24._M%C3%A4rz_1933

          • @60440 (Profil gelöscht):

            "Was scheren uns schon Unschuldsvermutung, Recht auf Leben, Rechtsstaat, faire Verfahren oder all die lästigen Grundrechte, die überhitzte Gemüter wie Sie davon abhalten, mal eben alles den Bach runter gehen zu lassen, wenns einem das Bauchgefühl so vorschreibt,

            gelle ?"

             

            Wenn Sie nicht nur geifern würden, sondern auch etwas recherchieren, wüssten Sie, dass die Katalanen weiter alle Standards einhalten wollen, die die EU (theoretisch) setzt. Also lassen Sie die Schreckgespenster einfach mal stecken.

             

            Es ist eine Tatsache, dass Veränderungen (positive und negative) in der Geschichte fast immer mit einem Bruch der geltenden Regeln verbunden waren. Das liegt daran, dass die Regeln den bestehenden Zustand festschreiben wollen. Die meisten Staaten sind durch solche Regelverletzungen entstanden. Bis jetzt haben Sie das auch vehement unterstützt. Woher also der Sinneswandel?

             

            Um weiteren Unterstellungen vorzubeugen. Hätte ich in Katalonien abstimmen können, so hätte ich mit nein gestimmt, weil ich nichts davon halte, Staaten zu zerstückeln. Und zwar grundsätzlich. Nicht selektiv nach Lust und Laune.

            • 6G
              60440 (Profil gelöscht)
              @warum_denkt_keiner_nach?:

              Sie missverstehen mich, aber richtig. Anknüpfungspunkt war Ihr Verfassungsrelativismus. Sie wollen verfassungsrechtliche Normen über Bord schmeissen, dann nämlich wenn das gesunde Volksempfinden eines bedeutenden Teils (so drückten Sie sich aus) der Volksgenossen es verlangt. Ich wollte Ihen nur anschaulich machen, wohin das führt.

              Ein Kindermioord und ein bedeutender Teil Ihrer Volksgenossen will die Todesstrafe. Nach Ihrer Logik darf das verfassungsrechtliche Verbot derselben dann ja keine Gültigkeit mehr beanspruchen. Und so geht es dann immer weiter.

              Bis zum Ermächtigungsgesetz.

               

              Ich geifere also nicht, Sie reden Totalitarismus das Wort, mal so eben locker vom Hocker.

              • @60440 (Profil gelöscht):

                Was das mit Totalitarismus zu tun haben soll, wissen vermutlich nur Sie.

                 

                Verfassungen und ähnliche Regelwerke sind dazu da, den Menschen zu dienen bzw. zu nützen. Und natürlich müssen sie eingehalten werden. Tritt aber der Fall ein, dass das starre Festhalten an den Regeln zu mehr Schaden als Nutzen führt, muss man sich davon lösen. So funktionierte Geschichte schon immer.

                 

                Wir reden hier schließlich nicht über abstrakte juristische Probleme. Wir reden über die akute Gefahr eines Bürgerkrieges. Diesen zu verhindern, ist ein Regelverstoß immer wert.

                 

                "Ein Kindermioord und ein bedeutender Teil Ihrer Volksgenossen will die Todesstrafe."

                 

                Das Beispiel scheint Ihnen Spaß zu machen. Aber komisch. Dafür gibt es keine Mehrheit in D. Und in Spanien auch nicht, obwohl ständig Kindermorde geschehen. Das Volk ist also doch keine so dumme Masse. Und selbst wenn die Deutschen alle Fortschritte der letzten Jahrzehnte rückgängig machen wollten. Das dürfen sie. Denn die Macht in einem Staat gehört dem Volk. Und wenn dieses demokratisch beschließt, rückwärts zu gehen, kann (und muss) man sich zwar dagegen stemmen, aber die Entscheidung der Mehrheit zählt in einer Demokratie. Schon weil es auf Dauer unmöglich ist, gegen die Mehrheit zu regieren. Ihnen schwebt eine Art selektive Demokratie vor. Diese wird aber nicht lange funktionieren.

  • Echt verrückt. Was werden die Katalanen anders machen? Sie dürften ja nicht schon alles in ihrer Autonomie? Für mich das ganze ist eine große Ablenkungsmanöver der katalanische Regierung der ebenfalls tief in Korruption steckt.

    • 2G
      25726 (Profil gelöscht)
      @Doktor No:

      Was faseln Sie da? Wenn Ihnen nicht mehr einfällt als ein Korruptionsvorwurf, dann Husch, zurück ins Körbchen der faschistischen Machthaber in Madrid und lassen Sie sich vom Monarchensohn von Francos Gnaden den Orden für Vasallentreue anheften.

      • @25726 (Profil gelöscht):

        Bei Ihnen ist wohl auch jeder ein Faschist, der nicht Ihrer Meinung ist? Nur weil Felipe eine Dummheit begangen hat, ist er noch lange kein Faschist. Und als Faschisten 1981 puschen wollten, hat sich sein Vater dagegen gestellt. So einfach ist die Welt eben nicht.

  • Was in Spanien passiert interessiert mich ehrlich gesagt mal garnicht.

    Es ist Spanien.

     

    Es sollte meiner Meinung nach nur klar und deutlich gesagt werden, dass die Katalanen - wie die Engländer - die Suppe selber auslöffeln dürfen die sie sich einbrocken.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Dafür ein + für absolute Ignoranz

  • So langsam übertreibt es Puigdemont gewaltig! Das die Guardia Civil die Wähler niedergeknüppelt hat und dass das einer Demokratie unwürdig ist, kein Thema. Aber wenn er die Unabhängigkeit ausruft, was wird passieren. Rajoy wird den Notstand ausrufen, wenn es sein muss die Legión Española und weitere Einheiten der Guardia Civil schicken. Des weiteren stehen größere Verbände des spanischen Heeres in Saragossa und Jaca, also sehr nahe an Katalonien, die man zur Not in Stunden da hin verlegen kann. Das wird die Leute in Katalonien noch mehr aufbringen und dann knallt es auf der Straße, Rajoy wird diese Bilder kommentieren, in Katalonien herrscht der Mob, wir müssen die Provinz "befrieden," die Regierung absetzen etc. Die EU hat schon deutlich gemacht, Katalonien nicht zu helfen, gegen ein feindliches Madrid ohne Hilfe von außen die Unabhängigkeit auszurufen ist verrückt!

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Sven Günther:

      So können Bürgerkriege entstehen. Und wir verfolgen den ganzen Schlamassel, den einzelene egozentrische Chauvinisten ohne Not anrichten, in Echtzeit.

      Aber die Durchgeknallten in Barcelona stehen ja angeblich an der Spitze einer Unabhängigkeitsbewegung eines unterdrückten Volkes.

      Man wird sich noch an die Tage zurücksehenen, wo friedlich gelebt, gearbeitet und geliebt wurde in Katalonien.

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Sie haben hier:

        http://www.taz.de/Nach-dem-Referendum-in-Katalonien/!5451314/

         

        eine nette Rechnung aufgemacht, wie wenige Katalanen für die Unabhängigkeit sind. Warum hat man die "Durchgeknallten" also nicht abstimmen lassen? Der (von vorn herein vergebliche) Versuch, die Abstimmung niederzuknüppeln, war mindestens genau so durchgeknallt.

         

        Etwas mehr Vernunft täte beiden Seiten gut.

        • 6G
          60440 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Schauen Sie sich an, wie undemokratisch und mit verdächtiger Eile der ganze Referendumsprozess durchgepeitscht wurde. ´Gegen spanische Gesetze, gegen die spanische Verfassung, gegen ein Verdikt des Verfassungsgerichts, gegen Minderheitenrechte,gegen die Oppoostion und gegen den größten Teil der Bevölkerung.

           

          Mit welcher Vernunft soll diesem Wahnsinn und dieser Verachtung jedweder Regeln und Normen begegnet werden ?

          • @60440 (Profil gelöscht):

            Die Alternative zu Verhandlungen ist ein weiterer blutiger Krieg in Europa. Wollen Sie das?

             

            Das die Abstimmung keine demokratischen Standards erfüllte, liegt nicht an den Organisatoren. Eher an denen, die sie mit Gewalt verhindern wollten. Und wieso "verdächtige Eile"? Das Datum stand seit Monaten fest.

             

            "...gegen Minderheitenrechte,gegen die Oppoostion und gegen den größten Teil der Bevölkerung."

             

            Gegen die Opposition werden viele Dinge beschlossen. Welche Minderheitenrechte verletzt werden müssen Sie noch konkretisieren. Und das mit dem größten Teil der Bevölkerung ist schwierig. Die Parlamentsmehrheit ist durch reguläre Wahlen zustande gekommen. Und lt. Umfragen waren 70% der Katalanen dafür, das Referendum abzuhalten. In den selben Umfragen lagen die Gegner der Unabhängigkeit deutlich vorn. Ohne die Dummheit Rajoy's hätten wir also heute wahrscheinlich garnichts zu bereden.

            • 6G
              60440 (Profil gelöscht)
              @warum_denkt_keiner_nach?:

              Man Rat mal wieder: Machen Sie sich kundig.

              • @60440 (Profil gelöscht):

                Hab ich doch schon. Aber beantworten Sie doch einfach meine Frage. Wollen Sie einen neuen Krieg in Europa? Oder ist Ihnen die Frage zu kompliziert?

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Meine Sympathie für Rajoy hält sich in sehr engen Grenzen, aber ich verstehe sein Motiv, wenn Katalonien und vielleicht im Anschluss das Baskenland gehen sollte, ist Spanien am Ende. Trotzdem ist er ein Idiot, ohne Behinderung aus Madrid und die Gewalt der Guardia Civil kam noch obendrauf, hätte nach jeder Umfrage und jedem Wahlergebnis die Mehrheit der Katalanen für die Einheit gestimmt. Man hätte mit populären Katalanen, dem König etc. wie damals in Quebec eine better together Kampagne gemacht und man hätte die Wahl locker gewonnen.