Umstrittene Justizreform in Polen: Abgeordnetenhaus stimmt Gesetz zu
Die Kammer bestätigt ein Gesetz, das die Einflussnahme auf die Arbeit von Richtern ermöglicht. Präsident Andrzej Duda beantragt zudem ein Referendum.
Vor dem Parlament gab es eine Demonstration gegen das Gesetz.
Duda beantragte im Parlament ein Referendum über eine Änderung der Verfassung. Er rief den Senat auf, einer Volksabstimmung für den 10. und 11. November zuzustimmen. Darin sollen die Wähler zehn Fragen beantworten, unter anderem, ob die Mitgliedschaft des Landes in EU und Nato, die christlichen Wurzeln Polens, das Recht auf Arbeit und die Familienförderung der derzeitigen Regierung in der Verfassung stehen sollen.
Die zwangspensionierte Präsidentin des Obersten Gerichts in Warschau, Malgorzata Gersdorf, war am Freitag zu einem lang geplanten Besuch in Karsruhe. „Das ist keine leichte Zeit für mich“, sagt die 65-Jährige bei der Veranstaltung, auf der sie eine Rede zum polnischen Rechtsstaat hielt. „Ich bin sehr dankbar, dass meine Position auch einen internationalen Schutz genießt.“ Seit 4. Juli gilt ein neues Gesetz: Demnach erreichen die obersten Richter in Polen die Altersgrenze von 65 statt bisher mit 70 Jahren. Die Richterin war trotz Zwangspensionierung zur Arbeit erschienen.
Mit ihrer umstrittenen Justizreform will sich die PiS die Möglichkeit verschaffen, den Vorsitz des Obersten Gerichts zu bestimmen und die Arbeit von Richtern zu beeinflussen. Die Vorbereitung der Reform wird von Protesten begleitet.
EU-Vertreter haben gesagt, dass die Reform die polnische Verfassung und die Rechtsstaatlichkeit untergrabe. Die EU hat Strafmaßnahmen eingeleitet.
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