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Überschwemmungen in LibyenKlimawandel tötet

Das Sturmtief „Daniel“ wütete zunächst in Griechenland, nun in Libyen. Dass es so verheerende Folgen hat, liegt auch an den hohen Meerestemperaturen.

Straßenzene nach dem Sturm im libyschen Derna am 11. September Foto: Libyan government via ap

Die Naturkatastrophe mit tausenden Toten in Libyen ist offenbar eine drastische Folge des Klimawandels. Ausgelöst wurden die schweren Regenfälle durch das Sturmtief „Daniel“, das tagelang über dem Mittelmeer tobte und zunächst weite Flächen in Griechenland überschwemmt hat. Die seit Monaten extrem hohen Meerestemperaturen begünstigen laut Klimaforschern die Welle von Starkregenereignissen.

Schon vor einer Woche hatte der Deutsche Wetterdienst sintflutartige Regenfälle zunächst in Griechenland prognostiziert. Die erwarteten Niederschlagsmengen würden „wohl so ziemlich jede Statistik sprengen“.

So kam es dann auch. Von Montag bis Donnerstag vergangener Woche setzte sich das Sturmtief über Mittelgriechenland fest. Starkregen überschwemmte Dörfer und Städte. Die Niederschlagsmengen erreichten zwischenzeitlich nie gekannte Höhen von teils mehr als 700 Liter pro Quadratmeter in weniger als 24 Stunden. Zum Vergleich: Beim Ahrtal-Hochwasser im Juli 2021 waren je nach Region 115 bis 140 Liter gemessen worden – und das in drei Tagen.

Bis Sonntag meldeten die griechischen Behörden 15 Todesopfer, zwei Menschen wurden nach Angaben des Zivilschutzes noch vermisst. In der Türkei und Bulgarien kamen laut den Behörden zwölf Menschen ums Leben. Das Ausmaß der Schäden ist unklar, weil immer noch große Gebiet unter Wasser stehen.

Die globale Erderwärmung erhöht extreme Niederschläge

Übers Wochenende zog das Sturmtief dann südwestlich Richtung Libyen ab. Dabei konnte es sich über dem aktuell extrem warmen Mittelmeer mit Wassertemperaturen von gebietsweise über 26 Grad nochmals aufladen. Als der Sturm ab Sonntag in Libyen aufs Festland traf, kam es zu den befürchteten tödlichen Starkregen.

Zerstörung nach dem Sturm und den Überflutungen in Derna Foto: Libyan government via ap

Schon seit Ende März wird weltweit eine extrem hohe Temperatur der Meeresoberflächen registriert. Sie liegt aktuell 0,4 Grad höher als vor einem Jahr und fast 1 Grad höher als im Schnitt der Jahre 1982 bis 2011. Das verstärkt auch die sowieso hohen Lufttemperaturen, weil die Luft sich über dem Meer nicht mehr so gut abkühlen kann. Die vergangenen drei Monate waren nach Angaben der Weltmeteorologiebehörde (WMO) die heißesten, die seit Beginn der Aufzeichnungen 1940 gemessen wurden.

Je wärmer die Luft, desto mehr Wasser kann sie aufnehmen: mit jedem Grad mehr 7 Prozent mehr Wasserdampf. Diesen trägt sie dann vom Meer aufs Land, wo er als Starkregen niedergeht. Auf diesen altbekannten Zusammenhang weisen Experten wie Stefan Rahmstorf, der am renommierten Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung tätig ist, seit langem immer wieder hin: „Die globale Erwärmung erhöht aufgrund der Grundphysik extreme Niederschläge.“ Der Wasserdampf führt aber nicht nur zu mehr Regen. Da er wie CO2 ein Treibhausgas ist, verstärkt er noch den Klimawandel.

Zur Lage in Nordafrika äußerste sich Rahmstorf auf X, ehemals Twitter, nur äußert knapp: „Jetzt auch Libyen.“

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4 Kommentare

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  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Die Gegenüberstellung der Niederschlagsmengen und der Niederschlagsintensität in Griechenland und im Ahrtal zeigt, dass der Umfang und die Schwere der Schäden im Ahrtal hauptsächlich der dort nicht an die regionalen Landschaftsverhältnisse angepassten Siedlungsform geschuldet sind.

