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Übernahme von Thermostat-HerstellerGoogle drängt in die Haushalte

Der Internetkonzern will angeblich beim Stromsparen helfen. Tatsächlich baut er aber seinen Einflussbereich im Alltag weiter aus.

Suchbild mit Thermostat an der Wand und Feuermelder an der Decke. Bild: dpa

BERLIN taz | Bei den Autos hat der Konzern sich schon eingeklinkt - nun will Google auch in das zuhause seiner Nutzer. Nicht nur mit seiner Suchmaschine oder mit dem Android-Betriebssystem für Smartphones. Nein, Google setzt auf Daten liefernde Hardware. Und hat dafür Nest Labs übernommen, einen Hersteller von Thermostaten und Feuermeldern. 3,2 Milliarden US-Dollar lässt sich der Internetkonzern die Übernahme kosten, Berichten zufolge ist es die zweitgrößte in der Geschichte des Konzerns.

Der Hersteller Nest war bisher vor allem branchenintern bekannt. Das erst 2011 gegründete Unternehmen hat eine Art intelligentes Thermostat entwickelt: Es lässt sich nicht nur mit der bekannten Drehbewegung, sondern auch aus der Ferne per Smartphone verstellen und merkt sich die vom Nutzer getroffenen Einstellungen.

Innerhalb weniger als zwei Wochen baut es dann ein Nutzerprofil auf und steuert die Temperatur dann selbstständig. So soll der Nutzer Energie sparen können. Markant ist das Produkt auch deshalb, weil ihm anzusehen ist, dass ein ehemaliger Apple-Mitarbeiter Unternehmensgründer ist - es erinnert optisch an die Drehscheibe eines iPods.

Nach der kürzlich angekündigten Kooperation von Google mit Audi macht sich der Konzern mit der Übernahme bereit, in einen weiteren Bereich des alltäglichen Lebens vorzudringen. Das passt ganz zur bisherigen Politik des Datensammelns: Die Thermostate etwa verraten über die Temperatur viel über die Lebensgewohnheiten ihrer Nutzer: Wann verlässt ein Bewohner morgens das Haus, wann ist er am Wochenende daheim, wann im Urlaub. Sensoren für Aktivität sollen feststellen, ob jemand da ist. „Es wird keine leere Wohnung geheizt oder klimatisiert“, heißt es auf der Website des Unternehmens.

Ein weiterer Sensor, mehr Informationen

„Immer, wenn ich den Fernseher anstelle, ist das ein Zeichen dafür, dass ich zu Hause bin. Wenn die Kühlschranktür aufgeht, ist da ein weiterer Sensor, der weitere Informationen liefert", erklärte Nest-Gründer Tony Fadell die Idee gegenüber der New York Times. Anfang Dezember sagte er auf der Konferenz LeWeb in Paris: „Wir sehen, wenn Leuten ihr Toast verbrennt oder Kohlenstoffmonoxid austritt.“

Es ist das Internet der Dinge, das derzeit vor allem Datenschützern Kopfschmerzen bereitet. „Es wäre naiv anzunehmen, dass die NSA keinen Zugriff auf diese Daten hat“, sagt Florian Glatzner vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Er kritisiert, dass es auch in Europa kaum Regulierung für derartige Vernetzungen, Datensammlungen und -weitergabe gibt.

„Die Bußgelder sind lächerlich und so schaffen die Unternehmen eben Fakten.“ Lösen könne das die Datenschutzgrundverordnung, die ursprünglich noch vor der Europawahl fertig werden sollte. Danach sieht es derzeit aber nicht aus. Ganz vorne bei den Blockierern eines wirksamen Datenschutzes: Deutschland.

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4 Kommentare

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  • H
    Hannes

    Manchmal komme ich aktuell vor wie ein Mensch zur Zeit der Entdeckung des Feuers, der sich ständig anhören muß "Ihr werdet alle noch sehen, was ihr von diesem Feuer habt, man kann sich dran verbrennen! Denkt an meine Worte, wenn ihr euch verbrennt! Teufelszeug!"

     

    Die Frage ist nicht, ob das gut ist. Die Frage ist, ob wir Regeln finden und duchsetzen, um das möglichst gefahrlos zu nutzen.

     

    Denn nutzen werden wir es ohnehin, weil fast allen Menschen konkreter praktischer Komfort und Nutzen und Spass wichtiger ist als theoretische potentielle zukünftige Nachteile. Wer das nicht kapiert, der wird nie etwas anderes tun als dazusitzen und verzweifelt die Welt nicht zu verstehen.

  • E
    Erich

    Hmm, unsere Heizung ist jetzt fast 30 Jahre alt und funktioniert tadellos. Unser Monteuer meinte bei der letzten jährlichen Wartung, dass eine neue Heizung kaum die Einsparung wert ist. Für mein Android-Handy bekam ich ein ein halbes Jahr nach Erwerb das letzte Update. Danach nie wieder.

     

    Ich glaube NICHT, dass ich irgendwas an meinem Haus von einem Konzern ausrüsten lasse, der halb so alt ist wie meine Heizung und dessen bisherige Produkte eine Halbwertzeit von wenigen Monaten haben ;-)

    • @Erich:

      Gut formuliert!

      Mir ist auch nicht klar, warum ich Heizung an/aus, Fenster auf/zu oder Licht an/aus an eine automatische Steuerung übergeben muss, die dann auch noch am Netz hängt.

      Das bekomme ich gerade so noch selber gebacken :-D

  • T
    Tom

    Und warum, liebe taz, koopiert ihr mit einem solchen Unternehmen, indem ihr Google Nexus Geräte als Prämien habt und eure App ausschließlich im Google Play Store anbietet? (Eine Alternative wäre z.B. F-Droid, dann könntet ihr auch gleich dafür Sorgen, dass die App OpenSource wird)

     

    Ich würde mich freuen, wenn diese Anregung ihren Weg an die richtige Stelle findet, um auch Gehör zu finden.