piwik no script img

US-Verbündete verkünden SiegLetzte IS-Bastion in Syrien gefallen

Nach wochenlangen Kämpfen verkünden SDF-Rebellen den militärischen Sieg in Baghus. Der „Islamische Staat“ ist besiegt. Seine Kämpfer bleiben aber gefährlich.

Das war's dann erstmal mit dem IS: Baghus, Syrien, am 22. März 2019 Foto: ap

Beirut rtr | Nach wochenlangen Kämpfen ist die letzte Bastion der Islamisten-Miliz IS in Syrien US-Verbündeten zufolge gefallen. „Baghus wurde befreit“, erklärte ein Vertreter der Syrischen Demokratischen Streitkräfte (SDF) am Samstag auf Twitter. Die Miliz „Islamischer Staat“ sei besiegt. Das von den Extremisten vor fünf Jahren ausgerufene Kalifat gebe es nicht mehr.

Allerdings waren auch danach noch vereinzelt Schüsse und Granateneinschläge zu hören. Die Einnahme von Baghus soll faktisch das Ende der IS-Herrschaft in der Region besiegeln. Die Islamisten hatten 2014 weite Teile des Iraks sowie Syriens erobert und dort ein Kalifat ausgerufen.

Mehr als 60.000 Menschen sind in den vergangenen zwei Monaten aus dem umkämpften Gebiet an der irakischen Grenze geflohen. Etwa 5.000 IS-Kämpfer hatten sich laut SDF ergeben. Die kurdisch dominierte Rebellenorganisation war von den US-Streitkräften mit Luftangriffen unterstützt und nach eigenen Angaben trotz erbitterten Widerstands zuletzt immer weiter in den Ort Baghus vorgedrungen.

Dabei sei sie vorsichtig und langsam vorgegangen, um zivile Opfer zu vermeiden. Sie musste zuletzt vor allem gegen IS-Kämpfer vorgehen, die sich in Gräben und Tunneln verschanzt hatten und Teile des Ortes vermint hatten. Der jüngste Vormarsch veranlasste US-Präsident Donald Trump allerdings bereits am Freitag den Sieg auszurufen.

Die Eroberung von Baghus am Ostufer des Euphrat stellt zwar einen Meilenstein im Kampf gegen den IS dar, der im Irak schon seit längerem als besiegt gilt. Vollständig besiegt sind die Islamisten allerdings nicht.

Ein Machtfaktor in Syrien entfällt

Einige Extremisten haben sich in abgelegene Wüstengebiete in Zentralsyrien zurückgezogen, andere sind in irakischen Städten untergetaucht. Sie bleiben eine Bedrohung. Zudem gibt es auch weiterhin IS-Verbündete in Afghanistan, Libyen, Nigeria und anderen Krisenregionen. Geheimdienste befürchten zudem, dass IS-Anhänger in westlichen Ländern neue Anschläge planen könnten.

Zum Höhepunkt seiner Macht beherrschte der Islamische Staat rund ein Drittel Syriens und des Irak.

Den IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi vermuten die USA im Irak. Er hatte sich 2014 in der großen mittelalterlichen Moschee in Mossul zum Kalifen und Herrscher über alle Muslime ausgerufen. Hervorgegangenen war die IS-Miliz aus einem Al-Qaida-Ableger in den Nachkriegswirren im Irak 2004. Im Machtvakuum des syrischen Bürgerkriegs gewann die Gruppe an Stärke und spaltete sich von Al-Qaida ab.

Zum Höhepunkt seiner Macht beherrschte der Islamische Staat rund ein Drittel Syriens und des Irak. Die Führung versuchte eine Staatsautorität mit eigener Flagge, eigenen Pässen und Militärparaden aufzubauen. Sie baute zudem ein Gräuel-Regime auf: Religiöse Minderheiten und Andersdenkende wurden verfolgt, Tausende Frauen und Mädchen vor allem aus der Bevölkerungsminderheit der Jesiden wurden als Sex-Sklavinnen verschleppt, es kam zu öffentlichen Hinrichtungen.

Westliche Gefangene wurden enthauptet, die Bilder davon im Internet verbreitet. Die IS-Führung rief Anhänger zu Anschlägen weltweit auf und reklamierte Attentate rund um den Globus für sich.

