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Überwachung durch die NSA200 Millionen SMS täglich

Unter dem Programm „Dishfire“ soll der US-Geheimdienst jeden Tag fast 200 Millionen SMS gesammelt haben. Obama will Korrekturen an der NSA-Arbeit bekannt geben.

NSA liest mit. Bild: dpa

WASHINGTON rtr/dpa | Der US-Geheimdienst NSA hat einem Medienbericht zufolge weltweit täglich nahezu 200 Millionen SMS-Nachrichten gesammelt. Dabei seien unter anderem Informationen über Reisepläne, Kontakte und Finanztransaktionen abgefangen worden, berichtete der britische Guardian am Donnerstag. Betroffen von dem Programm mit dem Codenamen „Dishfire“ seien auch Personen gewesen, gegen die kein Verdacht illegaler Machenschaften bestanden habe.

Die Zeitung berief sich auf Material des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden. Seit Monaten lässt dieser immer neue Details durchsickern, die das Ausmaß der weltweiten Überwachungspraktiken offenbaren.

Im Rahmen des „Dishfire“-Programms werde „so ziemlich alles gesammelt, was geht“, berichtete der Guardian. Die Zeitung verwies auf eine NSA-Präsentation aus dem Jahr 2011, in der SMS-Nachrichten als eine „Goldmine“ bezeichnet worden seien, die es auszubeuten gelte. Demnach seien im April jenes Jahres im Schnitt täglich 194 Millionen solche Text-Kurznachrichten gesammelt worden. Die NSA erklärte, die Andeutung, man sammle willkürlich und ungebremst Daten, sei „falsch“.

Obama will Vertrauen schaffen

Nach weltweiter Empörung über das millionenfache Datensammeln des US-Geheimdienstes NSA wird Präsident Barack Obama an diesem Freitag in Washington Korrekturen bekanntgeben. Es geht ihm nicht zuletzt darum, bei den Verbündeten wieder Vertrauen zu schaffen. US-Medien berichteten allerdings bereits, Obama wolle wichtige Entscheidungen dem Kongress überlassen. Eine vom Präsidenten eingesetzte Expertengruppe hatte im Dezember 46 Vorschläge für eine Reform vorgelegt. Es heißt, Obama wolle zentrale Forderungen der Experten nicht befolgen.

Obama wolle einen Mittelweg gehen. Einerseits wolle er die Forderungen der Geheimdienste für einen effektiven Anti-Terror-Kampf berücksichtigen. Andererseits gehe es ihm darum, die weltweite Empörung zu dämpfen.

Ein höchst strittiges Thema ist das massenhafte Abspeichern der Anrufdaten von Amerikanern. Obama halte dies für ein wertvolles Werkzeug im Anti-Terror-Kampf, stehe aber Korrekturen für einen verbesserten Datenschutz offen gegenüber, berichtete die Washington Post. Möglicherweise könne der Kongress das Programm nächstes Jahr auslaufen lassen.

Obama wolle sich auch der Expertenforderung nach einer Art Ombudsmann als „Vertreter öffentlicher Interessen“ in dem Geheimgericht anschließen, das die Tätigkeit der Spionagebehörden kontrolliert. Insgesamt werde die Ansprache nur als Auftakt einer Debatte gesehen, die im Kongress geführt werden müsse, hieß es.

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7 Kommentare

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  • Mal den Zusatzvertrag, 27.9.90,zum 2+4-Vertrag, 12.9.90, lesen,

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    Dort sind die Besatzungsstatuten aus 1949 und die Vorbehalte aus dem Überleitungsvertrag Anfang der 50-iger Jahre nochmals explizit bestätigt. Damit stehen die alliierten Rechte über allen Deutschen Rechten.

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    Außerdem hatte James Baker mit dem 17.7.90 mittels Streichung des Art. 23 GG dieses seiner Gültigkeit enthoben! Diese Zustände sind bis heute nicht repariert - nein, Schäuble spricht im Nov. 2011 vor den EU-Bankern davon, wir sind nach dem 8.5.45 nie richtig souverän gewesen.... Also aufwachen wäre angesagt.

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    Vielleicht sei daran erinnert, daß die Atombomben in D bereits 1943 fertig waren, der Transatlantikbomber ebenfalls, diese Waffe von uns NICHT angewandt wurde, die US-Truppen mit einem Geheimkommando die Bomben raubten und nach einem Test in Amerika diese in Japan warfen!

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    So wurde die USA zur Supermacht und treibt auf allen Sektoren mit Brachialgewalt ihre Interessen durch! Lügen, Gewalt, Krieg!

  • Die pure Angst sollte eigentlich umgehen !

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    Es ist doch im Grunde praktisch erwiesen, daß in den USA nicht alles mit Rechten Dingen in Washington zugeht, die Amerikaner sind selber am verzweifeln, es bilden sich bereits Milizen, zu Millionen !

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    Parallel betreibt Obama einen Kreuzzug gegen privaten Waffenbesitz, wie gut passt das mit der Angst vor den Milizen zusammen ?

