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US-Vorwahlen der DemokratenDer Westen „feels the Bern“

Bernie Sanders schlägt Hillary Clinton in Alaska, Washington und Hawaii. Der Präsidentschaftskandidatur ist der damit nicht wirklich nähergekommen.

Im Westen mag man ihn: Bernie Sanders Foto: ap

Washington ap | US-Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders hat Vorwahlen der Demokraten in drei Staaten im Westen der USA gewonnen. Die Ergebnisse der Abstimmungen in Washington, Alaska und Hawaii am Samstag änderten wenig an dem erheblichen Vorsprung seiner Rivalin Hillary Clinton mit Blick auf die Zahl der Delegiertenstimmen, die für die Präsidentschaftsnominierung benötigt werden. Der Erfolg von Sanders betont jedoch Clintons Schwachstellen innerhalb der Partei.

In einem Interview stellte Sanders sein Abschneiden als Teil eines westlichen Comebacks dar. Er rechne damit, bei der Verlagerung der Präsidentschaftsvorwahlen zu liberaleren Staaten im Nordosten der USA die Delegiertenlücke zu Clinton zu schließen. „Es gibt einen Pfad zum Sieg“, sagte Sanders der Nachrichtenagentur AP. Doch angesichts der Tatsache, dass Clinton weit vorne liegt, ist dies ein schwieriger Pfad.

Sanders holte am Samstag mindestens 36 Delegiertenstimmen, Clinton elf. Das endgültige Ergebnis aus Hawaii, wo die Demokraten am Samstag auch abstimmten, stand am Sonntagmorgen noch aus, Sanders liegt laut NBC News bei rund 71 Prozent der Stimmen.

Clinton hatte ihre Vorwahl-Schlappen erwartet. Sie hatte kaum Wahlkampf in Washington, Alaska und Hawaii gemacht. Die Politikerin konzentriert sich nun auf die Abstimmung am 19. April in New York, dem Staat, den sie als Senatorin repräsentiert hatte.

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Nach den zwei Siegen von Sanders in Washington und Alaska führt Clinton laut einer AP-Analyse bei der Delegiertenzahl mit 1.234 zu 956. Noch höher fällt Clintons Vorsprung aus, wenn man die sogenannten Superdelegierten hinzuzählt, die frei zwischen den Kandidaten entscheiden können: Danach verfügt sie über mindestens 1.703 und Sanders über mindestens 985. Um Präsidentschaftskandidat zu werden, müsste Sanders bis Juni mehr als 67 Prozent der verbleibenden Delegierten und ungebundenen Superdelegierten gewinnen. Für die Nominierung sind bei den Demokraten 2.383 Delegierte nötig.

Sanders hat inzwischen 14 Vorwahlsiege auf dem Konto. Erfolg hatte der Senator bisher zumeist in den Staaten mit überwiegend weißer Bevölkerung und bei denen als „Caucuses“ bekannten Wahlversammlungen, zu denen tendenziell besonders aktive liberale Demokraten kommen. Breiten Rückhalt genießt Sanders vor allem unter Jungwählern, seine Kundgebungen ziehen oft begeisterte Menschenmengen an.

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8 Kommentare

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  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Die Situation ist vertrackt. Clinton ist eine Opportunistin die in der Vergangenheit ihre Positionen gewechselt hat wie es ihr grade passte. Vor ein paar Jahren war sie z.B. noch strikt gegen die Homo-Ehe und finanziert wird sie von der Wallstreet. Wäre ich so ein "richtiger" Linker würde ich mich an ihr stören.

     

    Sanders hingegen hat ziemlich kongruente Positionen und das schon seit Jahrzehnten. Zum Vergleich ist diese Grafik ganz nett: https://goo.gl/iFECcH

     

    Ich befürchte das dieser lange Kampf vor allem einen nützten wird: Donald Trump.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Ist eigentlich nix vertrackt dran - Sanders ist der linkere und bessere Kandidat. Allerdings heisst das eben auch, dass die demokratische Partei alles daran setzen wird, ihn zu verhindern.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @BigRed:

        Sanders ist auf jeden fall weiter links. Keine Frage. Ob Ihn das gleich zum besseren Kandidaten macht ist eine andere Frage.

