Umgestaltung der Bremer Innenstadt: Shopping statt Parken
Der Senat will das Parkhaus Mitte an die Zech Stiftung verkaufen. Ein Komplex für Geschäfte, Wohnungen und Büros soll entstehen – und die ganze City retten.
Vorausgehen muss dem noch einiges: mittelfristig unter anderem ein „Werkstattverfahren“ für ein städtebauliches Konzept, woran mindestens sechs Planungsbüros beteiligt sein sollen. Kurzfristig die Zustimmung erst des Bau- und dann des Haushaltsausschusses sowie die notarielle Vertragsunterzeichnung. Letzteres in den nächsten Tagen. Man habe „etwas zum Abschluss bringen wollen“, sagt Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD). Und meint damit auch: noch schnell vor der Wahl.
Vorausgegangen waren komplizierte Verhandlungen. Ein detailliertes Vertragswerk legt den Fahrplan fest. Mit dem Verkauf ist die Vorstellung verbunden, Bremens Zentrum wieder zu beleben.
Zwar ist die Gustav Zech Stiftung formal von der Zech Group unabhängig – Stifter ist Kurt Zech, Zweck die finanzielle Absicherung der Familie. Die Rede ist gleichwohl von einem Verkauf „an Zech“, wobei wohl die Nähe zum Bremer Bauunternehmer und Multimillionär für Vorschussvertrauen für die Stadtentwicklung sorgt.
Bausenator Joachim Lohse (Grüne) zumindest sprach am Dienstag von einem „Meilenstein für die weitere Entwicklung der Innenstadt“, Günthner von einem „herausragend wichtigen Impuls“. Dass unterm Strich Parkplätze wegfallen, der Grüne Senator dem Ziel einer autofreien Innenstadt näher kommt und Günthner demgegenüber betont, dass „Parken“ ein „zentrales Thema“ bleibe? Kleinigkeiten.
Bausenator Joachim Lohse (Grüne)
Günthner erklärte den Dienstag stattdessen quasi zu einem historischen Tag, spricht von einem „versöhnlichen Abschluss“ und meint das für die gesamte auslaufende Legislatur. Denn zu deren Beginn wirkte die Innenstadt wie Kryptonit für die Koalition.
Nicht erfolgreich war vor allem der Versuch gewesen, für den im Erdgeschoss komatösen Lloydhof am Ansgarikirchhof einen Investor für ein neues „City-Center“ zu finden. Es wuchs die Sorge um die gesamte Innenstadt.
Deren Geschäfte leiden nicht nur an der Konkurrenz durch die Einkaufszentren an den Stadträndern, sondern auch an jener durch die Anbieter im Internet. Verbunden mit Bereichen wie dem am Parkhaus Mitte, wo KonsumentInnen auf unattraktive Rückseiten schauen und sich bislang kein Rundlauf ergibt, war der stete Niedergang der Innenstadt das Schreckensszenario.
„Toxisch“ ist das Wort, das Günthner dafür am Dienstag wählte. Kurt Zech – beziehungsweise seine Familien-Stiftung – soll nun das Gegengift brauen. Noch fehlt das Rezept, die Zutaten aber sind wohl verfügbar: Denn in Bremens Zentrum hat sich was getan. So will Kaffeedynastie-Erbe Christian Jacobs rund um das Kontorhaus ein neues Quartier entwickeln, am Brill plant Star-Architekt Daniel Libeskind seine Türme und auch für den Lloydhof gibt es eine Lösung, seit der Projektentwickler Denkmalneu das Gebäude gekauft hat und dort Platz für Wohnen, Geschäfte und Gastronomie schaffen will.
Und nun noch das Gebiet ums Parkhaus? Scheint handlebar. Zech gehört das angrenzende Karstadt-Gebäude und mit dem Mieter des Hauses, der Galeria Kaufhof, wurde eine enge Zusammenarbeit vereinbart. Wohl in dessen eigenem Interesse: Spätestens mit der Fusion von Karstadt und Kaufhof steht in Frage, ob Kaufhof das Mietverhältnis in ein paar Jahren überhaupt verlängert. Interesse auch an jenem Gebäude hat Zech bereits bekundet.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!