Überfüllter Hamburger Hauptbahnhof: Bahn ganz unten
Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) schlägt einen neuen S-Bahntunnel quer durch Hamburg vor, um den Hauptbahnhof zu entlasten.
Der Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Cuxhaven-Stade verwies bei der Eröffnung der S-Bahn-Station Elbbrücken darauf, dass der Hauptbahnhof als wichtigster Verkehrsknoten im Norden an seiner Kapazitätsgrenze arbeitet. Mindestens 500.000 Menschen drängeln sich täglich durch diesen Bahnhof. Nirgendwo in Deutschland sind es so viele.
Ferlemann regte deshalb eine Machbarkeitsstudie für einen zusätzlichen Tunnel nach Altona an. Dann könnte die S-Bahn aus der Bahnhofshalle verschwinden und ihre heutigen oberirdischen Gleise würden für Regional- und Fernzüge frei. „Wir werden die Zukunft des Nahverkehrs in Hamburg auf der S-Bahn nicht bestehen, wenn wir nicht den Mut haben, dieses gemeinsam zu stemmen“, sagte der Staatssekretär.
Der ebenfalls angereiste Bahn-Vorstand Ronald Pofalla fand das prima: „Die Grundidee, visionär zu denken, um die zunehmenden Verkehre vernünftig zu organisieren, halte ich für richtig“, sagte er und versprach, den Vorschlag zu prüfen.
Der Verkehrssenator freut sich
Er habe bereits im Sommer mit Pofalla über die fehlende Gleiskapazität in Hamburg gesprochen, kommentierte Verkehrssenator Michael Westhagemann (parteilos). Dass der Bund deren Notwendigkeit anerkenne, freue ihn natürlich. Dabei ist aus Sicht der Verkehrsbehörde offen, ob einer solcher Tunnel nur die S-Bahn aufnehmen sollte. „Die Überlegungen stehen ganz am Anfang“, sagt Behördensprecherin Susanne Meinecke, die lieber das Wort „Bahntunnel“ verwendet.
Die Verkehrsbehörde hielte es für sinnvoll, einen solchen Bahntunnel zusammen mit der U5 zu planen, die ebenfalls dicht am Hauptbahnhof vorbeiführen soll. Er habe Pofalla früh darauf hingewiesen, „dass es jetzt Sinn machen würde, einen gemeinsame Planung vorzunehmen“, sagt Westhagemann.
Die Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sudmann von der Linken sieht im Zusammenhang mit der U5 eher ein Problem: „Der Platz unterm Hauptbahnhof ist begrenzt, eine zeitliche und räumliche Kollision mit dem geplanten U5-Tunnel ist absehbar“, warnt sie.
Wichtig sei es, mit der Tunneldiskussion nicht von den sofort möglichen Verbesserungen abzulenken. Weshalb die Regionalzüge aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern heute noch am Hauptbahnhof wendeten und zurückführen, fragt die Abgeordnete der Linken. Heute blockierten sie ewig die Gleise, während sie bei einer Weiterfahrt in ein anderes Bundesland binnen Minuten abgefertigt werden könnten.
Heike Sudmann, Die Linke
Damit rennt Sudmann eine offene Tür ein: Wie der Senat auf SPD-Anfrage mitteilte, planen die drei Bundesländer eine umfangreiche Untersuchung zum Thema „Durchbindung“ der Züge in Auftrag zu geben. Das soll in einem dreistufigen Verfahren geprüft werden. Mit Ergebnissen sei Ende 2020 zu rechnen.
Sudmann gibt den Planern noch etwas auf den Weg: „Wer mehr Platz für Züge will, braucht den heutigen Bahnhof Altona mit seinen Gleiskapazitäten.“ Der geplante Fernbahnhof Diebsteich sei dafür zu klein.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Gerichtsentscheidung zu Birkenstock
Streit um die Sandale