Über einen angeblich normalen Vornamen: (K)Ein Kind namens Putin
Eine Berlinerin wollte ihr Kind nach dem russischen Präsidenten nennen. Doch daraus wurde nichts. Dabei soll das ein ganz normaler Vorname sein.
Die Dolmetscherin versuchte, die Mutter in ihrer Namenswahl umzustimmen. Als ihr das nicht gelang, verweigerte sie ihre Hilfe bei der Beurkundung und machte den Fall öffentlich. Die Dolmetscherin ist in vietnamesischen sozialen Netzwerken sehr aktiv, darum schlägt ihr Beitrag „Ich heiße Putin Nguyen“ dort hohe Wellen. „Putin ist ein Name, der weltweit für Empörung sorgt. Eltern sollten wissen, dass das Kind in Schule und Gesellschaft ein Problem hat“, ist einer der Kommentare. Immerhin scheint der Shitstorm die Mutter dann doch von der Namenswahl abgebracht zu haben.
Rona Tietje (SPD), zuständige Stadträtin in Pankow, sagt der taz, die KollegInnen des Standesamtes in Pankow seien bisher nicht mit dem Anliegen konfrontiert worden, dass Eltern ihren Sohn mit Vornamen Putin nennen wollten.
Recherchen der taz zufolge gab es allerdings 2018 einen solchen Fall. Eine alleinerziehende vietnamesische Bewohnerin eines nicht mehr existierenden Lichtenberger Flüchtlingsheimes nannte ihren Sohn „Putin“. Der Vorname wurde so beurkundet.
„Ein zulässiger Vorname“
Kevin Hönicke (SPD), zuständiger Stadtrat für Lichtenberg, schließt zwar für die beiden letzten Jahre aus, dass der Vorname Putin in seinem Bezirk vergeben wurde. Für die Jahre zuvor lägen jedoch keine Statistiken vor, so Hönicke. Und er fügt hinzu: „Der Name Putin wurde in Deutschland bereits als Vorname vergeben. In diesem Fall würde es keine Einwände geben, wenn die Eltern diesen Namen für das Kind bestimmen wollen.“
Auch die Amtsleiterin im Bezirksamt Spandau, Anke Lausecker, sagt: „Der Name Putin ist ein zulässiger Vorname für einen Jungen.“ In Spandau sei er seit 2018 aber nicht vergeben worden.
Putin ist kein vietnamesischer Name, in Vietnam wäre er darum als Vorname wahrscheinlich nicht anerkannt. Er ist aber ein selten vorkommender altslawischer Vorname. Wie oft er in Deutschland vergeben wurde, ist nicht bekannt, denn die Vornamensstatistik der Standesämter ist bei seltenen Vornamen ungenau. Aus diesen bundesweiten Angaben geht lediglich hervor, dass der Vorname in den letzten Jahren einzelne Male vergeben wurde, auch in Berlin.
In Schweden hatte ein Standesamt 2021 für einen Jungen zuerst den Vornamen Putin und danach auch die Vornamen-Kombination Wladimir Putin abgelehnt. Der Vorname dürfe den Namensträger nicht beleidigen oder in Verlegenheit bringen oder als unpassend angesehen werden, so die Begründung. Die Familie hatte Presseberichten zufolge angekündigt, dagegen zu klagen. Das Ergebnis ist nicht bekannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs