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Ukraine und Russland einigen sichGrößter Austausch von Gefangenen

Mehr als 400 ukrainische und russische Soldaten können in ihre Heimat zurückkehren. Vermittelt haben offenbar die Vereinigten Arabischen Emirate.

Nach dem Gefangenenaustausch in der Nähe von Sumy, Ukraine, Mittwoch, 3. Januar 2024 Foto: Ukrainian Presidential Press/ap

Kyjiw AFP | Im Rahmen des offenbar größten Gefangenenaustauschs seit Beginn des Ukrainekriegs sind mehr als 400 ukrainische und russische Soldaten in ihre Heimat zurückgekehrt. In nahezu zeitgleich veröffentlichten Erklärungen gaben beide Seiten am Mittwoch bekannt, dass nach einer von den Vereinigten Arabischen Emiraten vermittelten Vereinbarung jeweils mehr als 200 ihrer Soldaten freigekommen seien. Es war der erste offiziell vermeldete Gefangenenaustausch seit knapp fünf Monaten.

Das Verteidigungsministerium in Moskau verkündete im Onlinedienst Telegram die Freilassung von 248 russischen Soldaten. Sie würden nun medizinisch und psychologisch betreut. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski erklärte seinerseits in Kiew: „Mehr als 200 ­unserer ­Soldaten und Zivilisten sind aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt.“ Auf Telegram veröffentlichte er ein Video von feiernden Männern in Militäruniform.

Seit fast fünf Monaten hatte keines der beiden Länder mehr einen Gefangenenaustausch verkündet. Kyjiw hatte Moskau vorgeworfen, entsprechende Vereinbarungen aus politischen Gründen zu blockieren. „Es gab eine lange Pause bei den Austauschaktionen, aber es gab keine Pause bei den Verhandlungen“, betonte Selenski. Dass diese nun erfolgreich gewesen seien, sei eine „gute Nachricht“.

Nach Angaben Moskaus war der Austausch das „Ergebnis eines schwierigen Verhandlungsprozesses“, der mithilfe der Vereinigten Arabischen Emirate erfolgt sei. Die Emirate erklärten, die Vereinbarung spiegele ihre „starken freundschaftlichen Beziehungen“ sowohl mit Russland als auch der Ukraine wider.

Seit Beginn des Krieges vor fast zwei Jahren haben Russland und die Ukraine schon mehrmals Gefangene ausgetauscht. Die Gefangenenzahlen sind nicht öffentlich.

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9 Kommentare

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  • Dürfen die eigentlich wieder an die Front?

    • @Stoffel:

      Die russischen Soldaten ganz definitiv, da werden sogar die Verwundeten wieder in den Kampf geschickt.

      • @Machiavelli:

        Die urkrainischen dürfen auch wieder an die Front, wenn sie das möchten.



        Haben Sie bitte eine Quelle dafür, dass russische Soldaten pauschal wieder an die Front geschickt werden? Mir sind nur Einzelfälle bekannt, auch wenn mich das natürlich bei Putin nicht überraschen würde.

        • @Alexander Schulz:

          "Haben Sie bitte eine Quelle dafür, dass russische Soldaten pauschal wieder an die Front geschickt werden? Mir sind nur Einzelfälle bekannt, auch wenn mich das natürlich bei Putin nicht überraschen würde."



          Wo informieren Sie sich? Entsprechende Videobotschaften von betroffenen Soldaten, oder deren Angehörigen, gibt es in so großer Zahl, dass man versucht ist, von einem eigenständigen Genre zu sprechen. Veröffentlicht werden sie tagtäglich in russischen sozialen Netzwerken, vorrangig auf Telegram. Beispiele für Kanäle: Astra, Put' Domoj ("Weg nach Hause") Mobilisationnews.



          Dass kein Soldat demobilisiert wird, bevor die "Spezialoperation" nicht beendet ist (also nie), ist außerdem seit Monaten offizielle Rechtslage, sämtliche existierenden Zeitverträge wurden offiziell für unbefristet erklärt. Aus dem Krieg kehrt man als Mobilisierter nur schwerstversehrt, oder im Sarg zurück.