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    Warum berichtet hier bei uns niemand über hunderte FEMA-Camps die mit Stacheldraht nach INNEN gebaut werden ?

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    Warum berichtet hier niemand darüber daß die USA Polizei massiv aufrüstet und zwar mit Kriegsgerät (Schützenpanzern, zu Tausenden !) und über 1 Milliarde Schuss Munition, und zwar auch Millionen Hohlspitz, bestellt hat ?

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    Wieso berichtet niemand mehr über die nach wie vor aufgedeckten Beweise dafür daß 911 definitiv ein Fake war ?!

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    Weil sich dann alle in die Hosen machen würden !!! Kriminelle mit dem grössten Nukleararsenal und der grössten Armee der Welt !

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    Welche Konsequenz muss das für uns haben, ausser Angst ?

  • Anstelle ständig Russland und Präsident Putin zu verteufeln, sollten wir endlich einmal einsehen, dass unser Glaube an die USA und deren Freiheit eine komlette Illusion war und immer noch ist.

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    Die USA haben seit 1945 bis heute über 40 Kriege mit Millionen von Toten geführt, alleine um die Rohstoffe in der Welt unter ihre Kontrolle zu bringen.

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    Die USA sind das Beispiel in der Welt wie man es NICHT machen sollte und daher können und dürfen wir eigentlich nicht in einem Bündnis mit den USA bleiben, denn deren Werte können nicht unsere Werte sein.

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    [Die Redaktion: Kommentar gekürzt.]

  • Das Territorium der DDR verkam stillschweigend zum NATO-Kommando-Gebiet. Die Ost-Paktländer Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien und die Slovakei folgten dann 2004 dem Lockruf des westlichen Militärbündnisses. Deutsche Mainstream-Medien fanden das gut und richtig. Dass es sich bei dieser Strategie um die klassische Einkreisungspolitik gegen Russland handelte, fiel kaum jemandem auf. Und wenn doch, dann funktionierte der alte Anti-Russenreflex, der seine Wurzeln in der Nazi-Theorie vom Untermenschen hat: Der Russe ist immer der Feind.

     

    Obwohl die NATO ein Militärbündnis gegen den Sozialismus war, und der nun schon länger verschwunden ist, wird es weiter ausgebaut. So wie das Spionage-Netz der USA immer größer und dichter wird, so breiten sich die NATO-Stützpunkte immer mehr aus. Mit einem einzigen Ziel: Dem US-Imperium die Kontrolle über die Welt zu sichern. Dafür befiehlt Obama die Drohnen-Morde, dafür lügt und betrügt er. Und die europäischen Politiker, unter ihnen auch die deutschen, beugen die Knie vor der Supermacht

  • NM
    nowhere man

    Da heute der große Mann sprechen wird, mal ganz klein (mit einem Liberalismus-Konzept, von dem sich die diesbezüglich suchende grüne Partei vielleicht das ein oder andere mal auf Basis-Ebene anschauen könnte): Auf www.telefoniert-nach-hause-de wird auf Geräteebene der jeweilige Wahnsinn des letzen halben Jahres gesammelt, jeder kann sein Erfahrungswissen einbringen. Ohne Einsicht der Nutzer wird es keine Organisieren geben, daß den Willen aufbringt, politisch wirklich tätig zu werden und auf die Brisanz der Lage aufmerksam zu machen für diese Generation und die Kindergeneration unserer Kinder. Ganz 'nachhaltig' Auf Merkel oder die nächste Wahl zu warten, wäre nur Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit, könnte man denken.

  • M
    Michael

    Wer so eindrücklich nachgewiesen bekommt, dass die ganze Überwacherei in Bezug auf Terroristen nichts bringt, und dennoch damit fortfährt, jedes Jahr Zig Milliarden dafür aufzuwenden, der beweist, dass es ihm gar nicht um Terrorismus geht.

    Man stelle sich einmal vor, wie viele tausende Amerikaner jedes Jahr gerettet werden könnten, wenn die gleichen Mittel für die konventionelle Fahndung nach illegalen Waffen eingesetzt würden.

    Amerika steht vor einer ungeheuerlichen Neuauflage der Mc.Carthy-Ära. Die Amerikaner werden schon noch merken, dass jeder, der der NSA nicht genehme Auffassungen vertritt, mit allen Mitteln (also auch den Erkenntnissen aus der Totalüberwachung) unter Druck gesetzt wird.

    Möglicherweise kann nicht einmal Obama es sich noch leisten, die Rechte der NSA einzuschränken.

    Europa hat nur die Wahl, mit in den Abgrund zu rennen oder sich zu emanzipieren - notfalls auch ohne Great Britain.

    Was das bedeutet, kommt erst zaghaft in den Köpfen an: Gegenspionage, Anwerbung von Überläufern, strafrechtliche Verfolgung von US-Spionen, Schließung von Geheimdienstniederlassungen in Europa usw.

    Die neue Grußformel im US-Kongress lautet:

    "Mr. Speaker, Mr. Vice President, Members of Congress, here comes the president of the UNSA."

  • Schon was Bequemes

     

    http://youtu.be/nxlUizNhm54