         

        Vertrackt wird die Lage durch die möglichen Konstelationen. Wenn Sanders der Kandidat wird hat er einen sehr schweren Stand. Die Amerikaner mögen den Sozialismus nicht. Allein durch das Label "Sozialist" wird er für einen großen Teil der Amerikaner unwählbar. Dann noch eine Mehrheit zu gewinnen wird schwer.

         

        Wird Hillary es sind die Chancen auf eine Präsidentschaft der Demokraten besser aber mit der Rückendeckung aller Sanders Anhänger kann sie nicht rechnen.

         

        Die politische Landschaft in den USA ist anders als unsere. Es ist nicht abwegig anzunehmen das einige von Sanders Anhängern lieber Trump als Clinton wählen. Der Umstand das ihre eigenen Parteien ihre Nominierung verhindern wollen ist nicht die einzige Gemeinsamkeit von Sanders und Trump.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Das ist ein Irrtum.

          Nach allen auffindbaren Umfragen kann Sanders gegen jeden republikanischen Kandidaten besser bestehen als Clinton.

          Die von Ihnen dargestellte Sichtweise wird uns von den deutschen Medien aufgeschwätzt. Belege dafür gibt es nicht.

          Den Teil der amerikanischen Wähler, den Sie beschreiben, gibt es natürlich. Es stellt sich allerdings mittlerweile so dar, dass er keine 50% der aktiven Wähler mehr ausmacht.

           

          Es wäre bitter, sollte Trump bei einem Duell gegen Clinton die Karte "Bürgerpräsident" (dann zu Recht) spielen können.

          Medikation: Sanders nominieren.

  • Dass die taz wieder völlig unreflektiert ap-Meldungen übernimmt finde ich wirklich enttäuschend. Gerade von der taz könnte man doch erwarten, dass sie sich mit dem einzig progressiven kandidaten Bernie Sanders mal auseinandersetzt. Stattdessen werden hier die selben Meldungen wie immer reproduziert: Bernie ist schon gut, wird aber eh alles nicht reichen.

    Das Märchen mit den Superdelegates wird immer wieder wiederholt, obwohl doch schon die 2008er Wahl gezeigt hat, dass die Superdelegates mehrheitlich auch dann den Kandidaten wählen mit den meisten pledged votes. Da war es nämlich auch so, dass Clinton anfangs deutlich mehr Superdelegates hatte als Obama, welche dann gewechselt sind als die Vorwahlergebnisse klar waren.

    Bleiben also nach momentanen tatsächlichen Angaben ein Rückstand von 278 pledged votes für Sanders. Das klingt viel? Mag sein, man muss es aber mal ins Verhältnis setzen. Alleine bei einer einzigen Vorwahl, in Kalifornien, werden 548 Stimmen vergeben. Laut Adam Riese reicht es also schon, wenn Sanders Kalifornien mit knapp 66% der Stimmen gewinnt um den 278-Stimmen Rückstand komplett aufzuholen. Und dass dies nicht unmöglich ist hat das Ergebnis im ähnlich strukturierten Washington gerade gezeigt, wo Sanders mit knapp 73% gewann.

     

    Und zu berücksichtigen ist auch, dass fast alle Südstaaten (mit höheren Anteilen an schwarzer Bevölkerung, die aus mir unerklärlichen Gründen lieber Clinton wählen als einen aktiven Bürgerrechtler aus der Zeit von Martin Luther King...) bereits gewählt haben und die Demographics der verbleibenden Staaten deutlich besser für Sanders sind.

    • @Dubiosos:

      So sehr ich Ihren Ausführungen zustimme - die demokratische Partei will Sanders nicht, weil er relativ links ist und sie das nicht gebrauchen können. Und Superdelegierte sind nun mal Parteietablissement. Bei Obama war das anders, weil der sich weniger weit links positionierte und mit sich Insider für seinen Wahlkampf holte. Bei dem wussten sie, das nix zu linkes zu erwarten war...genauso hat er dann ja auch regiert.

      • @BigRed:

        Die Frage ist, ob sich die Super-Delegates trauen werden, das Ergebnis nach "Pledged Votes" im Zweifelsfall umzubiegen. Nicht auszudenken, sollte dann im Nachgang auch noch Clinton die Wahl verlieren, was laut Umfragen zumindest wahrscheinlicher ist als bei Sanders.

        Gut möglich, dass es danach nicht mehr nur ein Zweiparteiensystem gibt. Dasselbe gilt übrigens genauso bei den Republikanern...