Die Eroberung von Baghus ist aber auch ein einschneidender Punkt im syrischen Bürgerkrieg, weil mit der IS-Miliz ein wichtiger Faktor wegfällt. Übrig bleiben die Armee des von Russland unterstützten Präsidenten Baschar al Assad, von der Türkei unterstützte Rebellen und die kurdische dominierten und von den USA unterstützten SDF-Rebellen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • Der IS( Krebs) ist nicht besiegt.

    Er hat zu lange existiert und hat schon gestreut.

    Es werden neue Strukturen geschaffen, die von Staaten wie die Türkei, Katar, Pakistan, Saudi-Arabien ausgenutzt werden, wenn sie gebraucht werden.

    Es wird alleine in den Gebieten die von den USA und den Kurden befreit worden sind mindestens ein Jahrzehnt dauern um das Monster zu einer Spuckgeschichte zu machen.

    Der schwierige Teil des Kampfes beginnt jetzt.

  • Man kann es nicht übersehen, dass diese Sieg nur dank dem russischen Eingreifen in Syrien möglich ist.

    Die amerikanische Kriege in Irak und Libyen haben die IS-Miliz geschürt. So konnten die Terroristen Waffen und Ausrüstung erhalten.

    • @Justo Fedorov:

      Ach, ich wusste noch garnicht, dass die Russen die YPG im Kampf gegen ISIS unterstützt haben...ich dachte immer, das wären die USA gewesen...aber Sie machen sich die Welt, wie sie Ihnen gefällt, nicht wahr?

      • @Rinaldo:

        Die Russen haben die YPG von Anfang an unterstützt. Das haben die USA an Anfang nicht gemacht, denn sie wollten die Türkei nicht belästigen. Das Erdogan-Regime betrachtet die YPG als Terrormiliz.

        • @Justo Fedorov:

          Ihre unverschämte Geschichtsfälschung ist besonders gut an Afrin zu sehen, das Putin im schmutzigen Deal an Erdogan verhökert hat. Fragen Sie mal die Kurden, ob die wollen, dass die USA abziehen...wie schon gesagt, Leute wie Sie, opfern lieber die linken Kurden Syriens auf dem Altar Ihrer Nibelungentreue zu Moskau, als dass Sie die Realität sehen wollen. Sie malen sich die Welt, wie Sie Ihnen gefällt.

          • @Rinaldo:

            Woher kommt denn die plötzliche Sympathie für die Kurden? Die Waffen, mit denen Erdogan die Kurden massakriert, kommen doch aus D und den anderen NATO Staaten.

            Tatsächlich sind die Kurden ihren neuen "Freunden" völlig egal. Sie dienen nur als Vorwand, Truppen in Syrien zu lassen. Also bitte ersparen Sie uns die Heuchelei.

  • Jetzt müssten ja eigentlich all diejenigen der Linken (und Rechten), die schon immer für den sofortigen Abzug der USA und des "Westens" aus Syrien plädierten, mit Trump übereinstimmen und das Feld Erdogan und Assad überlassen, danit beide gemeinsam gegen die YPG vorgehen können, um ein autonomes Kutdistan in Syrien zu verhindern. Nach der Lesart ist gegen dabei auch nichts gegen die Anwesenheit eines rechtsextremen Putin und einem Mullah- Iran einzuwenden, da sie ja den Diktator und Kriegsverbrecher Assad gerettet haben. Verstehen diese sog. "Linke " eigentlich ihre schizophrene Position gegenübet den von ihnen angeblich unterstützen Kurden? Aber dieserä sog. Linken wird die Kurden auch noch auf dem Altar ihrer opportunistischen Kalte-Krieger-Mentalität opfern.

    • @Rinaldo:

      Gespickt mit Unwahrheiten, aber auf Linie- wirres Zeug

    • @Rinaldo:

      Was für ein wirres Zeug...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Argumente?

        • @Rinaldo:

          Die Linke unterstützt schon seit Jahrzehnten die Kurden. Um nur eine Sache zu nennen.

          Ansonsten habe ich einfach keine Lust, auf alle Einzelheiten Ihrer wirren Verschwörungstheorien zu antworten.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das sehe ich auch so.