Umweltkatastrophe im Mittelmeer: Ölteppich treibt auf Zypern zu

Seit Tagen bewegt sich ein riesiger Ölteppich von Syrien aus auf Zypern zu. Bedroht sind weitgehend unberührte Strände an der Karpasia-Halbinsel.

Eine Satellitenaufnahme des meeres zwischen Syrien und Zypern. In der Mitte ein riesiger rotglühender Fleck: der Ölteppich.

Das Satellitenbild zeigt den Ölteppich vor der syrischen Küste Foto: ap

BERLIN taz | Ein großer Ölteppich treibt auf Zypern zu und könnte die Nordostküste der Mittelmeerinsel noch am Mittwoch erreichen. Besonders bedroht sind die weitgehend unberührten Strände an der nur dünn besiedelten Karpasia-Halbinsel. Die Region, in der auch seltene Meeresschildkröten ihre Eier ablegen, befindet sich auf dem Gebiet der international nicht anerkannten „Türkischen Republik Nordzypern“.

Dort bereiteten sich die Behörden aktuell mit einer sogenannten Ölsperre 400 Meter vor der Küste vor. Zudem sind mehrere Spezialschiffe zum Auffangen des Öls aus der Türkei unterwegs.

Ein Desaster können diese Maßnahmen wohl kaum verhindern: Aktuell hat der Ölteppich laut Satellitenbildern eine Länge von etwa 36 Kilometern. Ursache der Katastrophe ist ein Leck in einem syrischen Kraftwerk in der syrischen Hafenstadt Baniyas. Der Unfall soll sich schon in der vergangenen Woche ereignet haben und sei laut syrischer Regierung mittlerweile unter Kontrolle.

Angaben eines Sprechers zufolge seien nur zwei bis vier Tonnen Heizöl ins Meer gelaufen. Vom US-Nachrichtensender CNN befragte Anwohner berichten dagegen von weitreichenden Verschmutzungen entlang der syrischen Küste. Umweltexperten aus Nordzypern zufolge soll es sich um etwa 20.000 Tonnen handeln.

„Ein völliges Desaster für das Ökosystem“

Das bedrohte zyprische Kap Andreas (türkisch Dipkarpaz) befindet sich nur rund 80 Kilometer entfernt. „Das ist eine völliges Desaster für das Ökosystem des Meeres“, sagte der Leiter von Nordzyperns Kammer von Umwelttechnikern, Cemaliye Özverel Ekinci, gegenüber der Agentur TAK. „Ein Problem nicht nur für Nordzypern. Wir sollten mit dem Süden kooperieren.“

Nach Angaben des Fischereiministeriums der südlichen Republik Zypern handelt es sich um eine vergleichsweise dünne Ölschicht, nicht um einen dicken Ölteppich. Im Süden Zyperns wurden bisher keine Anzeichen für eine Verschmutzung der Küste wahrgenommen.

Die griechisch geprägte Republik Zypern hat den türkischen Zyprern Hilfe bei der Bekämpfung der Ölpest angeboten, aber bisher keine Antwort erhalten. Die Beziehung zwischen dem Norden der Insel, der 1974 nach einem griechischen Putsch von türkischen Truppen besetzt wurde, und der südlichen Landeshälfte gilt als vereist. Zuletzt hatte die zyperntürkische Seite damit gedroht, die abgesperrte und früher griechische Stadt Varosha zu besiedeln.

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