          Putin hat Angst davor, eine neue große Mobilisierungswelle zu starten, und auch vor Rückkehrern (Demobilisierten), genauer gesagt davor, dass sie zuhause über die wirklichen Zustände an der Front berichten könnten.

        • @Alexander Schulz:

          threadreaderapp.co...0047140888576.html

          Der Oberkommandierende der VDV sagte vor einigen Monaten auch stolz das tausende Falschirmjäger trotz Verwundung an der Front bleiben.



          Bei 25.000-30.000 Soldaten die Russland maximal pro Monat mobilisiert kriegt sind schlichtweg nicht die Reserven da um leichtverwundete Soldaten durchzurotieren.

          • @Machiavelli:

            "Bei 25.000-30.000 Soldaten die Russland maximal pro Monat mobilisiert kriegt "



            Das scheint mir sehr hoch gegriffen, das wären ja fast die 400.000 in 2023 neu Mobilisierten, mit denen sich Medwedjew offiziell brüstet.



            Der russische Militärexperte Ruslan Leviev schätzt die Zahl der 2023 tatsächlich zusätzlich (!) für die regulären Streitkräfte Mobilisierten (ohne Wagner/Strafgefangene) auf 100.000 bis 110.000, der Rest der "neuen" Kontrakte kam durch Reorganisation zustande - Wagner und andere Söldnergruppen sowie Kadyrovtsy wurden in die reguläre Armee eingegliedert, desgleichen die Milizen der DNR und LNR; Mobilisierte haben Kontrakte unterschrieben und wurden so Berufssoldaten.

          • @Machiavelli:

            Danke für den Link.

            Reserven sind genügend da. Anders als die Urkaine hat Russland noch viele Männer, die sogar bereits gedient haben in der Hinterhand, aber Putin möchte möglichst wenige neue mobilisieren.



            Und Skrupellosigkeit ist nun wirklich keine Überraschung bei Putin.

            • @Alexander Schulz:

              Das Potenzial liegt bei 2 Millionen von denen haben sich aber viele bereits abgesetzt oder sind eingezogen. Dazu selbst wenn Russland noch1 Millionen mobilisiert kriegt, fehlen Offiziere und Ausrüstung diese Männer in den Krieg zu schicken. Schon jetzt sind die Gefallenen russischen Leutnants entweder 50+ oder ganz frisch von der Akademie. Und gerade in den mittleren Rängen hat Russland nicht besonders viele Reserven. Dazu fehlen diese Leute dann daheim. Die russische Wirtschaft hat jetzt schon massive Probleme mit Fachkräftemangel.

              • @Machiavelli:

                Das ist leider eine sehr optimistische Einschätzung. Und jetzt bitte Mal den Versuch einer realistischen Bestandsaufnahme zur Ukraine!



                Das Potential ist deutlich höher und anders als zb bei der Urkaine gibt es keine Soldaten, die bereits Ende 50 sind und an der Front dienen müssen.



                Ausrüstung ist inzwischen auch nur noch bedingt ein Problem und die Lage verbessert sich da ja bei Russland.



                Ein ernsthaftes Problem ist jedoch, dass der fehlenden Offiziere! Aber auch hier relarviert sich das, wenn man die Situation mit der urkrainischen Armee vergleicht. Woher sollen denn da in Zukunft die Offiziere kommen? Russland hat damit angefangen Offiziere aus dem fernen Osten abzuziehen, weil man nicht mit einem Angriff von Japan oder China rechnet. Russland hätte übrigens auch noch die Möglichkeit Offiziere, die bereits in 50ern sind, zu reaktivieren. Diese Option hat die Ukraine ja schon zu einem großen Teil ausgeschöpft.



                Wir haben uns im Westen seit Beginn des Krieges das Potential von Russland kleingeredet und das von der Ukraine groß geredet. Letztendlich wäre aber eine realistische Einschätzung hilfreicher, da es einfach keine Erfolge bringt auf Grundlage falscher Fakten eine Strategie zu entwickeln.



                Man kann auch die These vertreten, dass die Ukraine bis zum letzten Mann kämpfen soll und sicherlich gibt es bei den Frauen auch noch Potential, aber trotzdem wäre eine realistische Einschätzung nur von Vorteil.