Umwandlung in Eigentumswohnungen: Das Milieu bleibt geschützt
Mietwohnungen in Milieuschutzgebieten dürfen weiterhin nur mit Genehmigung in Eigentum umgewandelt werden. Vorkaufsrecht bleibt ein Problem.
Das Umwandlungsverbot in Milieuschutzgebieten bleibt vorerst bestehen. Auch in den kommenden fünf Jahren dürfen Mietwohnungen in sogenannten sozialen Erhaltungsgebieten nur unter bestimmten Auflagen in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. Man habe nach wie vor bekanntlich eine angespannte Wohnungsmarktlage in Berlin, sagte Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) am Dienstag in der Senatspressekonferenz.
Die Verordnung beruht auf einer bundesrechtlich geregelten Ermächtigung, alle fünf Jahre muss die Landesregierung die Verordnung neu begründen. „Wir stellen fest, dass die Umwandlungsverordnung wirkt“, sagte Lompscher. Wurden zum Beispiel im Jahr 2015 in den damals bestehenden Milieuschutzgebieten – vor allem Gebiete im östlichen Innenstadtring –, noch 5.163 Mietwohnungen in Eigentum umgewandelt, waren es 2018 in demselben Gebiet nur noch 1.301 Wohnungen. Das ist immerhin ein Minus von 75 Prozent.
Insgesamt seien in Berlin 2018 knapp 13.000 Miet- in Eigentumswohnungen umgewandelt worden – davon lagen rund 5.200 Wohnungen in Milieuschutzgebieten. Der weitaus häufigste Grund, warum die Bezirke dort die Umwandlung trotzdem genehmigen müssen: Wenn der Eigentümer den MieterInnen für sieben Jahre ein Vorkaufsrecht für ihre Wohnungen einräumt, muss das Bezirksamt grünes Licht geben. Eine Bundesratsinitiative, die Berlin angestoßen hatte, wollte den Passus im Baugesetzbuch ändern, fand aber vor allem mit den CDU-geführten Ländern keine Mehrheit.
Zumindest Lompscher sah da am Dienstag aber einen „Hoffnungsschimmer“ am Horizont. Immerhin habe Bundesbauminister Horst Seehofer (CSU) die Verabschiedung des Mietendeckels im Abgeordnetenhaus vergangene Woche mit den Worten kommentiert, man müsse auch über die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentum nachdenken.
Der Mietendeckel, also das Einfrieren der Mieten für fünf Jahre und Obergrenzen bei Neuvermietungen, hat indes laut Lompscher noch nicht zu vermehrten „Umwandlungstendenzen“ geführt, weil Vermieten nun nicht mehr lukrativ ist. Allerdings sei der Mietendeckel ja auch gerade erst verabschiedet worden und trete erst noch offiziell in Kraft.
Insgesamt 900.000 BerlinerInnen wohnen in 59 Milieuschutzgebieten. Zwei weitere soll es demnächst geben: eins in Reinickendorf, sowie ein erstes Schutzgebiet für Spandau.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Innereuropäische Datenverbindung
Sabotageverdacht bei Kabelbruch in der Ostsee
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom