Umstrittener Trump-Kandidat Pete Hegseth: Dank J.D. Vance zum Pentagon-Chef gewählt
Das Votum des US-Vizepräsidenten gab den Ausschlag. Trotz eines 50:50-Patts im US-Senat ist der ehemalige Fox-News-Moderator als neuer Verteidigungsminister bestätigt worden.
Von den Republikanern im Senat stimmten Lisa Murkowski aus dem Bundesstaat Alaska und Susan Collins aus Maine gegen Hegseth. Überraschender war die dritte Nein-Stimme, die der frühere Vorsitzende der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, abgab.
Der 44-Jährige zählte zu den umstrittensten Kandidaten, die Trump für hochrangige Regierungsposten nominiert hat. Die Eignung des früheren Infanterie-Offiziers der Nationalgarde für die Pentagon-Spitze bestreiten seine Kritiker nicht nur wegen seiner mangelnden Erfahrung in der Führung einer großen Behörde oder Organisation. Hegseth werden unter anderem auch Alkoholmissbrauch, bedrohliches Verhalten gegenüber seiner zweiten Ehefrau und sexuelle Gewalt gegen eine andere Frau im Jahr 2017 zur Last gelegt.
In der Senatsanhörung hatte Hegseth die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen als „koordinierte Verleumdungskampagne“ bezeichnet. Er kündigte aber an, im Fall seines Amtsantritts im Verteidigungsministerium auf Alkohol zu verzichten.
Trump: „Pete ist ein sehr, sehr guter Mann“
Trump stellte sich am Freitag angesichts der heftigen Kritik an seinem Pentagon-Kandidaten nochmals hinter den 44-Jährigen: „Pete ist ein sehr, sehr guter Mann“, sagte der seit Montag amtierende Präsident.
Hegseth übernimmt als Verteidigungsminister die Verantwortung für das mächtigste Militär der Welt und wird zum Chef von rund 2,9 Millionen Soldaten und Zivilbeschäftigten. Hegseth diente als Offizier in Afghanistan und Irak, was seine Befürworter als wichtige Qualifikation betrachten.
In seiner Anhörung sagte Hegseth, er wolle eine „Kriegerkultur“ ins Pentagon zurückbringen. Den Kampfeinsatz von Soldatinnen hatte er in der Vergangenheit abgelehnt – Aussagen, die er dann aber vor den Senatorinnen und Senatoren abschwächte. Seine Kritik habe sich auf Fälle bezogen, in denen er eine Senkung der Standards bemerkt habe. „Frauen werden Zugang zu Bodenkämpfen und Kampfeinsätzen haben, vorausgesetzt, die Standards bleiben hoch“, sagte Hegseth.
Er blieb aber bei seiner Ablehnung von Diversitäts-, Gleichstellungs- und Inklusionsmaßnahmen in der Armee. Hegseth sagte, diese Maßnahmen würden die Einheiten spalten und „die Kommandeure dazu bringen, einen Eiertanz zu vollführen statt das Leistungsprinzip an die erste Stelle zu setzen“.
Neben Hegseth hat Trump einige weitere umstrittene Kandidaten nominiert, unter ihnen Robert F. Kennedy Jr. als Gesundheitsminister, Tulsi Gabbard als Geheimdienstkoordinatorin und Kash Patel als FBI-Chef. Sie müssen sich voraussichtlich in der kommenden Woche in Anhörungen den Fragen des Senats stellen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Konsequenzen der Messerattacke
Weder „Remigration“ noch Bleiberecht für alle
AfD-Wahlkampfauftakt in Halle
Bier, Bratwurst, Rassismus
Proteste gegen Rechtsextremismus
Etwa 100.000 Menschen für Vielfalt auf der Straße
5 Jahre Coronavirus
Was von der Pandemie übrig blieb
Christian Drosten
„Je mehr Zeit vergeht, desto skeptischer werde ich“
Brandmauer in sächsischen Kommunen
In Sachsen bröckelt’s