Umweltverbände gegen LNG in Brunsbüttel: Flüssiggas bleibt sperrig
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will ein LNG-Terminal in Brunsbüttel. Heute trifft er sich mit Umweltverbänden. Die bringen Kritik mit.
Der Terminal-Bau in der Kleinstadt Brunsbüttel, die an der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals in die Elbe liegt, müsse „maximal beschleunigt“ werden, sagte Günther laut der Nachrichtenagentur dpa.
Habeck, der bis 2018 in der Kieler Jamaikaregierung Minister für Umwelt und Energiewende war, verlangte, dass „Deutschland seine Schlafmützigkeit“ und Bräsigkeit abschütteln“ müsse, um rasch eine Infrastruktur zu schaffen, über die das flüssige Gas direkt per Schiff nach Deutschland transportiert werden kann. Das Ziel dieser Maßnahme ist, unabhängiger von russischem Erdgas zu werden.
Das flüssige Gas (Liquefied Natural Gas, LNG) stammt unter anderem aus Katar, Norwegen oder Australien, aber auch aus den USA, wo es mit der umstrittenen Fracking-Technik aus dem Untergrund gewonnen wird.
Widerstand gegen LNG-Technik
Umweltverbände haben bereits Proteste angekündigt: „Herr Habeck hat als Landesminister erlaubt, dass Ölfirmen in großen Teilen des Landes Erkundungsbohrungen vornehmen konnten, aber wir haben Widerstand geleistet – und das tun wir auch jetzt“, sagt Reinhard Knof, Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager und Sprecher des Klimabündnisses gegen LNG, dem unter anderem der BUND und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) angehören.
Die Umweltverbände treffen sich am Freitag mit Habeck in Brunsbüttel. Mit dabei sind auch lokale Verantwortliche aus Stadt und Hafen, sagt Knof. Er kritisiert gegenüber der taz, dass die Politik Entscheidungen bereits verkünde, ohne die Vertreter*innen von Umweltschutz und betroffenen Orten einzubeziehen.
Vor allem aber hält er die Festlegung auf LNG für einen Fehler: „Statt für Millionenbeträge eine neue Infrastruktur für einen fossilen Brennstoff zu errichten, sollte lieber Bürokratie abgebaut werden, die nur den Ausbau erneuerbarer Energien verhindert.“
So müssen Hausbesitzer*innen oder Mieter*innen heute ein Gewerbe anmelden, wenn sie auf dem eigenen Dach mit Solaranlagen Strom erzeugen: „Das hindert viele daran – und es ist nicht notwendig, wie der Blick in europäische Nachbarländer zeigt.“ Knof verweist zudem darauf, dass in Brunsbüttel eigentlich ein Versorgungshafen für Windkraftanlagen auf See entstehen sollte. „Hier endlich loszulegen, ginge schneller, wäre billiger und vor allem klimafreundlicher als der Bau eines LNG-Terminals.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Sensationsfund Säbelzahntiger-Baby
Tiefkühlkatze aufgetaut