  • Libyen hat knapp 7 Millionen EInwohner:innen. Laut rotem Kreuz sind nun 10000 Menschen vermisst. Das entspräche auf Deutschland hochgerechnet mehr als 100000 Menschen. Es ist die größte Katastrophe in der Geschichte Libyens. Ich erinnere mich, wie die Zeitungen voll waren auf den Titelseiten, als wir damals angeblich dem libyschen Volk durch Krieg helfen wollten. Die Folgen sind bekannt. Ich habe nicht den Eindruck, dass die derzeitige Katastrophe auch nur annähernd ausreichend Raum bekommt.

    Von Schadenersatz redet niemand, trotz der Hauptverantwortung für den Klimawandel. Afrika trägt zu diesem nahezu nichts bei, Deutschland verbraucht 3,4 Erden, die USA 4,8.

    Vorhergesagt sind wissenschaftlich 1,2 Milliarden Geflüchtete in 25 Jahren wegen des Klimawandels. Diese fürchterliche Katastrophe macht deutlich, dass dies wohl so kommen wird. Es sind ja nur die Vorboten dessen, was sich immer mehr verschärfen wird.

    Derweil hasst die Bevölkerung in Deutschland Mehrheit die letzte Generation und auch die Politik der radikalen Abschottung findet die große Mehrheit richtig - die Grünen wollen es nur anders nennen, aber dennoch als genau dies praktizieren.

    Die Abschottungsanlagen werden ggf. vorhanden sein, um die 1,2 Milliarden Geflüchteten dann demnächst im absoluten Elend vegetieren oder sterben zu lassen. Ich halte diese Befürchtung nicht für übertrieben und Libyen zeigt uns, dass der Weg dorthin geht.

    Trotzdem noch durch die Welt ziehen, auf andere mit dem Finger zeigen und sich selbst auf die Schulter klopfen, wie gut die viele Erden Vernutzenden doch die Menschenrechte schützen würden, ist eine Art von Comedy, die in Anbetracht der tödlichen Situation alle Grenzen übersteigt.

    Der Klimawandel sollte langsam nicht mehr einfach als ein Problem, sondern als ein Menschheitsverbrechen diskutiert werden, und diejenigen, die das Steuer nicht umgerissen haben, als das, was sie sind: Täter:innen. Ein Land, was 3,4 Erden verbraucht, begeht Unrecht.

    • @PolitDiscussion:

      Sie sprechen davon, dass seinerzeit die Zeitungen "voll waren", als "wir dem libyschen Volk durch Krieg helfen wollten".

      Ich kann mir nur vorstellen, dass Sie mit besagtem Krieg die Umsetzung der Resolution Nr. 1973 des UN-Sicherheitsrates meinen. Allerdings verstehe ich dann nicht, warum Sie in dem Zusammenhang von "wir" sprechen - denn neben Russland, China, Indien und Brasilien hat auch Deutschland im Sicherheitsrat seinerzeit NICHT für die besagte Resolution gestimmt.

      Im Eifer des Gefechts muss Ihnen da etwas durcheinander geraten sein. Wir sollten unsere legitime Empörung nicht durch Geschichtsverdrehung delegitimieren.

      de.wikipedia.org/wiki/Resolution_ 1973_des_UN-Sicherheitsrates

  • Man muss sich doch sehr wundern, dass nicht rechtzeitig, deutlicher und mit den entsprechenden Konsequenzen vor der sich lange anbahnenden Katastrophe gewarnt wurde. Vor mindestens eine Woche schon konnte man bei jeder besseren Wetterapp sehen, dass der hurrikanähnliche Sturm von Griechenland nach Nordafrika ziehen würde. Das müssen doch Millionen Menschen gesehen haben, darunter waren sicher auch ein paar Katastrophenschützer oder sonst wie geschulte Experten mit Einfluss. Greifen die nur ein, wenn es zu spät ist?