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Ulrike Herrmann über den SPD-Vorschlag zur PflegeMehr als „Frauenarbeit“

Es ist ein Paradox: Deutschland ist ein reiches Land, aber es grassiert die Angst, dass Rente und Vermögen nicht reichen könnten, um eine angemessene Pflege zu bezahlen. Es ist daher nur sinnvoll, dass die SPD jetzt fordert, die Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung zu machen – die nicht mehr wie bisher nur Teile der Kosten abdeckt.

Diese Reform wäre nicht einmal teuer, sondern würde vor allem die bisherigen Aufwendungen anders verteilen. Auch bisher musste die Pflege ja finanziert werden, nur fließen diese Gelder derzeit sehr intransparent. Familien schießen zu, um ihre Angehörigen zu unterstützen. Der Staat springt ebenfalls ein, wenn sich arme Ältere eine Pflege nicht leisten können. Viele Beschäftigte haben zudem private Zusatzversicherungen abgeschlossen, die allerdings vor allem die Versicherungskonzerne reich machen, denn ein Teil der Beiträge finanziert Provisionen und Gewinne.

Auch für die Qualität der Pflege wäre es ein Segen, wenn der Staat die volle Verantwortung übernähme. Bisher nämlich wuchert ein „grauer Markt“: Verzweifelte Familien versuchen, privat Pflegekräfte anzuheuern, die das eigene Budget nicht sprengen. Pflege wird noch immer behandelt, als würde guter Willen allein schon reichen, um einen hinfälligen Menschen zu betreuen. Gerade die wichtige Prävention kommt viel zu kurz, weil in den Familien niemand weiß, wie man die Angehörigen richtig aktiviert.

All diese Probleme sind altbekannt. Doch bisher ließen sie sich verdrängen, weil häufig genug Töchter, Schwiegertöchter oder Zuwanderinnen zur Verfügung standen – und stehen –, um die Lücken in der Pflegeversicherung zu schließen.

Doch diese dienstbaren Hilfskräfte werden knapp. Frauen sind meist selbst berufstätig, und auch Migrantinnen finden oft bessere Jobs, als für wenig Geld eine Privatpflege zu übernehmen. Geschichte wiederholt sich: Wie schon bei der Kinderbetreuung wird die „Frauenarbeit“ Pflege erst vernünftig bezahlt und organisiert, wenn nicht mehr ausreichend Frauen unentgeltlich zur Verfügung stehen.

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