Umgang mit Bisphenol A: Mediziner fordern mehr Vorsorge
56 Mediziner:innen fordern einen anderen Umgang mit Chemikalien. Sie kritisieren den Gesundheitsschutz der Bundesregierung.
Diese Grenzwertableitung „ist fahrlässig“, sagt Andreas Kortenkamp, Professor für Humantoxikologie an der Brunel-Universität in London und Mitinitiator des offenen Briefes, „weil der BfR-Wert Dosierungen nahe kommt, die in Tierversuchen schon Effekte auf die Spermienqualität ausgelöst haben“. Einen solchen Grenzwert festzulegen sei ein Prozess, in dem man immer wieder Entscheidungen treffen müsse, so Kortenkamp, „das BfR hat sich jedes Mal für die weniger vorsorgende Variante entschieden, von der Auswahl der Tierversuchsstudien bis zu den Dosis-Wirkungs-Analysen“. In ihrem Brief betonen die 56 Wissenschaftler, Bisphenol A sei „eine der am umfassendsten untersuchten Chemikalien, dessen Toxizität sehr gut beschrieben ist“. Alle wissenschaftlichen Befunde, die nötig seien, die Verwendung dieser Chemikalien gemäß der Europäischen Chemikalienverordnung Reach einzuschränken, lägen vor.
Das Umweltministerium teilte mit, der Umgang mit Bisphenol A werde neu geprüft. Die deutschen Fachbehörden agierten unabhängig von politischen Maßgaben, so eine Sprecherin, der offene Brief sei ihnen bekannt. Das Landwirtschaftsministerium ließ die Anfrage der taz bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
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